Kirche in NRW lehnt muslimischen Feiertag ab

"Zu viel des Guten"

Die katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen sieht die Einführung eines gesetzlichen muslimischen Feiertag skeptisch. Dies wäre "zu viel des Guten", sagte der Leiter des Katholischen Büros bei Landtag und Landesregierung, Pfarrer Antonius Hamers.

Pfr. Dr. Antonius Hamers / © Achim Pohl
Pfr. Dr. Antonius Hamers / © Achim Pohl

Dem Internetportal "Kirche-und-Leben.de" (Mittwoch) sagte Hamers, ein solcher Feiertag betreffe die gesamte Gesellschaft. Mit rund vier Millionen bildeten die Muslime in Deutschland aber eine Minderheit. Daher sei ein eigener Feiertag nicht notwendig. "Dafür müssten es schon ein paar mehr Muslime sein", erklärte der Geistliche.

Positiv bewertete Hamers jedoch, dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mit seinem Vorschlag versuche, auf die religiösen Belange muslimischer Mitbürger Rücksicht zu nehmen. Inzwischen hat der Politiker klargestellt, er wolle seine Äußerung ausdrücklich nicht als Vorschlag für einen islamischen Feiertag verstanden wissen.

Er hatte vergangene Woche im niedersächsischen Wolfenbüttel gesagt, über einzelne muslimische Feiertage in bestimmten Regionen könne man reden. Zugleich hatte er auf den Feiertag Allerheiligen (1. November) verwiesen, der nur in katholisch geprägten Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag ist.

Hamers: Rechtsanspruch für Muslime sinnvoll

Eine gute Alternative wäre es laut Hamers, eine Änderung im Feiertagsgesetz der Bundesländer vorzunehmen. In NRW seien darin auch jüdische Feiertage genannt, an denen Juden arbeits- und schulfrei nehmen könnten, ohne Lohnausfall oder andere Nachteile zu haben. Einen solchen Rechtsanspruch für Muslime zu schaffen, damit sie etwa am Zuckerfest ihren religiösen Pflichten nachgehen könnten, würde er begrüßen, sagte der Leiter der Verbindungsstelle der fünf NRW-Bistümer zur Landespolitik.

Die Kritik, durch die Gewährung muslimischer Feiertage könne die christliche Identität des Landes verloren gehen, wies Hamers zurück. "Die Christlichkeit unserer Gesellschaft geht nicht verloren, indem wir Menschen im Rahmen unserer Gesetze ermöglichen, ihre Religion zu leben", sagte er. Vielmehr sei jeder Christ aufgefordert, seinen Glauben zu leben, etwa durch Teilnahme an Prozessionen, Martinsumzügen oder am Sonntagsgottesdienst.


Quelle:
KNA