Weihbischof Losinger fordert Biotechnik-Debatte

"Höchste Zeit"

Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger verlangt eine öffentliche Diskussion über ethische Grenzen in der Biotechnik. "Schließlich geht es um die Würde und das Lebensrecht des Menschen - in allen Phasen seines Lebens."

Mikroskopische Aufnahme: Eine menschliche Eizelle wird injiziert / ©  Ralf Hirschberger (dpa)
Mikroskopische Aufnahme: Eine menschliche Eizelle wird injiziert / © Ralf Hirschberger ( dpa )

Dafür sei es angesichts der Potenziale der digitalen genetischen Diagnostik, "mit der in nicht allzu ferner Zukunft therapeutisches und reproduktives Klonen möglich werden könnte", sowie mit Blick auf die Etablierung der Genschere "höchste Zeit". Das sagte Losinger den im Augsburger Verlag Sankt Ulrich erscheinenden Wochenzeitungen "Neue Bildpost" und "Katholische SonntagsZeitung" (Wochenende).

Losinger äußerte sich anlässlich des Beginns der Entzifferung des menschlichen Erbguts vor 30 Jahren. Daraus habe sich das Forschungsziel der genetischen Optimierung lebender Organismen entwickelt. Diese Forschung sei "verbunden mit ungeheuren Versprechungen an biologischen, medizinischen und gentechnischen Entwicklungsmöglichkeiten und Heilverfahren", so der Weihbischof. "Der 'perfekte Mensch' tritt als Wunschvorstellung auf die Bühne der Biomedizin."

"Gefährlicher Abgrund"

Losinger fügte hinzu: "Der dramatische Fortschritt ist zugleich ein gefährlicher Abgrund." Über 90 Prozent der Eltern votierten nach der genetischen Diagnose "Trisomie 21/Down-Syndrom" für eine Abtreibung. "Wenn die flächendeckende Kassenfinanzierung des sogenannten Pränatests eine 'genetische Rasterfahndung' nach Trisomie 21 erlaubt, wird Behinderung - wie es der kürzlich verstorbene Professor Eberhard Schockenhoff in der Debatte des Deutschen Ethikrats zuspitzte - über kurz oder lang zu einem annähernd sicheren tödlichen Kriterium." Im Zeitalter einer breiten gesellschaftlichen Inklusionsdebatte liege darin ein tiefer Widerspruch.

Es stehe die Frage im Raum: "Dürfen wir alles, was wir können?", so der Weihbischof. "Wo die Kluft zwischen dem, was wir wissenschaftlich-technisch können, aber ethisch nicht verantworten, eine unbeherrschbare Dimension erlangt, wird es für die Menschheit wirklich gefährlich."


Quelle:
KNA