Papst: Jede Pfarrei soll Flüchtlingsfamilie aufnehmen

Verantwortung wahrnehmen

Papst Franziskus hat zu konkreten Gesten der Nächstenliebe gegenüber Flüchtlingen aufgerufen. Durch das Evangelium hätten Christen hier eine besondere Verantwortung.

Flüchtlinge am Münchner Bahnhof (KNA)
Flüchtlinge am Münchner Bahnhof / ( KNA )

Der Papst rief angesichts der Flüchtlingskrise in Europa alle Pfarreien, religiöse Gemeinschaften, Klöster und Heiligtümer auf, eine Familie aufzunehmen. Das wäre eine konkrete Geste der Solidarität und der christlichen Nächstenliebe zum bevorstehenden Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, sagte er am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Auch die beiden Pfarrgemeinden des Vatikan würden in diesen Tagen zwei Flüchtlingsfamilien aufnehmen, hob er hervor.

Das Evangelium verlange angesichts der Tragödie von Zigtausend Flüchtlingen, die vor Tod, durch Krieg und Hunger flöhen, dass man ihnen Nächstenliebe erweise, so der Papst. "Ich wende mich an meine Brüder Bischöfe in Europa, dass sie in ihren Diözesen meinen Appell unterstützen und daran erinnern, dass Barmherzigkeit der zweite Name von Liebe ist", sagte Franziskus.

"Ausländerfeindlich und katholisch geht nicht zusammen"

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, betonte: "Ausländerfeindlich und katholisch zu sein geht nicht zusammen." Hassparolen seien nicht akzeptabel, sagte er dem Magazin "Der Spiegel". Auch innerhalb der Kirche dürfe man nicht wegsehen. Er verlangte weiter, für alle Asylbewerber müsse es faire und zügige Verfahren geben. "Aber wir als Kirchen waren immer skeptisch gegenüber der Kategorie 'sicheres Herkunftsland'." Er sei auch dagegen, "dass man ganz generell sagt, nur weil ihr aus Armutsgründen kommt, seid ihr eigentlich weniger wert und gehört gar nicht hierhin". Nötig sei ein europäisches Konzept, wie man mit diesen Staaten umgehe, damit sie sich entwickeln könnten.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger dankte am Sonntag allen Menschen, "die Flüchtlingen wieder Mut machen und sie auf dem Weg in die Zukunft begleiten". Er sei beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Bürger, die Sprachunterricht, Patenschaften oder Begegnungsfeste anböten.

Deutschland hat besondere Verantwortung

Die besondere Verantwortung von Deutschland gegenüber den Flüchtlingen hat auch die Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl" hervorgehoben. Europaweit lebte die höchste Zahl an Syrern, Afghanen und Irakern in Deutschland und die Flüchtlinge gingen dorthin, wo sie Verwandte und Freunde hätten. "Eine scheinbar gerechte Verteilung nach einer starren Quote ist keine Lösung", sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt. "Pro Asyl" lehne auch Auffanglager in Grenzregionen der EU ab und verurteile das militärische Vorgehen auf dem Mittelmeer gegen Schlepper.

Dagegen begrüßte "Pro Asyl" die Entscheidung der Bundesregierung, Flüchtlingen aus Ungarn die Einreise zu gestatten. "Dies ist ein großartiger Akt der Humanität. Er muss der Beginn einer rationalen auf den Menschenrechten basierenden Flüchtlingspolitik sein", so Burkhardt.


Quelle:
KNA , epd