Graffiti-Krippe in Wuppertal

Gesprühte Gemeinschaft

In Wuppertal-Elberfeld wird keine Krippe gebaut, sondern gesprüht. Mit der Graffiti-Krippe sind ganz besondere Aktionen verbunden – bei denen auch Christen aus der Ferne eingebunden werden.

Autor/in:
Das Interview führte Uta Vorbrodt
Die Graffiti-Krippe 2015 / © Christoph Schönbach (privat)
Die Graffiti-Krippe 2015 / © Christoph Schönbach ( privat )

domradio.de: Worauf wird denn eigentlich gesprüht?

Werner Kleine (Pastoralreferent in Wuppertal-Elberfeld): Wir bauen seit einigen Jahren immer extra Gestelle auf und die Krippe wird dann jedes Jahr neu gestaltet.

domradio.de: Das ist jetzt nicht eine Wand, sondern ein Holzkreuz, das ein bisschen wie ein Andreaskreuz aussieht?

Kleine: Wenn man von oben schräg draufguckt, sieht man ein Andreaskreuz. Dann werden auf die Seiten entsprechend Wände angebracht, damit man diese besprühen kann. Die Grundform ist aber die eines Andreaskreuzes.

domradio.de: Das wird dann gegenüber Ihrer Kirche aufgestellt, nicht an einem Tag zu Ende gesprüht, sondern das ist verknüpft mit Aktionen - kommt dann der Künstler, Martin Heuwold, jeden Tag vorbei?

Kleine: Das ist ein bisschen wetterabhängig – und Martin Heuwold hat natürlich auch noch andere Aufträge in Wuppertal. Wir werden über die Adventszeit zwischen vier und sechs Aktionen haben, an denen Martin Heuwold mit seinen Mitarbeitern an der Krippe sein wird und diese gestalten wird. Die wird also über die Adventszeit sukzessive bunter und immer mehr Gestalt annehmen. Viel wird dann am Heiligen Abend passieren. Um Punkt zwölf Uhr am Heiligen Abend legen wir das Kind in die Krippe. Dann ist Weihnachten und dann werde ich an der Krippe das Martyriologium singen und damit das Weihnachtsfest einläuten.

domradio.de: Das Jesuskind kommt an Heilig Abend dazu und wird hineingesprüht - und in diesem Jahr spielt auch die Flüchtlingsbewegung bei der Gestaltung der Krippe eine Rolle - inwiefern?

Kleine: Die Graffiti-Krippen sind immer thematisch gestaltet und wir versuchen immer, aktuelle Bezüge aufzunehmen. Jetzt haben wir hier in Wuppertal die Besonderheit, dass sich gerade in dieser Stadt sehr viele syrische Christen sammeln, also arabischsprachige Christen, die aus Syrien und dem Irak geflohen sind. Das sind Christen aus vielfältigen Konfessionen: Orientalische Christen, orthodoxe Christen. Was alle untereinander bei allen rituellen und theologischen großen und kleinen Unterschieden verbindet, ist, dass Ikonen eine große Rolle spielen. Wir werden diese Thematik in diesem Jahr an der Graffiti-Krippe abbilden, das heißt, die wird ein wenig im Ikonen-Style dargestellt, aber auch ein bisschen mit entsprechenden Graffiti-Elementen durchsetzt sein, so dass wir einen Bezug auf die aktuelle Thematik hier in Wuppertal haben.

domradio.de: Ist diese neu entstehende arabischsprachige christliche Gemeinde mit einbezogen?

Kleine: Die sind erst einmal Ideengeber – dass sie überhaupt in Wuppertal sind, hat uns auf die Idee gebracht, diese Ikonen zu malen. Dann gibt es aber noch etwas: Der Priester, der mit dieser Gemeinde hier in Wuppertal regelmäßig Gottesdienst feiert, hat mich auf einen Verein aufmerksam gemacht, der "Christen helfen Christen" heißt. Dieser Verein sammelt Geld für die Christen im Nahen Osten, die noch in den Kriegsgebieten sitzen, damit denen geholfen wird. Wir werden in diesem Jahr an der Graffiti-Krippe immer wieder Aktionen durchführen, auch, um diesen Verein zu unterstützen, aber auch, um auf das Schicksal der arabischsprachigen Christen, die noch im Nahen Osten sind, aufmerksam zu machen. Zusammen mit dem Sozialdienst katholischer Frauen etwa wird es eine Mahnwache am 28. Dezember an der Graffiti-Krippe geben, wo auch die arabischsprachigen Christen dabei sein werden, wo aber zum Beispiel auch die orthodoxen Gemeinden aus Wuppertal beteiligt werden sollen.

domradio.de: Was passiert denn eigentlich nach der Weihnachtszeit mit dem Kunstwerk?

Kleine: Die Krippe bleibt immer bis Mitte Januar, etwas über die Weihnachtszeit, hier in Wuppertal stehen, weil wir am 6. Januar auch die Könige an der Krippe begrüßen. Die Krippe kann durch die Unterstützung einiger Geldgeber realisiert werden und wir geben Teile der Krippe gegen eine Spende oder an diejenigen ab, die schon Geld gegeben haben. Es gibt zum Beispiel Teile von vergangenen Graffiti-Krippen, die bis nach Wien gegangen sind oder auch hier in Wuppertal einen guten Platz gefunden haben. Das, was übrig bleibt, wird verbrannt, damit nächstes Jahr eine neue Graffiti-Krippe entstehen kann.


Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Quelle:
DR