Sollte ein Kirchenlied das Wort "Rasse" beinhalten?

“Singt dem Herrn, alle Völker und Rassen"

Ist der Begriff “Rasse“ noch zeitgemäß? Annette Widmann-Mauz, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, möchte den Begriff aus dem Grundgesetz streichen. Auch im kirchlichen Bereich wird debattiert, zum Beispiel über ein Kirchenlied.

Autor/in:
Renardo Schlegelmilch
Mann an einer Orgel / © Gone with the wind (shutterstock)
Mann an einer Orgel / © Gone with the wind ( shutterstock )

1970 erschien das von Peter Janssens geschriebene neue geistliche Lied “Singt dem Herrn, alle Völker und Rassen“. Moderne Anmutung, flotter Klang, gerade in jungen Kirchenkreisen ist die Melodie beliebt, und wird zum Beispiel oft auch an Lagerfeuern oder bei Jugendgottesdiensten gespielt.

In den 50 Jahren, seitdem das Lied geschrieben wurde, kommt aber immer wieder die Diskussion auf: Sollte ein Kirchenlied das Wort “Rasse“ enthalten?

Nicht im Gotteslob

Schlägt man im Gotteslob nach, wird man dieses beliebte Lied nicht finden, obwohl es von vielen Katholiken gewünscht wurde, die sich bei der Erstellung des neuen Gesangbuches per Brief oder Umfrage beteiligt hatten. Die Gotteslob-Kommission hat aber darüber diskutiert, erklärt Prof. Richard Mailänder, Kölner Diözesanmusikdirektor, der an der Auswahl der Lieder für das neue Gotteslob beteiligt war.

“Es ist über das Lied viel diskutiert worden, abgestimmt worden und schließlich sollte es eigentlich auch aufgenommen werden, aber mit einer Fußnote zum Wort “Rasse“. Das Wort erschien uns auch damals, 2008, schon problematisch. Schließlich wurde es dann doch rausgenommen. Das ist im Rahmen von Kürzungen passiert, die sowieso notwendig waren. Die Debatte um das Wort “Rasse“ hat da aber definitiv auch eine Rolle gespielt.“ Im Hauptteil des Gottslobes taucht das Lied also nicht auf, obwohl einige Bistümer sich dazu entschieden haben, es in ihrem eigenen Anhangsteil doch aufzulisten.

Die Diskussion gibt es unter Kirchenmusikern schon länger. Diözesanmusikdirektor Mailänder sind keine anderen Kirchenlieder bekannt, die das Wort "Rasse" verwenden, deshalb wird viel über dieses eine Lied und seine Wortwahl gesprochen. “Es wird immer wieder diskutiert und auch polemisiert, da das Wort sehr kritisch gesehen wird. Der Begriff ist im Deutschen halt sehr einschlägig besetzt durch die Rassentheorie des 19. Jahrhunderts, die sich dann in der NS-Zeit in einer ganz furchtbaren Weise entwickelt hat. Insofern ist es schwierig, das Wort zu verwenden.“

Alternativen zum Begriff "Rasse"

Eine Alternative, die für das neue Gotteslob überlegt wurde, so Mailänder, war, das Lied in seiner englischen Version in das neue Gesangbuch aufzunehmen. Der englische Text von Jeffrey Meyers verzichtet auf das Wort "Rasse" oder "Race". Ein anderer Weg wäre jener gewesen, den viele Gemeinden, aber auch die Popgruppe “Die Priester“ auf einem Album gewählt haben. Es gibt die alternative Textzeile: “Singt dem Herrn, alle Völker der Erde“.

Worum geht es im Lied?

Die Botschaft ist alles andere als rassistisch, es ist eher eine verbindende: “Singt dem Herrn, alle Völker und Rassen. Singt in allen Sprachen und Tönen.“ Der Text zeigt auf, dass die Christenheit über Sprachen und Grenzen hinweg verbunden ist. Ein guter Gedanke, wäre da nicht das problematische Wort “Rasse“.


In voller Konzentration: Erzdiözesandirektor Prof. Richard Mailänder / © Beatrice Tomasetti (DR)
In voller Konzentration: Erzdiözesandirektor Prof. Richard Mailänder / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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