Der neue Kölner Generalvikar Meiering im Interview

"Aufbruch statt Abbruch!"

Der bisherige Stadtjugendseelsorger Dominik Meiering ist neuer Generalvikar des Erzbischofs von Köln. Im ersten Interview nach der Ernennung spricht er über ein besonderes Ultimatum Kardinal Woelkis, seine Vita & anstehende Aufgaben.

Generalvikar Meiering im Interview / © Boecker
Generalvikar Meiering im Interview / © Boecker

domradio.de: Glück und Segen für die neue Aufgabe Herr Generalvikar! Das ging ja jetzt sehr schnell. Wie haben Sie selber auf die Anfrage reagiert?

Generalvikar Dr. Meiering: Ich bin jetzt neun Jahre Stadt- und Kreisjugendseelsorger. Dass irgendwann mal etwas Neues kommen würde, war mir schon klar. Dass es jetzt gleich ein so verantwortungsvolles Amt werden würde, das war doch für mich auch ein kleiner Schock. Und ich habe dann erst einmal um eine Woche Bedenkzeit gebeten. Aber der Kardinal meinte: "Nein, drei Tage, mehr hat der Herr auch nicht für die Auferstehung gebraucht". Dann habe ich erst einmal schlecht geschlafen und überlegt, wie ich das angehe. Und ich habe mich auch beraten. Jetzt bin ich froh, dass die Entscheidung gefallen ist.

domradio.de: Kardinal Woelki kennt sie ja noch aus seinen Jahren als Weihbischof in Köln.

Generalvikar Dr. Meiering: Ja, als er zum Bischof geweiht wurde, war ich Kaplan in St. Agnes in Köln. Wir haben uns damals im Kölner Dom kennengelernt. Vielleicht hat er meine Tätigkeiten ein wenig verfolgt, oder Menschen haben ihm von mir berichtet. Jedenfalls scheint er der Meinung zu sein, dass ich der Richtige für die Aufgabe bin.

domradio.de: Sie haben in sehr vielen Bereichen Erfahrungen gesammelt: Kaplan, Jugendseelsorger, Dozent, Lehrbeauftragter, Priesterausbildung. Können Sie diese Erfahrungen in Ihr neues Aufgabengebiet einbringen.

Generalvikar Dr. Meiering: Ich muss ja erst einmal Generalvikar lernen. Da habe ich einen großen Respekt vor. Ich weiß, dass das eine sehr große Herausforderung ist, die es da zu bestehen gilt. Ich habe andererseits viele unterschiedliche Dinge in der Vergangenheit nebeneinander gemacht, und ich durfte in vielen Bereichen  - sowohl auf Bistumsebene, als auch in der Jugendseelsorge - Erfahrungen sammeln. Und ich hoffe, dass all diese Erfahrungen jetzt gut sind, um diesen neuen Dienst auch gut bewältigen zu können.

domradio.de: Sie haben drei Generalvikare erlebt. Gibt es Vorbilder?

Generalvikar Dr. Meiering: Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, man kann nicht irgendjemanden imitieren. Meine Vorgänger haben natürlich ganz andere Biografien. Stefan Heße z.B. ist in der kirchlichen Verwaltung groß geworden als Personalchef. Und die Herren Feldhoff und Schwaderlapp sind Sekretäre des Erzbischofs gewesen. Ich habe 17 Jahre Jugendseelsorge gemacht und ein paar andere Aufgaben dabei. Das sind ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Ich werde mich bestimmt an diese drei wenden, um mir Rat einzuholen und mir erzählen zu lassen, wie man das denn angehen könnte.

domradio.de: Sie sagen es ja selber schon: Das Amt des Generalvikars im Erzbistum Köln, in diesem großen, finanzstarken Erzbistum, das ist ja doch eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. Was bewegt sie besonders, wenn sie nun nach vorne schauen?

Generalvikar Dr. Meiering: Ja, das ist in der Tat eine sehr große Verantwortung, und ich hoffe, ich kann ihr gerecht werden. Also für mich ist das Erste und Wichtigste, was ich jetzt im Augenblick verspüre, der Wunsch, nach und nach alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Generalvikariat kennenzulernen und da einfach ein gutes Miteinander vorzufinden. Zu hoffen, dass man mich so nimmt wie ich bin, dass ich meine Fähigkeiten und Charismen dort gut einbringen kann und dass die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen ich weiß, dass die sehr gut sind, dass die auch Freude daran haben, mit mir zusammenzuarbeiten. Ich bin als Jugendseelsorger beim Aufbau des jugendpastoralen Zentrums "Crux" damals nach Sankt Johann Baptist geschickt worden und da war die Aufgabe: "Ja, mach hier mal was." Da war der schiefe Turm und da war die Frage: "Soll diese Kirche abgerissen werden?" Und dann haben wir die Parole ausgegeben: "Aufbruch statt Abbruch!" Und das hat mich ein bisschen geprägt. Und vielleicht will ich versuchen, auch das ein bisschen mit in die Arbeit ins Generalvikariat hineinzunehmen.

domradio.de: Das geht und ging ja auch für Sie alles sehr schnell. In der letzten Woche hatten sie noch all Ihre Aufgaben und waren hier bei uns im domradio zum Beispiel Gesprächspartner im Tagesevangelium. Jetzt heißt es, ganz schnell sich von vielen vertrauten Aufgaben zu verabschieden und sich auf neue Dinge einzustellen. Was werden die nächsten Schritte für Sie sein? Haben Sie sich da schon Gedanken gemacht?

Generalvikar Dr. Meiering: Ich muss jetzt erst mal gucken, dass ich alle ein bisschen informiere und mit all denjenigen ins Gespräch komme, die mit mir zusammenarbeiten - in der Jugendseelsorge, im BDKJ, an der Musikhochschule, im Priesterseminar, Diakoneninstitut und was mir da noch alles so einfällt. Dann müssen wir mal gemeinsam den Kalender durchforsten und mal schauen. Also, ich glaube, die nächsten Tage werden sehr von ganz praktischen Fragen geprägt sein. Aber ich will mir auch vornehmen, schon einmal ein bisschen hineinzuschnuppern und mit dem derzeitigen Generalvikar noch einmal Kontakt aufzunehmen und zu schauen, was wir miteinander vereinbaren können.

domradio.de: Nun die letzte Frage: Wie hat denn Ihr direktes Umfeld eigentlich auf diese neue Nachricht und Ihre neue Aufgabe reagiert. Also, ihre Freunde, ihre Familie?

Generalvikar Dr. Meiering: Also, die Familie habe ich gestern informieren können, und die hat sich gefreut. Die Verwandten waren natürlich auch überrascht. Die haben mir Mut gemacht, und ich muss auch ehrlich sagen, ich stehe in großer Dankbarkeit da, dass ich eine Familie habe, die mich trägt und auch Freunde habe, die für mich da sind, die mir bestimmt auch Wegbegleiter sein werden. Ich hoffe, dass sie das alles gut mittragen werden - ich bin da eigentlich sicher. Und dass ich diese Aufgabe eben froh und frei und heiter angehen kann und hoffentlich auch ausfüllen kann.

Das Interview führte Dr. Christian Schlegel.

 

Quelle:
DR