Die Domchöre bekommen Verstärkung

"Ihr gebt uns ein Zeichen der Ermutigung"

Dompropst Bachner nahm 36 Sängerinnen und Sänger in die Chöre und drei Ministranten in den liturgischen Dienst am Dom auf. Mit einer anspruchsvollen Vierne-Messe stellte der Chornachwuchs sein Können unter Beweis.

Dreimal in der Woche proben die Chöre für ihre Auftritte im Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dreimal in der Woche proben die Chöre für ihre Auftritte im Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Wir versprechen es." Feierlich klingt die Zusage der 22 Mädchen und 14 Knaben an diesem ersten Februarsonntag, die sie unisono Dompropst Bachner geben. Schließlich will dieser von den Neun- und Zehnjährigen wissen, ob sie mit ihrem Chorgesang von nun an bereit zu einem zuverlässigen Dienst in der Liturgie des Domes sind – "zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen", wie es in der offiziellen Formulierung dieses feierlichen Aufnahmerituals heißt. Und Bachner betont, dass dieser Dienst Können, Fleiß und Einsatz erfordere sowie mit Sorgfältigkeit und dem nötigen Ernst versehen werden müsse.

Es ist ein aufregender Moment für die jungen Nachwuchssängerinnen und -sänger, die zunächst in festlicher Prozession für dieses traditionelle Zeremoniell durch den Mittelgang der Kathedrale in den Altarraum eingezogen sind und dabei das für diese Feier obligatorische "Tria sunt munera" gesungen haben. Ein Jahr lang haben sie sich auf diesen Tag vorbereitet und auch den finalen Aufnahmetest erfolgreich bestanden, wie Domkapellmeister Eberhard Metternich vor der Gemeinde öffentlich erklärt. Nun also kommt es für die insgesamt 36-köpfige Nachwuchsriege des Kölner Domchores und des Mädchenchores am Kölner Dom darauf an, auch offiziell in diese Gemeinschaft aller Dienste am Dom aufgenommen zu werden.

Nichts zu verstecken

"In der Liturgie feiern wir das Herzstück unseres Glaubens", wendet sich der Dompropst an die jungen Sänger und Messdiener. Sowohl die Chormusik als auch der Ministrantendienst seien innerhalb der Liturgie eine "wichtige und wesentliche Aufgabe", in der Gott erfahrbar werde. "Mit Eurem gesungenen Gotteslob erweist Ihr Gott die Ehre und erfreut zugleich das Herz aller Menschen, die hier im Dom zum Gottesdienst versammelt oder über die Medien mit uns verbunden sind."

Es sei ein Geschenk, ruft Bachner in den Dom hinein, diese jungen Menschen in die liturgischen Dienste am Dom aufzunehmen. Die Stadt, die Kirche und der Dom lebten vom Ehrenamt, aber eben auch von dem Zeugnis, das jeder Einzelne mit seinem Engagement gebe. "Als Dompropst danke ich Euch nicht nur für Euren Dienst, sondern auch für die viele Zeit und das eingebrachte Engagement, damit wir hier im Dom in würdiger Weise Eucharistie feiern können", betont er wörtlich an die Adresse der Jugend.

"Ihr gebt uns allen ein Zeichen der Ermutigung und der Freude am Glauben.“ Ausdrücklich würdigt der Dompropst auch den Einsatz der beiden Chorleiter, Domkapellmeister Eberhard Metternich und Domkantor Oliver Sperling, die in harter Übungsarbeit mit allen Sängern für fachlich exzellente Erfolge sorgten, wie er unterstreicht. "Damit müssen wir uns nicht verstecken", erklärt Bachner, bevor er die Mädchen und Jungen für ihren neuen Dienst segnet.

Üben muss sein

Nach zwei "Testdurchläufen" im vergangenen Sommer und dann noch einmal im November werden alle neuen A-Chor-Sängerinnen und Sänger nämlich von nun an immer im 14-tägigen Rhythmus den Platz auf dem Chorpodest im südlichen Seitenschiff des Kölner Domes einnehmen und fester Bestandteil der Kapitels- und Pontifikalämter sein. Dafür steht jeder der Viertklässler – die meisten kommen aus der Kölner Domsingschule – mit seinem Namen, der jeweils vorgelesen wird, ein. Und dafür haben die Kinder schließlich auch immer wieder fleißig mit ihren Chorleitern Metternich und Oliver Sperling geprobt.

Natürlich auch die Regeln, die für gemeinschaftliches Singen erforderlich sind, und die notwendige Disziplin bei offiziellen Anlässen, damit der Hörgenuss im Ernstfall auch etwas fürs Auge ist. Schließlich wird jede Dommesse vom Domradio live in Wort und Bild übertragen.

