Knapp 20.000 Teilnehmer bei Pro-Erdogan-Kundgebung

Lage überwiegend friedlich

Mehrere Tausend Menschen haben in Köln für den türkischen Staatspräsidenten Erdoğan demonstriert. Weitere Demonstrationszüge prangerten hingegen Repressionen in der Türkei an. Befürchtete Krawalle blieben aus.

Erdogan-Anhänger beten vor der Kundgebung / © Oliver Berg (dpa)
Erdogan-Anhänger beten vor der Kundgebung / © Oliver Berg ( dpa )

Fast 20.000 Anhänger des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan haben am Sonntag im Kölner Stadtteil Deutz demonstriert. Anlass war der vor zwei Wochen vereitelte Militärputsch am Bosporus. Zugleich protestierten mehrere Demonstrationen gegen die Politik Erdogans. Die Veranstaltungen verliefen weitgehend friedlich, wie eine Polizeisprecherin dem epd sagte. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) dankten den Polizeikräften für den friedlichen Demonstrationsverlauf.

Das Motto der mehrstündigen Veranstaltung im Kölner Stadtteil Deutz lautete: "Ja zur Demokratie - Nein zum Staatsstreich". Auf Transparenten hieß es unter anderem "Erdoğan ist ein Streiter für Menschenrechte". Zigtausende türkische Flaggen wurden geschwungen.

Sportminister kritisiert Beschluss des Bundesverfassungsgerichts

Der türkische Sportminister Akif Çağatay Kılıç, der als Redner auftrat, kritisierte das Verbot einer Live-Übertragung mit Erdoğan. Die Übertragung wurde vom Bundesverfassungsgericht am Samstagabend in letzter Instanz untersagt. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde jedoch eine schriftliche Grußbotschaft Erdoğans verlesen. Zum Auftakt der Veranstaltung wurden die Nationalhymnen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland gespielt. Zudem gab es eine Schweigeminute für die Toten des Putschversuchs. Zu der Großdemonstration aufgerufen hatte die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), die Erdoğans AKP nahe steht.

Veranstalter und Polizei hatten im Vorfeld mit deutlich mehr Teilnehmern gerechnet, zunächst wurden 30.000, später dann 50.000 Teilnehmer genannt. Die Polizei vermeldete schließlich 20.000 Demonstranten.

Vier Gegendemos

Gegen die Großkundgebung und das restriktive Vorgehen Erdoğans in der Türkei nach dem Putschversuch gab es insgesamt vier Gegendemonstrationen. An einer Kundgebung des Bündnisses "ErdoWahn Stoppen - Für Demokratie und Menschenrechte in der Türkei", zu der Grüne Jugend, Jungsozialisten, Junge Liberale und Linksjugend aufgerufen hatten, kamen nach Angaben der Polizei etwa 1.200 Teilnehmer. Außerdem folgten in Köln rund 600 Menschen dem Aufruf des Bündnisses "Köln gegen Rechts" gegen Nationalismus und Rassismus.

Zeitgleich fand eine Standkundgebung der rechtsextremen Partei Pro NRW mit 250 Teilnehmern statt. Die Veranstaltungen der Rechtsextremen habe aufgelöst werden müssen, weil es bei den Teilnehmern eine große Aggression und viel Alkohol gegeben habe, sagte der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies.

Zufrieden mit friedlichem Verlauf

NRW-Innenminister Jäger begrüßte den weitgehend friedlichen Verlauf der Kundgebung von Erdoğan-Anhängern. "Denn es wäre nicht hinnehmbar, wenn die innenpolitischen Konflikte und Verwerfungen in der Türkei sich in Gewalt auf unseren Straßen entladen". Die Situation sei bisweilen emotional und hitzig gewesen. Die Einsatzkräfte hätten jedoch mit großer Umsicht und Professionalität gehandelt.

Auch Kölns Oberbürgermeisterin Reker dankte für den Polizeieinsatz. Dieser Tag sei jedoch auch eine große Belastung für viele Bürger und Einsatzkräfte gewesen. Deshalb sei "eine breite Diskussion über dieses Thema" nötig.


Demonstration von Erdogan-Gegnern in Köln im Sommer 2016 / © Guido Kirchner (dpa)
Demonstration von Erdogan-Gegnern in Köln im Sommer 2016 / © Guido Kirchner ( dpa )

Demo von Erdogan-Anhängern / © Oliver Berg (dpa)
Demo von Erdogan-Anhängern / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
epd