Marx: Kirche muss Menschen besser helfen, zu Jesus zu finden

"Die Abkehr vieler von der Kirche schmerzt mich"

Aus Sicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx muss die Kirche wieder mehr tun, um den Menschen zu helfen, Jesus Christus zu entdecken: "Die Abkehr vieler von der Kirche schmerzt mich – und ich frage mich oft, was wir falsch machen."

Kardinal Marx (dpa)
Kardinal Marx / ( dpa )

Das sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag in der Sendung "phoenix persönlich".

Die Welt sei individueller geworden, so Marx weiter, und auch der Glaube sei bei vielen "individueller und diffuser" geworden: "Aber ich glaube nicht, dass die Welt weniger religiös geworden ist." Die Kirche müsse den Menschen allerdings wieder überzeugender deutlich machen, wie wichtig und hilfreich christliche Werte und Überzeugungen für jeden Einzelnen und für die ganze Gesellschaft seien.

Kirchen in Zahlen

Am Freitag hatten die Kirchen in Deutschland ihre neuesten Statistiken für 2017 veröffentlicht. Aus der katholischen Kirche traten demnach im vergangenen Jahr 167.504 Menschen aus, aus der evangelischen 200.000.

Weiterhin gehören von den rund 82,7 Millionen in Deutschland lebenden Menschen circa 57,6 Prozent einer christlichen Kirche an. Bundesweit hatte die katholische Kirche 2017 rund 23,3 Millionen Mitglieder, was 28,2 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Die EKD bezifferte die Zahl ihrer Mitglieder in den 20 Landeskirchen auf 21,5 Millionen, was einem Anteil von etwa 26 Prozent entspricht.

Hinzu kommen 295.000 Mitglieder von evangelischen Freikirchen, 1,5 Millionen Orthodoxe sowie schätzungsweise 565.000 Angehörige anderer christlicher Kirchen oder Gemeinschaften.

Über Nationalismus

Nach Ansicht von Kardinal Marx ist ein Nationalismus, der andere ausgrenzt, weder demokratisch noch christlich. "Jeder Mensch – unabhängig von Glauben und Herkunft – ist Abbild des lebendigen Gottes und hat daher seine eigene unantastbare Würde", sagte der weiter in der Sendung "phoenix persönlich".

Eine offene Gesellschaft wie die deutsche werde "nie wieder eine in sich geschlossene Kultur haben", ergänzte der Erzbischof von München und Freising: "Wir brauchen also die Kraft, mit Unterschieden zu leben." Dazu brauche es aber auch die Grundüberzeugung, dass "wir alle Menschen mit gleicher Würde sind und uns auf dieser Basis begegnen können – sonst ist auch die Demokratie am Ende", so Marx weiter: "Wenn stattdessen Nationalismus und Engführung unsere Gesellschaft bestimmen, ist das nicht christlich."


Quelle:
KNA