250 Migranten auf dem Mittelmeer gerettet

"Es war buchstäblich in letzter Sekunde"

Zum Anfang der Woche sind erneut Hunderte Migranten auf dem Mittelmeer gerettet worden. Rund 100 Menschen davon haben Zuflucht auf einem deutschen Rettungsschiff erhalten.

250 Migranten auf dem Mittelmeer gerettet / © Lars Ove Jonsson (shutterstock)
250 Migranten auf dem Mittelmeer gerettet / © Lars Ove Jonsson ( shutterstock )

Auf dem Mittelmeer sind am Montag mehr als 250 Migranten gerettet worden. Das deutsche Rettungsschiff "Eleonore" nahm rund 100 Migranten nahe Libyen auf. Die Menschen seien gerettet worden, während ihr Boot am Sinken gewesen sei, sagte Axel Steier, Sprecher der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline, die die "Eleonore" unterstützt. Die maltesische Armee brachte unterdessen 73 Migranten an Land, diese wurden nach Angaben der Streitkräfte in zwei gesonderten Operationen gerettet. Die griechische Küstenwache griff vor der Halbinsel Peloponnes zudem rund 80 Migranten auf, die in Seenot geraten waren und per Telefon die Behörden um Hilfe gebeten hatten.

Eigner und Kapitän der "Eleonore" ist der Deutsche Claus-Peter Reisch. "Ich bin sehr froh, dass wir alle Menschen retten konnten. Es war buchstäblich in letzter Sekunde", twitterte Reisch zu dem Manöver. Die Menschen seien 31 Seemeilen (rund 57 Kilometer) nördlich der libyschen Küste aufgenommen worden. Absehbar ist, dass das Schiff nun wieder einige Zeit auf dem Mittelmeer blockiert ist.

Ein Kapitän vor Gericht

Reisch hatte Bekanntheit erlangt, weil er sich nach einem Rettungseinsatz auf Malta vor Gericht verantworten musste. Der Kapitän aus dem bayerischen Landsberg am Lech hatte im Juni 2018 mehr als 230 Migranten an Bord der "Lifeline" genommen. Danach wurde das Schiff, das unter niederländischer Flagge fuhr, tagelang auf hoher See blockiert. Im Mai wurde Reisch auf Malta wegen fehlerhafter Registrierung des Schiffs zu einer Geldstrafe verurteilt. Die "Lifeline" liegt dort noch immer an der Kette. Gegen das Urteil war Reisch in Berufung gegangen.

Die "Eleonore" ist ein Sportboot, das als Motorjacht unter deutscher Flagge fährt. Seit Samstag war es in der Such- und Rettungszone vor der libyschen Küste, wo Hilfsorganisationen immer wieder Migranten von seeuntauglichen Booten retten und nach Europa bringen. Italien hat seine Häfen für NGO-Schiffe weitestgehend geschlossen. Malta zeigte sich zwar zuletzt verhandlungsbereiter. Jedoch gab es immer wieder lange Blockaden, bevor die Verteilung der Migranten auf andere EU-Länder geklärt war.

Der Versuch nach Italien zu gelangen

Mit Blick auf die von der griechischen Küstenwache geretteten 80 Migranten berichtete der staatliche Rundfunk, die Menschen seien wohlauf und sollten in einen griechischen Hafen gebracht werden. Das Boot mit den Migranten habe sich in der Nähe der Kleininsel Antikythera bewegt. Allen Anzeichen nach versuchten sie der Küstenwache zufolge nach Italien zu gelangen.

Mit von Schleusern organisierten Überfahrten aus Griechenland oder der Türkei direkt nach Italien versuchen Migranten, die weitgehend geschlossene Balkanroute zu umgehen und auf diesem Weg nach Westeuropa zu gelangen. Unterdessen setzten am Montag mehr als 100 Migranten von der türkischen Küste auf die griechischen Inseln im Osten der Ägäis über. Die Registrierlager auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos sind restlos überfüllt.

Nach dem Tod eines jungen Migranten in einem dieser überfüllten Lager auf Lesbos reagierte der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Griechenland, Philippe Leclerc, ungehalten. «Die Nachricht vom Tod des Jungen hat mich schockiert», betonte er. Der 15-Jährige war am Samstag bei einer Auseinandersetzung zwischen afghanischen Minderjährigen tödlich verletzt worden. Zwei weitere Minderjährige erlitten Verletzungen. Der mutmaßliche Täter wurde nach Polizeiangaben festgenommen. Im dem Registrierlager von Moria harren zurzeit nach UNHCR-Angaben mehr als 8500 Migranten aus - das entspricht dem Vierfachen der Aufnahmekapazität dieses Lagers.


Quelle:
dpa