Piusbrüder kaufen Kapelle in Besancon

Traditionalisten in Ostfrankreich

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. hat von der ostfranzösischen Stadt Besancon eine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert gekauft. Das frühere Gotteshaus des Frauenordens der Visitantinnen solle künftig Platz für rund 120 Messbesucher bieten.

Piusbrüder / © Paul Haring (KNA)
Piusbrüder / © Paul Haring ( KNA )

Das berichtet die Tageszeitung "La Croix". Zuvor seien aber umfängliche Renovierungsarbeiten nötig. Der Kaufpreis lag demnach bei rund 270.000 Euro. Dem Bericht zufolge haben die Piusbrüder den Kauf bislang nicht beim Erzbischof von Besancon, Jean-Luc Bouilleret, angezeigt. Dieser hatte sich 2007, damals noch als Erzbischof von Amiens, geweigert, der Bruderschaft ein Gotteshaus in seiner Diözese zuzuweisen. Die habe damals daraufhin aus Protest ihre Gottesdienste auf dem Vorplatz der Kathedrale gefeiert, berichtet "La Croix".

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet. Sie lehnt viele Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst als Ordensoberer am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche".

Anfangs kirchlich anerkannt, zeigte sich die Piusbruderschaft zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihr die kirchenrechtliche Zulassung. Nach unerlaubten Priesterweihen wurde Lefebvre 1976 die Ausübung seines Bischofsamts verboten. Indem er 1988 ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, zogen sich alle fünf die Exkommunikation zu. Die Weihen Lefebvres sowie die der von ihm Geweihten sind nach dem Kirchenrecht zwar unrechtmäßig, aber gültig.

Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ließ 2007 die alte lateinische Messe wieder allgemein zu und erfüllte damit eine Bedingung der Bruderschaft für die Aufnahme offizieller Gespräche. 2009 hob er als weitere Versöhnungsgeste die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft auf. Damit haben diese die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt.


Quelle:
KNA