Tage vor Christi Himmelfahrt werden auch "Bitttage" genannt

Schon gewusst?

In ihrer sechsten Woche wartet die Österliche Zeit noch einmal mit Besonderheiten auf: Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt werden auch "Bitttage" genannt, weil traditionell vielerorts Bittprozessionen stattfinden. 

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Messdiener mit Handglocke bei einer Prozession / © Alexander Brüggemann (KNA)
Messdiener mit Handglocke bei einer Prozession / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Entstanden sind die Bitttage bereits im 5. Jahrhundert in Gallien als Umprägungen vorchristlicher Flurumgänge und wurden an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert durch Papst Leo III. in die römische Liturgie integriert. Mit Bittgesängen und Litaneien wurde in der Zeit zwischen Aussaat und Ernte gutes Wetter erfleht.

Unwetter und Missernten wurden im Mittelalter auch als Strafe für die eigenen Sünden verstanden. Daher sind die Bitttage mit einem gewissen Bußcharakter versehen, was an der liturgischen Farbe violett erkenntlich ist, wenn man die Liturgie vom Bitttag feiert.

Bittprozessionen gerieten in Dunstkreis von Aberglauben

Mit der Aufklärung, die Ereignisse wie Blitz und Hagelschlag naturwissenschaftlich begründete, gerieten die Bittprozessionen in den Dunstkreis von Aberglauben und heidnischem Denken, das davon ausging, die drohende Gottheit durch Gebet, Flehen und Opfer besänftigen zu können.

Auch der Protestantismus lehnte die Bittprozessionen ab und belegte sie mit landesherrlichen Verboten. Die Bitttage selbst blieben jedoch erhalten, worauf auch die protestantische Bezeichnung "Rogate-Sonntag" für den Sonntag vor Christi Himmelfahrt hinweist.

Im evangelischen Gottesdienstbuch gibt es heute Formulare für besondere Gottesdienste mit der Bitte um gesegnete Arbeit, um das tägliche Brot, um verantwortlichen Umgang mit Natur und Technik, zur Überwindung sozialer Spannungen, um Frieden und Schutz des Lebens.

Katholische Liturgie überlässt Gestaltung der Bitttage den Ortskirchen

Die erneuerte katholische Liturgie überlässt die Gestaltung der Bitttage den Ortskirchen. In Deutschland soll ihre Feier "den unterschiedlichen örtlichen und menschlichen Gegebenheiten entsprechen". Anstelle des Schlusssegens kann am Ende der Heiligen Messe der Wettersegen erteilt werden. Das mittelalterliche Denken von Unwetter als Strafe für die Sünden der Menschen holt uns paradoxerweise durch wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel wieder ein.

Waren es damals noch die eigenen Verfehlungen, die vielleicht gar nicht im Zusammenhang mit Blitz- oder Hagelschlag standen, dann aber mit ihnen bestraft wurden, so besteht nach postaufklärerischer Sicht durchaus ein kausaler Zusammenhang zum Beispiel zwischen CO²-Ausstoß und Erderwärmung. Nur für die Auswirkungen in Form von Überschwemmungen und anderen Katastrophen müssen nicht immer diejenigen ihren Kopf hinhalten, die als ihre Verursacher gelten. So gesehen sind die Bitttage vor Christi Himmelfahrt aktueller denn je.

Das Hochfest Christi Himmelfahrt wird dann als eines der wichtigsten Feste im Kirchenjahr 40 Tage nach Ostern gefeiert und in Deutschland mit einem bundesweiten gesetzlichen Feiertag gewürdigt.

 

Osnabrück bei Unwetter / © Friso Gentsch (dpa)
Osnabrück bei Unwetter / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
DR