Letzte Messe in St. Laurentius in Köln

Trauer und Hoffnung

Am Sonntag findet zum letzten Mal eine heilige Messe in der Kirche St. Laurentius in Köln-Lindenthal statt. Die Kirche wird außer Dienst gestellt. Pfarrer Thomas Iking geht mit gemischten Gefühlen in den Gottesdienst.

Immer mehr Kirchenbänke bleiben leer (dpa)
Immer mehr Kirchenbänke bleiben leer / ( dpa )

domradio.de: Hatten Sie schon einmal einen Gottesdienst, bei dem es um die Außerdienststellung einer Kirche ging?

Pfarrer Thomas Iking (Leitender Pfarrer der Gemeinde St. Stephan, zu der die Kirche St. Laurentius gehört): Nein, Gott sei Dank nicht. Es ist das erste Mal, dass ich einen solchen Gottesdienst feiern werde.

domradio.de: Mit welchen Gefühlen gehen Sie in den Gottesdienst?

Pfarrer Iking: Es sind zwei Gefühle. Das eine Gefühl ist eine Gefühl der Trauer, die ich teile mit diejenigen, die so viele Jahre dort in den Gottesdienst gegangen sind und dort gebetet haben und die morgen dort an diesem Ort ihre letzte Messe feiern. Das andere ist das Gefühl einer Hoffnung, die ich habe und die ich mit den Ehrenamtlichen in unserer Pfarrei teile. Mit den Ehrenamtlichen meine ich besonders die Menschen in unserem Kirchenvorstand und im Pfarrgemeinderat. Die Hoffnung, dass wir mit diesem Schritt unserem Ziel ein Stück näher kommen, die Lasten der Unterhaltung von fünf Kirchen, die wir in unserer Pfarrei haben, minimieren zu können. 

St. Laurentius in Köln / © Frank Blachmann  (privat)
St. Laurentius in Köln / © Frank Blachmann ( privat )

domradio.de: Die Entscheidung, eine Kirche zu schließen, trifft der Erzbischof von Köln. Wie ist es aber zu dieser Entscheidung gekommen?

Pfarrer Iking: Das hat sicher etwas damit zu tun, wie es mit der Nutzung dieser Kirche aussieht. Wie viele Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Gottesdienste finden dort statt? Wie viele Gruppen engagieren sich innerhalb eines solchen Kirchortes - Messdiener, Kinder, Jugendliche und Senioren?

domradio.de: Wie sehen die Gemeindemitglieder von St. Laurentius diese Entscheidung?

Pfarrer Iking: Diejenigen, die dort ganz tief verwurzelt sind, können das natürlich nur als schmerzlich empfinden. Unsere Aufgabe ist es aber, eine Gesamtlösung für eine Gemeinde mit fünf Kirchorten zu finden.

domradio.de: Wie wurde die Gemeinde mit einbezogen in die Entscheidung?

Pfarrer Iking: Wir hatten 2014 schon eine Gemeindeversammlung, bei der wir über dieses Thema mit der Gemeinde vor Ort gesprochen haben.

domradio.de: Die Kirche soll nach der Schließung nicht einfach leer stehen. Es ist im Gespräch, sie an die Universität Köln zu übergeben. Was ist da geplant?

Pfarrer Iking: Es wird in den nächsten ein, zwei Jahren ein Abstimmungsprozess stattfinden müssen zwischen der Universität zu Köln, dem Erzbistum Köln und der kirchlichen und der staatlichen Denkmalpflege, um zu schauen, ob eine Nutzung durch die Universität realistisch ist. Eine Profanierung (Entweihung eines sakralen Gegenstandes wie z.B. einer Kirche, Anm.d.Red.) wird nämlich auf einen solchen Zweck hin ausgesprochen.

domradio.de: Das heißt, es ist noch gar nicht sicher, ob die Kirche an die Uni übergeben wird?

Pfarrer Iking: Nein, das ist noch nicht sicher.

domradio.de: Sprechen wir über morgen, über die Außerdienststellung der Kirche. Wird der Gottesdienst, den Sie um 9.15 Uhr feiern, anders sein als die anderen davor?

Pfarrer Iking: Der Gottesdienst wird nicht anders sein - vielleicht mit dem Unterschied, dass es ein besonders feierlicher Gottesdienst wird. Es hat sich zum Beispiel ein Kirchenchor aus Pulheim angesagt, bei dem jemand mitsingt, der früher in der Gemeinde St. Laurentius beheimatet war und diesen letzten Gottesdienst gerne mitgestalten möchte. Wir erwarten morgen auch mehr Gäste zum Gottesdienst, als wir das sonst an diesem Gottesdienstort erfahren.

Das Interview führte Silvia Ochlast.

Quelle:
DR