Satirische Protestaktion vor dem Kölner Dom

Schlafender Bischof in einer Hängematte

Ort und Zeit sind wohl bewusst gewählt: Mit einer satirischen Großplastik protestiert eine Gruppe um die Giordano-Bruno-Stiftung ab diesem Mittwoch erneut gegen die schleppende Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche.

Satirische Protestaktion vor dem Kölner Dom / © Gerald Mayer (DR)
Satirische Protestaktion vor dem Kölner Dom / © Gerald Mayer ( DR )

Anlass sei die bevorstehende Vorstellung eines Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln, wie das "Aktionsbündnis Betroffeneninitiativen" erklärte.

In einer Online-Petition forderte das Bündnis zudem den Bundestag auf, eine unabhängige Aufklärungskommission und ein Opfergenesungswerk einzurichten und die Vernetzung von Betroffenen finanziell zu unterstützen. Die Petition hatte am Montag mehr als 26.000 Unterschriften.

Schlafender Bischof in einer Hängematte

Die Plastik, die bis Freitag vor der Kathedrale zu sehen ist, zeigt einen schlafenden Bischof in einer Hängematte, die zwischen zwei angebrochenen Kreuzen hängt. "11 Jahre schonungslose Aufarbeitung der Missbrauchsfälle" steht auf der Pappskulptur des Düsseldorfer Bildhauers und Karnevalswagenbauers Jacques Tilly.

Vor drei Wochen hatte das Bündnis bereits mit einer Tilly-Plastik vor dem Dom protestiert. Sie zeigte einen Bischof mit Mitra, die einer Penisspitze nachempfunden war.

Der öffentliche Druck dürfe auch nach der Veröffentlichung des Kölner Gutachtens am Donnerstag nicht nachlassen, sagte der Mitbegründer der Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, zu der Aktion.

"Ganz Deutschland blickt auf Köln, und die Kirche wird sich danach auf die Schulter klopfen und betonen, man tue ja etwas." Die Betroffenen vertrauten der Kirche nicht, dass sie den Gutachtern alle Akten zugänglich gemacht hätten. Ähnliche Expertisen in anderen Bistümern seien teilweise geschwärzt und Rücktritte von Klerikern gebe es immer noch nicht.

Gutachten wird veröffentlicht

Nach monatelangem Streit präsentieren Juristen am Donnerstag ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum Köln. Das Team um Strafrechtler Björn Gercke hat den Umgang der Bistumsspitze mit Fällen sexualisierter Gewalt untersucht und soll Vertuscher unter den Verantwortlichen beim Namen nennen.

Es handelt sich um die zweite Ausarbeitung für das Erzbistum - ein erstes Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wurde zunächst nicht wie vorgesehen veröffentlicht, weil Kardinal Woelki es für mangelhaft hält. Kritiker warfen ihm deshalb mangelnden Aufklärungswillen vor.

Kommende Woche will das Erzbistum die WSW-Untersuchung nun doch vorlegen. Sie soll etwa für Betroffene, Journalisten und weitere Interessierte einsehbar sein.


Quelle:
KNA