Kirchen in Nahost kritisieren Religionsbeleidigung

"Unglückliche Abfolge der Ereignisse in Frankreich"

Immer mehr Kirchenführer in der arabischen Welt äußern sich besorgt über die Ereignisse in Frankreich im Zusammenhang mit der erneuten Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch das Satiremagazin "Charlie Hebdo" – mit deutlichen Worten.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Gedenken an ermordeten Lehrer Samuel Paty in Paris / © Corinne Simon (KNA)
Gedenken an ermordeten Lehrer Samuel Paty in Paris / © Corinne Simon ( KNA )

"Wir verurteilen alle Versuche, die Religionen herabzusetzen, sowie alle Gewaltakte in unserer Eigenschaft als Brüder, die einen Gott verehren und dasselbe Heimatland teilen", heißt es in einer am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung des Rates der Kirchenführer in Jordanien.

Verzicht auf Beleidigung des religiösen Glaubens anderer

Sie unterstreichen darin eine gemeinsame Forderung aller Religionen nach "Toleranz, Liebe, Harmonie, Respekt für andere und dem Verzicht auf die Beleidigung des religiösen Glaubens anderer". Stattdessen gelte es, sich für eine Kultur des Dialogs, den Aufbau von Vertrauen und die Betonung gemeinsamer Werte einzusetzen.

Unter anderem verweist der Rat auf ein interreligiöses Harmonie-Dokument, das der jordanische König Abdullah II. im Jahr 2011 auf der UN-Generalversammlung vorgestellt habe. Jordanien werde von der Welt als "Modell islamisch-christlicher Harmonie" angesehen, das es zu schützen gelte.

Auch der Patriarch der mit Rom unierten chaldäischen Kirche, Kardinal Louis Raphael I. Sako, rief zu Koexistenz und Brüderlichkeit auf. "Die chaldäische Kirche im Irak und in der Welt verurteilt alle Formen der Beleidigung von Religionen und der Verletzung religiöser Überzeugungen unter jedem Vorwand und prangert gleichzeitig alle Gewaltakte im Namen der Religion an", heißt es in einer Stellungnahme von Mittwoch.

Ähnlich hatte sich am Dienstagabend der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III. geäußert. Der Vorsitzende des Rates der Kirchenoberhäupter des Heiligen Landes zeigte sich besorgt über eine zunehmende Polarisierung nach der "unglücklichen Abfolge der Ereignisse in Frankreich", wo Beleidigungen des Islam zu einem Rachemord an einem Lehrer sowie zu Verbrechen gegen unschuldige muslimische Zivilisten geführt habe. Den zivilisierten Dialog bezeichnete er "als einzige Interaktionsmethode, um die intellektuellen und ideologischen Lücken zwischen verschiedenen Religionen und Ideologien zu verringern".

Klage gegen "Charlie Hebdo"?

In Ägypten stellte sich laut Bericht der Zeitung "Egypt Independent" (Dienstag) der anglikanische Bischof Munir Hanna Anis, verantwortlich für die anglikanische Kirche in Ägypten und Nordafrika, hinter die Entscheidung des Großimams der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Scheich Mohammad Al-Tajjeb, Klage gegen "Charlie Hebdo" einzureichen.

Meinungsfreiheit dürfe nicht dazu genutzt werden, die Gefühle anderer Menschen zu verletzen. "Das Verspotten religiöser Symbole wird nicht als Meinungsfreiheit angesehen, sondern als Anstiftung zum Hass, der Gesellschaften spaltet und zerstört", so Anis laut Bericht bei Twitter.

Die erneute Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen hatte in der vergangenen Woche für Kritik verschiedener arabischer Länder und Institutionen geführt, darunter der Ältestenrat "Muslim Council of Elders" mit Sitz in Abu Dhabi.


Quelle:
KNA