Sozialethiker und Ordensmann Ockenfels wird 70 Jahre

Von theologischen Zwergen und Koryphäen

Mit dem Zeitgeist kann er wenig anfangen. Wolfgang Ockenfels wirft katholischen Bischöfen fehlendes Profil vor. Auch die CDU hat aus Sicht des Ordensmannes ihren konservativen Kern verraten. Die AfD hält er für wählbar.

Autor/in:
Christoph Arens
Sozialethiker Wolfgang Ockenfels / © Wolfgang Radtke (KNA)
Sozialethiker Wolfgang Ockenfels / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Wolfgang Ockenfels, Dominikanerpater und von 1985 bis 2015 Professor für Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier, kämpft für stramm konservative Positionen in der katholischen Kirche und am rechten Rand der Union. Heute wird der in Bad Honnef bei Bonn geborene Theologe und Sozialethiker 70 Jahre alt.

In seinen Diskussionsbeiträgen schreckt der streitbare Ordensmann auch vor deftigen Formulierungen und der Abkanzelung seiner Gegner nicht zurück. Als 2011 rund 300 liberale Theologen für eine größere Rolle von Frauen und Laien in der Kirche warben, kritisierte er dies als "grotesken Aufstand theologischer Zwerge, die sich als Koryphäen aufspielen".

Wenig Gutes an der modernen Gesellschaft

Ockenfels leitet als Nachfolger des ähnlich streitbaren Paters Basilius Streithofen das Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg. Die vom einstigen Dominikanerkloster Walberberg bei Bonn gegründete Einrichtung setzt sich seit 1951 dafür ein, Prinzipien der katholischen Soziallehre im Politikbetrieb Geltung zu verschaffen.

Zudem ist Ockenfels, der dem Konvent Heilig Kreuz der Dominikaner in Köln angehört, Chefredakteur der Zeitschrift "Die Neue Ordnung" und Präsident der Internationalen Stiftung Humanum.

Außerdem ist er Mitbegründer des Arbeitskreises Engagierter Katholiken in der CDU und CSU. Seit 2000 ist er Kuratoriumsmitglied des Forum Deutscher Katholiken, das sich als Zusammenschluss papsttreuer Katholiken in Konkurrenz zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken sieht. Er steht dem Opus Dei nahe und schreibt auch für die rechtsgerichtete Zeitung "Junge Freiheit".

Ockenfels' Analysen lassen wenig Gutes an der modernen Gesellschaft:

"Mangelnde Erlösungsbedürftigkeit"

Er warnt vor "zeitgeistlichem Appeasement" und sieht einen "massenhaften Glaubensabfall in den westlichen Ländern". Es gebe eine "mangelnde Erlösungsbedürftigkeit". Als Gründe sieht er vor allem die "Verweltlichung und Politisierung unserer Glaubensrepräsentanten".

Aus der Erlösungsbotschaft sei "ein moralisierendes und utopisches Programm geworden". Zu Papst Franziskus meinte der Sozialethiker jüngst: "Ich finde ihn persönlich durchaus sympathisch, doch es fällt mir schwer, ihn zu begreifen." Für analytisch denkende Zeitgenossen sei es schwierig, der Diktion des jetzigen Papstes zu folgen.

Ockenfels zeigt sich auch als stramm konservativer Kritiker der CDU, der sich dort nicht mehr richtig heimisch fühlt. "Wer seit fünfzig Jahren grundsatztreu der CDU angehört, die damals ähnliche Wertpositionen vertrat wie heute die AfD, gerät in den Verdacht, senil oder sentimental zu sein, wenn er nicht langsam über einen Austritt nachdenkt", schrieb er im vergangenen Jahr. "Die Unfähigkeit, Abschied von der CDU zu nehmen, nährt sich immer noch von der Hoffnung, diese Partei könnte sich womöglich doch noch auf ihr konservativ-christliches Erbe besinnen."

Kein Freund von Merkels Flüchtlingspolitik

Mehrfach ging Ockenfels auch mit katholischen Bischöfen ins Gericht, die die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin unterstützen. Die Bundesregierung bedauere inzwischen ihre Welcome-Euphorie und sei offenbar bereit, unbefugte und gefährliche Einwanderer möglichst schnell abzuschieben. "Jetzt stehen die Kirchen ziemlich blamiert da. Denn sie haben nicht den Mut, ihre Fehler einzugestehen."

Kritik übt Ockenfels auch an Kirchenrepräsentanten, die die AfD als für Christen unwählbar bezeichnen. "Die parteipolitische Kritik einiger Prälaten an der AfD setzt doch mindestens voraus, dass man sich sachlich mit dem Programm dieser Partei auseinandersetzt", erklärte er. "Dazu scheint es aber an politisch-ökonomischer Sachkompetenz zu fehlen. Stattdessen werden Betroffenheitsgefühle mobilisiert." Er selbst hält die AfD durchaus für akzeptabel: "Meiner persönlichen, nicht maßgebenden Meinung nach ist es - nach gründlicher Lektüre des AfD-Programms - nicht unchristlich, dieser Partei anzugehören oder sie zu wählen."


Quelle:
KNA