Katholische Kirche in Polen pocht auf Hilfe für Flüchtlinge

Humanitäre Korridore öffnen

Die katholische Kirche in Polen hat erneut mehr Engagement für Flüchtlinge gefordert, die aus Belarus über die Grüne Grenze ins Land kommen. Er verlangte von der polnischen Regierung die Zustimmung für sogenannte humanitäre Korridore.

Afghanische Flüchtlinge an der Grenze zwischen Polen und Belarus / © Attila Husejnow (dpa)
Afghanische Flüchtlinge an der Grenze zwischen Polen und Belarus / © Attila Husejnow ( dpa )

Sensibilität für das Schicksal dieser Menschen sowie medizinische und humanitäre Hilfe sollten auch für Kirchen und Religionsgemeinschaften Priorität haben, heißt es in einem schriftlichen Appell des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, der am Montag in Warschau veröffentlicht wurde.

In Polen stehe der katholische Wohlfahrtsverband Caritas bereits seit 2016 für die Koordinierung solcher Korridore bereit. "Dieser in anderen Ländern bewährte Mechanismus ermöglicht es, den bedürftigsten Opfern von Kriegen und Verfolgungen auf sichere und vollständig kontrollierte Weise konkrete Hilfe zu leisten", so Gadecki.

Neuankömmlinge dürfen nicht stigmatisiert werden

Eine solche Umsiedlung von Flüchtlingen, basierend auf ihrer eigenen Entscheidung hinsichtlich der Wahl des Ziellandes, sei eine "sichere Form der Rettung unserer Schwestern und Brüder". Kontrollierte Migrationsprozesse "geben ein Gefühl der Sicherheit im Gegensatz zur chaotischen Migration durch Schmugglerbanden und grausame Täuschung von Menschen, in das erträumte Paradies Europa zu gelangen".

Zugleich bezeichnete es Gadecki als Pflicht der Regierung, potenzielle Bedrohungen durch Migranten zu erkennen. Neuankömmlinge dürften jedoch nicht stigmatisiert werden, "indem man verletzende Verallgemeinerungen wie 'jeder Flüchtling ist ein potenzieller Terrorist' macht".

Gadecki bedankte sich bei allen, die den Bedürftigen helfen. Der Dienst und die Hilfe für die in Polen ankommenden Ausländer sollten als eine Gelegenheit betrachtet werden, Nächstenliebe zu praktizieren: "Jeder von uns kann und soll zu einem Förderer der zwischenmenschlichen Solidarität in seinem Umfeld werden."

Notstand im Grenzgebiet zu Belarus

In den vergangenen Monaten hatten Tausende Migranten aus dem Irak, Afghanistan und anderen Ländern versucht, über die Grüne Grenze zwischen Belarus und Polen in die EU zu gelangen. Polnische Grenzschützer vereitelten dies meistens. Mindestens vier Migranten sollen laut Polens Grenzschutzbehörde bereits an Unterkühlung, Erschöpfung oder einem Herzinfarkt gestorben sein.

Polen und die EU machen Belarus für die Flüchtlingsbewegung verantwortlich. Anfang September rief Polens Staatspräsident Andrzej Duda den Notstand im Grenzgebiet zu Belarus aus.


Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring (KNA)
Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA