Das Misereor-Hungertuch in Köln

"Mensch, wo bist du?"

Das Misereor-Hungertuch stellt eine herausfordernde Frage: "Mensch, wo bist du?". Zum Auftakt der Fastenaktion präsentierte der Künstler Uwe Appold sein Werk im Rahmen des Aschermittwochs der Künstler in der Kunststation St. Peter und erklärte, was er sich bei der Gestaltung gedacht hat.

Pantomime Milan Sladek während der Performance (Erzbistum Köln)

"Der Titel ‚Mensch, wo bist du?‘ stellt dem Betrachter die Frage: Wo befindest du dich? Welche Stellung nimmst du dazu ein? Sollen wir uns zum Beispiel seitens der Politik alles gefallen lassen? Es sagt, mach Feuer im Kessel! Fang an! Frag nach!" sagt Appold. So schreibe er manchmal Briefe an Abgeordnete in denen er unbequeme Fragen stelle und tatsächlich erhalte er meistens Antworten. Insgesamt gehe es darum Haltung einzunehmen: "Wir müssen uns bewusst machen, dass wir als Menschen Verantwortung für die Welt haben, ob wir Christen sind oder nicht. Bestimmte Dinge machen wir nicht mit und das nicht nur in der Fastenzeit sondern generell". Er wolle, dass sein Kunstwerk Mut mache zu hoffen und auch dazu ermuntere, Dinge anzupacken.

Bei der Gestaltung des Kunstwerks hat Appold mehrere prägende Elemente verwendet. So befindet sich auf leuchtend blauem Grund unter anderem ein goldener Ring in dessen Zentrum ein unfertiges Haus zu erkennen ist. Damit erinnert der Künstler an "das gemeinsame Haus", das Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" beschreibt. Die Öffnung zeigt, dass die Menschheit daran bauen und Lösungen für die aktuellen Krisen finden muss. Erde aus dem Garten Gethsemane ragt wie eine Landzunge in das Bild hinein. Die Erde erinnere ihn an mehrere Dinge erklärt Appold: "An das Ostergeschenk, an die Jünger, die geschlafen haben. Aber die Erde erinnert auch daran, dass wir sorgsam mit ihr umzugehen haben." Zwölf Steine, die der Künstler in der Erde fand wurden eingearbeitet und stehen als eine Art Stolpersteine im Bild, an denen sich der Betrachter stößt und die Entscheidungen fordern. Eine rot-blau gekleidete Gestalt hebt die Arme, betend, die Balance haltend. Sie bleibt im Hören dem goldenen Ring und Gott zugewandt und ist gleichzeitig unterwegs zu den Rändern. Das Christuszeichen IX zeigt ihr als Kompass die Richtung. Die Figur ist in Bewegung und hat die Möglichkeit etwas zu bewegen.

Performance des Pantomimen Milan Sladek

Gerahmt wurde die Vorstellung des Hungertuchs in St. Peter von einer Performance des Pantomimen Milan Sladek, sowie Orgelimprovisationen von Dominik Sustek und Wolfgang Bretschneider. Das Hungertuch von Uwe Appold wird auch am Sonntag, 10. März um 10 Uhr im Gottesdienst zur Eröffnung der diesjährigen Misereor-Fastenaktion "Mach was draus: Sei Zukunft" im Kölner Dom zu sehen sein.

Traditionell ist das Hungertuch ein zentraler Bestandteil der Fastenaktion des katholischen Hilfswerkes Misereor. In vielen katholischen Gemeinden deutschlandweit verhüllt das Hungertuch während der Fastenzeit das Kruzifix. Alle zwei Jahre erscheint ein neues Hungertuch. Die Künstler stammen aus der ganzen Welt: 2017 aus Nigeria und 2015 aus China. Für Interessierte gibt es die Möglichkeit, das Hungertuch über Misereor zu beziehen. 


Das Hungertuch in der Kunststation St. Peter (Erzbistum Köln)
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