Jede Stimme zählt

Nach der heutigen Premiere ihres großen Auftritts mit der "Messe solennelle" für Chor und zwei Orgeln von Louis Vierne gab es von beiden Chorleitern dann erst einmal viel Lob. "Die Vorfreude der Knaben auf diesen Auftritt war diesmal besonders groß, da sie gerade in den letzten Wochen noch einmal enorme Fortschritte in ihrer musikalischen Entwicklung gemacht haben", erklärt Domchorleiter Metternich. Die meisten hätten angesichts der intensiven Probenphase eine ganz eigene Selbständigkeit ihrer Stimme entwickelt.

Das zu beobachten mache große Freude und stimme zuversichtlich. Denn die Gruppe, die jetzt eingeführt wurde, so der Chorpädagoge, bilde in zwei Jahren die Stütze des Domchores. Dass es auch in diesem Jahr insgesamt wieder über 90 Knaben seien, auf die er zählen könne – dazu kommen noch etwa 45 Herrenstimmen, die fast ausnahmslos aus den Stimmen der ehemaligen Knaben hervorgegangen sind – zeige, wie attraktiv das Singen in einem Knabenchor auch heute noch sei. "Dennoch denke ich auch an die Zukunft und freue mich über jeden singbegeisterten oder musisch begabten Jungen im Grundschulalter, der zu uns kommt und den Domchor verstärken möchte."

Verständigung nur über Sichtkontakt

Auch Sperling belohnt seine kleinen Sängerinnen nach der gelungen Dom-Premiere mit viel Zuspruch: "Die Mädchen waren mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache und haben ihren Part angesichts einer solchen musikalischen Herausforderung ganz wunderbar bewältigt. Schließlich braucht es schon eine gehörige Portion Mut dafür, in der ersten Reihe für alle sichtbar zu stehen und einer derart anspruchsvollen Komposition in lateinischer Sprache gewachsen zu sein."

Immerhin ist die Vierne-Messe, die zum festen Repertoire beider Chöre zählt und nun schon seit Jahren bei dieser Aufnahmefeier gesungen wird, auch für die Chorleiter selbst immer wieder eine spannende Aufgabe, die sich vornehmlich aus der schwierigen Akustik des Domes ergibt. Bei der bewusst doppelchörigen Aufstellung im Süd- und Nordseitenschiff ist eine Verständigung im Dirigat weitestgehend nur über Sichtkontakt zu erreichen. Denn erfahrungsgemäß macht es die Akustik des Domes unmöglich, sich allein aufs Hören zu verlassen.

Anspruchsvoll und wie für den Dom gemacht

"Da muss es schon ganz genau stimmen, wenn zwei so große Chöre mit fast 300 Sängern von unterschiedlichen Orten aus gemeinsam musizieren", erklärt Metternich. "Allerdings haben wir bei dieser Form der Verständigung mittlerweile auch viel Erfahrung miteinander und kennen uns gegenseitig gut", ergänzt Domkantor Sperling. Ausladendere Bewegungen müssten das Dirigat absolut eindeutig machen.

Die beiden Organisten, die Vierne bei dieser Messe vorgesehen hat, sind im Dom über einen kleinen Monitor mit den Dirigenten verbunden, während ihnen die Einsätze der Chöre per Mikrophon über einen Lautsprecher zugespielt werden. "Etwas direkter als in Echtzeit", erläutert Sperling. Dieses aufwendige Zusammenspiel erfordere von allen viel Konzentration. Am Ende aber stimme das Gesamtpaket. Denn das Ergebnis zeige, dass ein solches Werk in Köln nicht nur machbar sei, sondern hervorragend in diesen Raum und in die Liturgie passe. "Letztlich ist diese cis-Moll-Messe ideal für die spezifischen Möglichkeiten des Kölner Domes." Sie zu singen mache sogar den Jüngsten viel Spaß.

Beatrice Tomasetti (DR)

 

Domkapellmeister freut sich über den Zuwachs von 14 neuen Knaben im Kölner Domchor. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domkapellmeister freut sich über den Zuwachs von 14 neuen Knaben im Kölner Domchor. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

 

Die meisten der Mädchen kommen aus den vierten Klassen der Kölner Domsingschule. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die meisten der Mädchen kommen aus den vierten Klassen der Kölner Domsingschule. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

 

Von nun an verstärken 22 neue Sängerinnen den Mädchenchor am Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Von nun an verstärken 22 neue Sängerinnen den Mädchenchor am Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

 

Alle müssen genau aufs Dirigat schauen, denn die Akustik des Domes ist eine Herausforderung für alle Sänger. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Alle müssen genau aufs Dirigat schauen, denn die Akustik des Domes ist eine Herausforderung für alle Sänger. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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