Mansour: Religionen können Rassismus und Vorurteile verstärken

"Anderes Verständnis von Religion anbieten"

Religionen können Rassismus und Vorurteile in der Gesellschaft verstärken, so der Psychologe Ahmad Mansour. Es sei wichtig, dass Religiosität gelebt werden könne, aber auch Toleranz gegenüber anders glaubenden Menschen vermittelt werde.

"Black Lives Matter": Protest gegen Rassismus / © Tyler Orsburn/CNS photo (KNA)
"Black Lives Matter": Protest gegen Rassismus / © Tyler Orsburn/CNS photo ( KNA )

Problematisch sei hier vor allem ein hoher Exklusivitätsanspruch, wie er etwa im konservativen und radikalen Islam, aber auch in Teilen von Christentum und Judentum vorhanden sei, sagte er am Montag im Deutschlandfunk: "Wenn wir anfangen, Menschen in Gläubige und Ungläubige zu teilen, dann muss ich sagen, dass diese Art und Weise von Religiosität Rassismus und Vorurteile zementiert."

"Ein anderes Verständnis von Religion" vermitteln

Er erlebe dies in der Arbeit mit Jugendlichen "sehr, sehr oft", ergänzte der Integrationsexperte. Wichtig sei es, "diesen Menschen ein anderes Verständnis von Religion anzubieten". Sie müssten ihre Religiosität leben können, aber zugleich Toleranz lernen gegenüber allen Menschen, die anders glauben und denken: "Ich kritisiere auch meine eigene Religion, aber das bedeutet nicht, dass ich die Wahrheit besitze und dass konservative Muslime irgendwie weniger wert sind als ich. Und ich erwarte von denen, dass sie genauso mit mir auch umgehen, wenn ich auch eine gewisse Religionskritik ausübe."

Religion spielt wichtige Rolle

Religion sei wichtig und gebe vielen Menschen "Orientierung und Halt in schwierigen Zeiten", so Mansour. Allerdings müsse man dort genau hinsehen und eingreifen, wo sie Probleme verursache oder verschärfe. Um Vorurteile abzubauen, brauche es "einen mündigen Umgang mit der Religion, was leider vor allem im Islam nicht immer vorhanden ist".

Mansour forderte weiter, über die "Biografie des Islam" nachzudenken und den Menschen eine "alternative Interpretation" anzubieten, die ihnen ermögliche, "Teil dieser Gesellschaft zu sein, Demokraten zu sein und Muslime zu sein. Und das ist im Islamverständnis, das heute in Deutschland vorherrscht, nicht immer möglich."

Den Begriff "Rassismus" richtig verwenden

Der Psychologe fügte hinzu, er wolle in keiner Gesellschaft leben, die jede Form von Kritik automatisch zu Rassismus erkläre. Der Begriff solle nur dort verwendet werden, wo es ein wirklich diskriminierendes Verhalten gebe. Man dürfe aber "nicht einfach dieses Phänomen nutzen, um Kritiker und Menschen, die ein gewisses Problem mit der Migrationspolitik dieser Bundesregierung haben oder mit Integrationsmaßnahmen, die wir haben, automatisch als fremdenfeindlich und rassistisch abzutun. Das ist nicht die Lösung."


Ahmad Mansour, Publizist / © Stephanie Pilick
Ahmad Mansour, Publizist / © Stephanie Pilick
Quelle:
KNA
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