Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings drei verschiedenen Kirchen an: entweder der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, dem 1992 gegründeten Kiewer Patriarchat oder der vor etwa 90 Jahren entstandenen "Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche". Einzig die mit Moskau verbundene Kirche wird von der Weltorthodoxie anerkannt. Die einzelnen orthodoxen Konfessionen machen selbst keine genauen Angaben über ihre Mitgliederzahl.
Die drei Kirchen unterscheidet vor allem ihre Haltung zum Nachbarland Russland. Das Kiewer Patriarchat pocht auf die Unabhängigkeit von Moskau und betrachtet die russisch-orthodoxe Kirche als verlängerten Arm von Staatspräsident Wladimir Putin. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats betont einerseits die traditionelle Einheit mit der russischen Orthodoxie. Andererseits genießt sie eine weitreichende Autonomie. Sie gründet eigenständig Eparchien (Diözesen), wählt selbst ihre Bischöfe und ist finanziell unabhängig von Moskau. Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der drei Kirchen waren in den vergangenen Jahren hauptsächlich an der Frage gescheitert, ob eine ukrainische Kirche eigenständig sein oder dem Moskauer Patriarchat unterstehen soll. (kna)
18.06.2018
In der orthodoxen Kirche verschärft sich der Streit zwischen den Patriarchaten Moskau und Konstantinopel um die Ukraine. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., wurde nun vor einem Alleingang gewarnt.
Diesen ausdrücklichen Hinweis setzte der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, ab, wie die Nachrichtenagentur Interfax am Montag meldete. Für eine Anerkennung der Autokephalie (Eigenständigkeit) der orthodoxen Kirche der Ukraine sei die Zustimmung aller orthodoxen Landeskirchen notwendig.
Außerhalb der rechtmäßigen Kirche?
Hilarion nannte es "merkwürdig", dass Bartholomaios I. in einer Predigt gesagt habe, dass das ukrainische Volk außerhalb der rechtmäßigen Kirche stünde und es daher "schleunigst eine Intervention von außen" geben müsse. Die zum Moskauer Patriarchat gehörende ukrainisch-orthodoxe Kirche verfüge über 12.000 Pfarreien und Millionen Gläubige in allen Teilen des Landes, so der Metropolit.
Nur die 1992 abgespaltene Kirche des Kiewer Patriarchats sei unrechtmäßig. "Diese Spaltung ist ein politisches Projekt", das überwunden werden könne.
Bartholomaios I. hatte in der Istanbuler Georgskathedrale gesagt: "Die Tatsache eines Schismas kann kein Argument dafür sein, guten Gewissens eine ganze Nation außerhalb der Grenzen von Wahrheit und Kanonizität der Kirche zu belassen und damit die Verantwortung vor Gott und der Geschichte zu leugnen." Vielmehr müsse diese Situation als "Antrieb für die Suche nach heilenden und vereinenden Lösungen" gesehen werden.
Gespräche über die Ukraine
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko und der Kiewer Patriarch Filaret hatten im April von Bartholomaios I., dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, offiziell verlangt, der ukrainisch-orthodoxen Kirche die Autokephalie zu verleihen. Die Kirche dürfe nicht Moskau unterstehen. Das Patriarchat von Konstantinopel führt derzeit zahlreiche Gespräche über die Ukraine. Wann eine Entscheidung fällt, ist offen.
Bartholomaios I. und alle 13 anderen orthodoxen Landeskirchen erkennen in der Ukraine bislang nur den Zweig der russisch-orthodoxen Kirche an. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Die Kirche genießt Umfragen zufolge das höchste Vertrauen von allen nationalen Institutionen.
Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings drei verschiedenen Kirchen an: entweder der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, dem 1992 gegründeten Kiewer Patriarchat oder der vor etwa 90 Jahren entstandenen "Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche". Einzig die mit Moskau verbundene Kirche wird von der Weltorthodoxie anerkannt. Die einzelnen orthodoxen Konfessionen machen selbst keine genauen Angaben über ihre Mitgliederzahl.
Die drei Kirchen unterscheidet vor allem ihre Haltung zum Nachbarland Russland. Das Kiewer Patriarchat pocht auf die Unabhängigkeit von Moskau und betrachtet die russisch-orthodoxe Kirche als verlängerten Arm von Staatspräsident Wladimir Putin. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats betont einerseits die traditionelle Einheit mit der russischen Orthodoxie. Andererseits genießt sie eine weitreichende Autonomie. Sie gründet eigenständig Eparchien (Diözesen), wählt selbst ihre Bischöfe und ist finanziell unabhängig von Moskau. Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der drei Kirchen waren in den vergangenen Jahren hauptsächlich an der Frage gescheitert, ob eine ukrainische Kirche eigenständig sein oder dem Moskauer Patriarchat unterstehen soll. (kna)