Theologen lassen Karl Rahner im Netz auferstehen

Rahner twittert

"Rahner spricht Karltext" in den Sozialen Medien - und das auch weit über seinen Tod 1984 hinaus. Natürlich nicht er persönlich, sondern ein Theologe, der mit Zitaten von Karl Rahner das Tagesgeschehen kommentiert.

Symbolbild Twitter / © BigTunaOnline (shutterstock)

Der Tod des deutschen Theologen Johann Baptist Metz (91) zu Wochenbeginn hat auch in den Sozialen Medien zahlreiche Nachrufe und Würdigungen zur Folge. Eine Wortmeldung ließ dabei besonders aufmerken: "Ich möchte nicht irgendwelche Verdienste meines Schülers Johann Baptist Metz für mich in irgendeiner Weise in Anspruch nehmen. Aber immerhin ist er mein guter Schüler und sehr guter Freund."

Notizen des Theologen Karl Rahner via Twitter

Geschrieben hat das kein Geringerer als Karl Rahner - und zwar auf Twitter. Tatsächlich hat der 1984 verstorbene große Konzilstheologe unter @karlrahner_sj einen "eigenen", inzwischen von mehr als 1.300 Followern abonnierten Twitter-Kanal. Natürlich nicht er persönlich, sondern ein Theologe, der mit Rahner-Zitaten das Tagesgeschehen kommentiert.

Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger (epd)
Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger / ( epd )

Neben spirituellen Zitaten oder kurzen Anmerkungen zur eigenen Theologie - versehen jeweils mit tagesaktuellen Hashtags, die eine thematische Zuordnung ermöglichen - finden sich auch manche Perlen wie eine Notiz Rahners vom November 1962: "Morgen muss ich zu [Kardinal Josef] Frings. [Joseph] Ratzinger und ich sollen ihm das Schema, das wir zwei ausgeschwitzt haben, vortragen. Es ist eine sehr harmlose Sache und hat so gut wie keine Aussicht, auf dem Konzil wirklich zur Debatte gestellt zu werden." 

Karl Rahner

Karl Rahner (1904-1984) war einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts und ein Kämpfer, der nie laut und aufdringlich in seiner Gottesleidenschaft, sondern sich eher scheu und immer nachdenklich im beharrlichen theologischen Ringen um das Gottesthema zeigte. 

In seiner anthropologischen Wende der Gottesrede wollte er Theologie und Kirche in eine produktiv-kritische Auseinandersetzung mit dem Geist der Moderne führen, um so den Symptomen einer innerkirchlichen Verzweiflung an der Gottesbegabung des modernen Menschen entgegenzuwirken.

Theologe Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Regensburg, auf der Vollversammlung der gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg am 10. Mai 1972. / © Ernst Herb (KNA)
Theologe Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Regensburg, auf der Vollversammlung der gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg am 10. Mai 1972. / © Ernst Herb ( KNA )

Gemeint war damit vermutlich jenes Schema, aus dem schließlich mit "Lumen gentium" eines der wichtigsten Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) hervorging.

Interviews mit Rahner auf Theologie-Blog 

Darüber hinaus erhebt Rahner neuerdings auch auf dem Theologie-Blog www.y-nachten.de seine Stimme: Unter dem Titel "Rahner spricht Karltext" beantwortet er bzw. ausgewählte Zitate Rahners Fragen rund um Advent und Weihnachten. Die Antworten stammen aus Rahners Schriften und wurden für das Interview "kreativ neu angeordnet", wie die Redaktion des Blogs informiert.

Die Zitate stammen unter anderem von Rahners Leseband "Advent - Von der tiefen Sehnsucht unseres Lebens". Da heißt es: "Advent ist mehr als ein bisschen tröstliche Stimmung. Adventsfeier ist das Bekenntnis, dass wirklich Advent ist. Advent der Welt, Advent meines Herzens."

"Rahner spricht Karltext: Advent" ist bereits die vierte Folge des Rahner-Interviews, nach Themen wie Ostern, Pfingsten und Fastenzeit.

Redaktion aus sechs Theologinnen und Theologen

Der "Theologie-Blog aus der Generation Y" wurde 2016 von Florian Elsishans und Franca Spies gegründet. Mittlerweile umfasst die Redaktion sechs Theologinnen und Theologen aus dem deutschen Sprachraum.

Das Themenspektrum der Beiträge umfasst Feminismus, aktuelle kirchenpolitische Themen bis hin zu (Pop-)Kultur und Philosophie. Rahner selbst hätte sich sehr wahrscheinlich gewundert - und wahrscheinlich auch über seine fortdauernde Rezeption gefreut.

Von Franziska Libisch-Lehner

Quelle:
KNA