Schwangerschaftsabbruch in der politischen Diskussion

CSU will weniger Abtreibungen

Die CSU will sich im Bundestag dafür einsetzen, dass sich "wieder mehr ungewollt Schwangere zur Weitergabe des Lebens entscheiden". Dazu will sie ein Maßnahmenpaket erarbeiten.

Abtreibungen in der Diskussion / © Harald Oppitz (KNA)
Abtreibungen in der Diskussion / © Harald Oppitz ( KNA )

Geplant sei ein "umfassendes Maßnahmenpaket" zur stärkeren Unterstützung von Frauen in Schwangerschaftskonflikten, berichtet die "Passauer Neue Presse" unter Berufung auf einen der Zeitung vorliegenden Entwurf für die Klausur der CSU-Landesgruppe in den nächsten Tagen in Kloster Seeon. Auch sollten die konkreten Motive und Lebenslagen von Frauen, die sich für einen Abbruch ihrer Schwangerschaft entschieden, wissenschaftlich untersucht werden.

Forderungen nach einer völligen Legalisierung von Abtreibungen oder nach längeren Fristen bei der Straffreiheit will die CSU demnach eine scharfe Absage erteilen. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche sei "nach wie vor zu hoch". Das geplante CSU-Papier trägt dem Bericht zufolge den Titel "Innovation gestalten, Orientierung geben, Ethik bewahren". Nicht alles, was möglich sei, sei auch nötig oder verantwortbar. "Für uns bleibt Gott der Schöpfer allen Lebens - und nicht der Mensch." Dieses Bekenntnis müsse Richtschnur bei der Bewertung medizinischer Innovationen sein.

Christliche Prägung herausstellen

Laut dem Zeitungsbericht will die CSU mit ihrem Papier die christliche Prägung Deutschlands herausstellen. Rechtsstaat und Grundgesetz seien "untrennbar verbunden mit dem christlichen Menschenbild", Sozialstaat und soziale Marktwirtschaft undenkbar ohne die christliche Soziallehre. Auf dieser Wertegrundlage solle Deutschlands Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden. Die CSU müsse dafür sorgen, "dass der Mensch im Mittelpunkt des Fortschritts steht und durch ihn nicht an den Rand gedrängt wird. Dass Technik dem Menschen dient und nicht andersherum. Dass Innovationen die Qualität des Lebens erhöhen und nicht den Wert des Lebens in Frage stellen".

Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass ein Schwangerschaftsabbruch eine Straftat ist, die mit bis zu drei Jahren Gefängnis geahndet werden kann. Gleichzeitig gibt es im Strafrecht definierte Ausnahmen, nach denen eine Abtreibung erlaubt ist. Dazu gehört die sogenannte Beratungsregelung, nach der ein Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten zwölf Wochen erlaubt ist, wenn die Schwangere eine Beratung in Anspruch genommen hat.

Die Zahl der Abtreibungen in Deutschland bewegt sich seit Jahren auf einem stabilen Niveau. 2017 gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund 101.000 Abtreibungen bei knapp 785.000 Geburten. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche war seit 2010 von damals mehr als 110.000 Abbrüchen kontinuierlich bis unter die 100.000er-Marke gesunken, bevor es im vergangenen Jahr einen erneuten Anstieg über diese Marke gab.

Die überwiegende Mehrheit der Abtreibungen (2017: rund 98.500) erfolgte nach der Beratungsregelung. In knapp 4.000 Fällen gab es 2017 einen medizinischen Grund für den Schwangerschaftsabbruch. In 20 Fällen griff die sogenannte kriminologische Indikation. Danach sind Schwangerschaftsabbrüche auch nach einer Vergewaltigung straffrei.

Vergleich mit Auftragsmorden

Die katholische Kirche ist strikt gegen die Abtreibung und verweist darauf, dass jeder Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen wurde und dadurch eine besondere Würde habe. Deshalb dürfe sich kein Mensch über einen anderen erheben. Zuletzt wandte sich Papst Franziskus im Oktober gegen Abtreibungen und verglich sie mit Auftragsmorden. Er sagte: "Es ist nicht richtig, ein menschliches Wesen zu beseitigen, wie klein auch immer, um ein Problem zu lösen. Das ist, als würde man einen Auftragskiller anheuern, um ein Problem zu lösen." Den letzten Halbsatz wiederholte der Papst.

Für Franziskus ist die Haltung zu Abtreibung keine religiöse Frage, sondern eine für alle Menschen gültige. "Ich trenne das Problem der Abtreibung von jeder Religion", sagte er als Erzbischof von Buenos Aires in einem Gespräch mit dem dortigen Rabbiner. "Abtreiben ist, jemand zu töten, der sich nicht wehren kann", so Bergoglio damals.

Aus seiner Zeit als Erzbischof in den Armenvierteln von Buenos Aires wird berichtet, dass er sich um Frauen gekümmert habe, die in einer Notlage abgetrieben hatten. All diesen Frauen habe er den Weg zu einer Versöhnung mit Gott und zu einer Überwindung ihrer Schuld erleichtert. In einem Schreiben von 2016 gewährte Franziskus allen Priestern die Befugnis zur Lossprechung von dieser Tat; früher hatten nur einige wenige diese Erlaubnis. Diese Erleichterung wurde von manchen Beobachtern damals so gedeutet, als relativiere Franziskus die Schwere der Schuld von Abtreibungen. Das war offensichtlich ein Missverständnis.


Quelle:
KNA , epd