Rolando Villazon wollte früher mal Pfarrer werden

"Ich war interessiert daran, nichts zu besitzen"

Rolando Villazon, Tenor, Regisseur und Autor, wollte ursprünglich mal Pfarrer werden. Der Wunsch hielt jedoch nur für ein Jahr, wie der aus Mexiko stammende Künstler der "Süddeutschen Zeitung" sagte.

Der mexikanisch-französische Star-Tenor Rolando Villazon / © Jan Woitas (dpa)
Der mexikanisch-französische Star-Tenor Rolando Villazon / © Jan Woitas ( dpa )

"Ich war interessiert daran, nichts zu besitzen. Aber am Ende bin ich zu den Brüdern De La Salle gegangen und habe gesehen, wie reich sie waren." In diesem Moment habe er sich dagegen entschieden; außerdem habe er da bereits seine Frau gekannt.

Seither habe er seine Richtung im religiösen Sinn ziemlich verändert, erzählte Villazon (48). «Es war eine lange Reise für mich, die vielleicht auch noch nicht zu Ende ist.» Aber irgendwann sei er zu der Entscheidung gekommen, dass es schöner und zugleich realistischer sei anzuerkennen, wie die Bedingungen des Menschseins nun mal seien, und dass es auf manches vielleicht keine Antwort gebe. «Ich empfinde es als stärker zu wissen, dass wir hier allein sind.» Wenn Menschen glauben könnten, bewundere er das, so der Künstler. Aber wenn man diese Fähigkeit verliere, sei sie weg.

Schon immer Literaturliebhaber gewesen

Bei ihm habe diese Entwicklung viel damit zu tun gehabt, was er an philosophischen Büchern gelesen habe, erläuterte der Sänger. Irgendwann habe er sich vorgenommen, ein Buch pro Woche zu lesen. Dieses Spiel mit ihm selbst sei "manchmal ein bisschen idiotisch" - schließlich könne man nicht sagen: "Ich konsumiere acht Kilo Gedanken im Monat." Literatur habe er schon als Jugendlicher wahnsinnig viel gelesen, aber von der Philosophie habe er immer ein bisschen Angst gehabt.

Als dann ein Moment gekommen sei, in dem es ihm nicht gut gegangen sei, habe er das Buch "Vom Trost der Philosophie" des antiken Philosophen Boethius entdeckt. Seither sei er ein Fan philosophischer Bücher. Viel von seiner Lektüre habe mit der Frage nach dem Glauben zu tun gehabt. "Ich wollte mir Rechenschaft darüber ablegen und eine Antwort finden. Aber die letzte Antwort werde ich wohl erst nach dem Tod bekommen."


Quelle:
KNA