Italien muss nach Worten des Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, mehr für die Integration von Flüchtlingen tun. Das Problem sei nicht die Zahl der Migranten, sondern deren „schlechte Aufnahme“, sagte Bassetti bei einer Veranstaltung im italienischen Senat in Rom am Mittwoch. So lebten in Italien schätzungsweise 600.000 bis 700.000 Personen ohne gültigen Aufenthaltstitel.
An dem Treffen unter der Überschrift „Fördern und integrieren“ nahmen neben Regierungsvertretern, Senatoren und Abgeordneten zahlreiche ausländische Delegationen teil. Zu den Rednern zählte auch Innenministerin Luciana Lamorgese.
Kardinal Bassetti: Mehr als Unterkunft und Essen
Der Kardinal kritisierte eine Praxis, die Zuwanderern lediglich Unterkunft und Essen gewähre, ohne eine Begegnung mit dem Land zu fördern und für irgendeine Form der Integration zu sorgen. Damit würden Migranten an den gesellschaftlichen Rand und in den Untergrund gedrängt, was wiederum Angst und Ablehnung seitens der Bürger nähre.
Alle europäischen Staaten müssten ihre Verantwortung für die Geflüchteten wahrnehmen, verlangte Bassetti. Zugleich könne dieses Ziel niemals rechtfertigen, „Hilfe und die Erstaufnahme für Menschen in Gefahr zurückzuweisen“. Personen in Not seien stets zu retten, „ohne Wenn und Aber“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Bassetti bemängelte beim Umgang mit der Migration in Italien „vor allem in den letzten Jahren“ einen gewissen Stillstand. Dagegen sprach er sich für eine „menschliche und offene Gesellschaft“ aus, wo Unterschiede als Bereicherung wahrgenommen würden.