Ethische Bedenken nach Klonung von Affen

Und was kommt nach den Primaten?

Rund zwei Jahrzehnte nachdem das Klonschaf Dolly Schlagzeilen machte, gelingt es chinesischen Forschern, Affen nach derselben Methode zu erzeugen. Die Äffchen Zhong Zhong und Hua Hua werfen neue ethische Fragen auf.

Die zwei geklonten Affen Hua Hua und Zhong Zhong / © Suzhou (dpa)
Die zwei geklonten Affen Hua Hua und Zhong Zhong / © Suzhou ( dpa )

So mahnt der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, zu Zurückhaltung. Mit Blick auf die mögliche Weiterentwicklung im Klonen von Menschen erklärte er am Donnerstag im Deutschlandfunk: "Wer A sagt, muss noch lange nicht B sagen."

Dennoch sei der chinesische Klon-Erfolg bei Makaken ein "symbolischer Einschnitt", weil erstmals der Klon eines Primaten gelungen sei. Er selbst sei der Ansicht, dass in diesem Fall nach A das B gar nicht gesagt werden dürfe, sagte Dabrock. International gebe es aber völlig abweichende Einstellungen. Nicht umsonst sei der Versuch gescheitert, reproduktives Klonen weltweit zu verbieten.

Wie sich die beiden Affen weiterentwickeln, ist nach Einschätzung von Tierschützern nicht absehbar. Auch Dabrock wies auf die Problematik des Tierwohls hin: Es sei schließlich bekannt, dass auch Dolly gesundheitlich nicht sonderlich robust gewesen sei, sagte er.

Erfolgreiche Klonung von Affen

Rund 22 Jahre nach der Geburt des Klonschafs Dolly haben chinesische Forscher erstmals mit derselben Methode Affen geklont. Die zwei Javaneraffen Zhong Zhong und Hua Hua seien lebendig geboren worden und hätten zumindest die ersten Wochen überlebt, berichtet das Team im Fachmagazin "Cell". Obwohl die bei Dolly verwendete Technik bei mehr als 20 Tierarten wie Kühen, Schweinen und Hunden gelang, waren Forscher mit dieser Methode bislang an Affen gescheitert.

Wie bei Dolly übertrugen die chinesischen Forscher den Zellkern samt Erbgut von einer Zelle des Spendertiers in eine Eizelle, die zuvor entkernt wurde. Das Team setzte den sich daraus entwickelnden Embryo dann einer Leihmutter ein, die den Klon austrug. So lassen sich theoretisch viele genetisch gleiche Tiere erzeugen.

Zwar war schon 1999 ein Labor-Affe auf die Welt gekommen, der dieselben genetischen Informationen besaß wie ein Artgenosse. Das Klontier war jedoch aus der einfachen Teilung der befruchteten Eizelle im Labor hervorgegangen - ähnlich wie bei eineiigen Zwillingen.

Das Team um Qiang Sun vom Institut für Neurowissenschaft der staatlichen Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai wandte nun ein erweitertes Dolly-Verfahren für die Javaneraffen (Macaca fascicularis) an. So bereiteten die Forscher die DNA-Erbgutstränge auf die anschließende Übertragung in die Eizelle vor. Nach der Injektion des Erbmaterials in die Eizelle gaben sie zudem spezielle Hilfsstoffe für die weitere Entwicklung hinzu.

Viele Versuche nötig

Wie die Forscher schreiben, waren viele Versuche nötig: Von knapp 200 aus dem Erbgut erwachsener Affen gewonnenen Embryonen kam es bei 42 Leihmuttertieren, denen die Forscher die Zellen einsetzten, zu zwei Lebendgeburten, doch starben diese Affenbabys wenige Stunden später. Mehr Erfolg hatten die Forscher bei gut 100 Embryonen, die auf dem Erbgut von Affen-Föten beruhten. In dieser Gruppe kam es bei 21 Leihmüttern zu sechs Schwangerschaften. Zwei Jungtiere kamen lebendig zur Welt und überlebten mindestens die ersten 40 sowie 50 Tage, dann schrieben die Forscher den Fachartikel.

Die Namen der Affen Zhong Zhong und Hua Hua haben eine ganz besondere Bedeutung, wie das Journal "Cell" in einer Mitteilung berichtete. Zhonghua heiße so viel wie "chinesische Nation". Dieses Spiel mit dem Nationalstolz deute an, dass es bei den Versuchen nicht nur um Forschungsfortschritt ging, sondern "vor allem um Prestige und andere nicht-hochrangige Ziele", kritisierte Theologe Dabrock. "So etwas sollte nicht auf Kosten solch sensibler Wesen gehen und ist ethisch problematisch."

Er befürchtet, dass die Klonversuche zu erheblichen Protesten von Tierschützern führen könnten. Dabei seien Tierversuche manchmal "schmerzlicherweise unumgänglich". Er habe den Eindruck, dass in China "eine umfängliche Strategie gefahren wird, die genetischen Grundlagen menschlichen Lebens zu bearbeiten", erklärt der Ethiker. "Wie damit umzugehen ist, ist aber nicht nur eine Aufgabe für chinesische Regulationen, sondern eine Menschheitsfrage."

Vatikanischer Bioethik-Experte kritisiert Klonen

Auch der frühere Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Kardinal Elio Sgreccia (89), hat das Klonexperiment mit zwei Affen in China scharf kritisiert. Mit Sorge beobachte er die Entwicklung, die hinter solchen Experimenten stehe, sagte der Bioethikexperte im Interview der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" (Donnerstag). "Ich sehe darin eine Bedrohung für die Zukunft der Menschheit. Erst das Schaf (Dolly), jetzt die Affen", so Sgreccia. Die Versuchung, ein solches Experiment bald mit Menschen zu versuchen, sei groß. Das sei "eine Perspektive, die die Kirche natürlich nie gutheißen kann", sagte der Kardinal.

Wissenschaftliche Fortschritte zugunsten der Medizin, die als Grund der Klonexperimente angeführt würden, ließen sich auch ohne Umsturz der natürlichen Ordnung erzielen, so Sgreccia. Die vatikanische Glaubenskongregation habe schon früher gewarnt, dass sich der Unterschied zwischen reproduktivem und therapeutischem Klonen nicht aufrechterhalten lasse.

Kardinal Elio Sgreccia galt lange Jahre als einer der führenden Bioethikexperten des Vatikan. Er ist Verfasser eines katholischen Handbuchs der Bioethik und hat das Dokument "Dignitas Personae" (Würde der Person) mit vorbereitet, eine Instruktion der Glaubenskongregation, die 2008 unter dem damaligen Präfekten William Levada und Sekretär Luis Ladaria erschienen ist. Ladaria leitet heute die Kongregation.

Tierschutzbund: Tierklonen generell verbieten

Scharfe Kritik am Klonen hat auch der Deutsche Tierschutzbund geäußert. Im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) forderte die Sprecherin des Tierschutzbundes, Lea Schmitz, ein generelles Verbot des Tierklonens.

"Wir lehnen das Klonen von Tieren strikt ab", betonte sie. "Die Klontiere sterben oft kurz vor oder nach der Geburt, sodass sie Schmerzen empfinden und schwer leiden." Außerdem seien Primaten sinnesphysiologisch hoch entwickelt und auf soziale Beziehungen angewiesen. "Sie leiden mehr als andere Tiere unter einer derartigen Versuchsdurchführung", sagte Schmitz.


Ethik-Professor Peter Dabrock  / © Uwe Zucchi (dpa)
Ethik-Professor Peter Dabrock / © Uwe Zucchi ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA , epd