Kardinal Müller konstatiert Hass der Eliten auf die Kirche

"Wie eine neue Herrenrasse"

Kardinal Gerhard Ludwig Müller sieht in der "Führungsschicht der sogenannten politischen Eliten" einen "entfesselten Hass auf die katholische Kirche". Diese könne "der Versuchung kaum widerstehen, sich wie eine neue Herrenrasse aufzuspielen."

Kardinal Gerhard Ludwig Müller (m.) im Gespräch / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller (m.) im Gespräch / © Paul Haring ( KNA )

Die Eliten bastelten sich eine "Einheitsreligion als eine Art spiritueller Vereinigung aller Menschen im materiellen Lebensgenuss ohne jede Transzendenz", sagte Müller am Donnerstagabend im niederbayerischen Kloster Weltenburg.

Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation äußerte sich als Laudator für Kurienkardinal Robert Sarah, der dort sein aktuelles Buch "Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden" vorstellte.

Wie eine neue Herrenrasse aufspielen

Die "neue Weltelite" könne "der Versuchung kaum widerstehen, sich wie eine neue Herrenrasse aufzuspielen", ergänzte Müller. Dabei beanspruche sie das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden. "Die Tötung eines Kindes im Mutterleib" im Namen der Selbstbestimmung der Frau als Menschenrecht zu erklären, habe erkenntnistheoretisch den gleichen Rang wie die Rechtfertigung der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten "mit der jeder Vernunft widerstreitenden Schutzbehauptung, die schwarzen Afroamerikaner seien keine vollwertigen Menschen", so der Kardinal.

Müller erklärte, Sarah empfehle gegen die "Krise des Glaubens, des Priestertums und der Kirche" nicht etwa "Strukturreformen, Anpassungen an das Unvermeidliche, das Verschweigen unangenehmer Wahrheiten und die Umdeutung der geoffenbarten Mysterien des christlichen Glaubens in überzeitliche existenzielle Prinzipien".

Stattdessen plädiere er für die Erneuerung der Kardinaltugenden der Klugheit, der Gerechtigkeit, der Tapferkeit und des Maßes. Die Kirche stehe in einer Stunde der Prüfung, in der nur zahllose Gebete um Bekehrung hülfen.

Sarah äußert sich zu Synodalem Weg

Sarah äußerte sich auf Nachfrage zur angekündigten Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg. Grundsätzlich sei nichts Schlechtes an einem solchen Vorhaben, es könne etwa den Glauben vertiefen. Allein: "Wenn eine Synode darauf abzielt, die Lehre zu verändern, dann ist sie keine Synode mehr."

Die deutschen Bischöfe sollten eine Synode zur Neuevangelisierung des Abendlands veranstalten. Denn der Westen drohe wieder dem Heidentum zu verfallen - und wegen seiner Macht mit ihm die ganze Welt. Wenn Bischöfe nicht die Lehre Jesu verkündeten, sollten Gläubige sie darauf hinweisen. Doch eine Spaltung der Kirche begünstige nicht die Evangelisierung.

Der Präfekt riet dazu, sich wieder auf das Evangelium zu besinnen, die Sakramente zu leben, öffentlich Zeugnis des Glaubens zu geben und zum Gebet zurückzukehren.

Danach gefragt, ob man in Rom an der Zusammenführung von Christentum und Islam oder gar an "einer Weltreligion" bastele, verneinte Sarah. Synkretismus sei kein Projekt des Vatikan. Die Vereinten Nationen aber strebten eine Einheitslehre ohne Dogma an, behauptete Sarah. Es gebe dazu jedoch keine Dokumente, er könne dies nicht beweisen.


Kardinal Gerhard Ludwig Müller (l.) und Kardinal Robert Sarah (m.) im Kloster Weltenburg / © Christopher Beschnitt (KNA)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller (l.) und Kardinal Robert Sarah (m.) im Kloster Weltenburg / © Christopher Beschnitt ( KNA )
Quelle:
KNA
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