Kundgebungen gegen Rechts in mehreren Städten

Gegen Unmenschlichkeit

In mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen haben Tausende Menschen am Wochenende friedlich gegen Rechts demonstriert. Mit dabei auch die beiden großen Kirchen in NRW. Aber es gab auch Störungen.

Plakat mit der Aufschrift: "Aus Fremden können Freunde werden" / © Dominik Becker (DR)
Plakat mit der Aufschrift: "Aus Fremden können Freunde werden" / © Dominik Becker ( DR )

Bei mehreren Kundgebungen in Köln, Dortmund und Gelsenkirchen haben Tausende Menschen am Wochenende ein Zeichen gegen Rechts gesetzt. Es kam aber auch zu Auseinandersetzungen mit rechten Gruppierungen.

Rund 12 000 Menschen forderten am Sonntag in Köln bei einer friedlichen Demonstration eine menschliche Flüchtlingspolitik als Zeichen gegen Rechts und Rassismus. Mehr als 120 Initiativen, Organisationen, Parteien, Wohlfahrtsverbände und die beiden Kirchen hatten zu der Kundgebung "Köln zeigt Haltung!" aufgerufen. Im DOMRADIO.DE-Interview erinnerte der Vorsitzende des Katholikenausschusses, Gregor Stiels, im Vorfeld daran, dass schon 2016 der Kölner Erzbischof in der Fronleichnamsprozession ganz deutlich gesagt habe, dass wir Solidarität mit Geflüchteten zeigen müssten. "Zwei Jahre später ertrinken immer noch 1500 Menschen im Mittelmeer." Das zeige, wie unmenschlich und lange der Zustand schon anhalte. Der Katholikenausschuss wolle sagen: "Das geht so nicht, wir müssen einfach mal ein deutliches Zeichen setzen und sagen: Das ist unmenschlich und es braucht Lösungen."

Bei der Suche nach Lösungen weisen aber die Initiativen auch auf Fehler hin, die in dieser Beziehung gemacht wurden. Wolfgang Uellenberg-van Dawen vom Runden Tisch für Integration sieht den Fehler des Staates darin, dass er oftmals eine andere Politik verfolge, als eine Mehrheit der Menschen begreifen und nachvollziehen könne. In Köln gebe es über 70 Willkommens-Initiativen. "Es gibt nach wie vor ein ganz großes Engagement Geflüchtete aufzunehmen, pragmatisch Lösungen zu finden, mit Problemen umzugehen und auch zu sagen, wo Grenzen sind. Parallel dazu wird immer stärker die Abschiebung forciert." Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker trat auf.

Mann wurde verletzt

In Gelsenkirchen wurde bei einem Aufmarsch rechter Gruppierungen und der Gegendemonstration eines Aktionsbündnisses am Sonntag ein 65 Jahre alter Mann verletzt. Er habe vermutlich eine Flasche an den Kopf bekommen, sagte ein Polizeisprecher. Nach ersten Erkenntnissen gehörte der 65-Jährige wohl zu den Gegendemonstranten, die für mehr Toleranz und Demokratie protestierten. Die Polizei nannte Teilnehmerzahlen von rund 300 auf der Seite der Veranstaltung "Mütter gegen Gewalt/Patrioten NRW" und etwa 2100 bei den Aktivisten eines Bündnisses aus verschiedenen Gruppen dagegen. "Insgesamt leitete die Polizei acht Strafverfahren ein und nahm zwei Personen in Gewahrsam", hieß es am Abend.

Die beiden Veranstaltungen in der Gelsenkirchener Innenstadt verliefen in rund 150 Metern Abstand voneinander ansonsten weitgehend friedlich. Zu der Gegenkundgebung hatte ein Aktionsbündnis aus sieben Initiativen, Organisationen und Parteien aufgerufen. Die Stadtspitze hatte den Appell gegen rechte Hetze und Rassismus unterstützt.

Bei einer Ansprache des Dortmunder Oberbürgermeisters Ullrich Sierau (SPD) beim "Fest für Demokratie und Vielfalt" hätten einige Rechtsextreme zunächst mit Schmährufen gepöbelt, teilte die Polizei Dortmund mit. Als die Beamten die Gruppe zurückdrängen wollten, wurden sie von einigen Rechten angegriffen. Neun Verdächtige wurden in Gewahrsam genommen, fünf Männer aus der Gruppe wurden unter anderem wegen versuchter Körperverletzung angezeigt. Ein Beamter wurde bei den Übergriffen leicht verletzt. Das Fest im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld ist ein Familienfest für Respekt, Toleranz und Verständigung.


Quelle:
dpa , DR