Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche sinkt deutlich

Der Sturm hat sich gelegt

Im zweiten Jahr nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals sind wieder weniger Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten, gut ein Drittel deutschlandweit. Auch im Erzbistum Köln hat die Zahl fast wieder den Stand der Vorjahre erreicht.

2011: Im Jahr des Papstbesuchs traten weniger Menschen aus der Kirche aus (KNA)
2011: Im Jahr des Papstbesuchs traten weniger Menschen aus der Kirche aus / ( KNA )

Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland ist im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Wie die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag (29.06.2012) in Bonn mitteilte, verließen 126.488 Bundesbürger die Kirche. 2010 hatte unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals eine Rekordzahl von mehr als 181.000 Katholiken ihren Austritt erklärt.



Insgesamt sank die Zahl der Katholiken von 24,65 Millionen im Jahr 2010 auf 24,47 Millionen im vergangenen Jahr. Damit gehören noch 29,9 Prozent der Bundesbürger der katholischen Kirche an. Zu den evangelischen Kirchen zählen laut Bischofskonferenz noch 23,89 Millionen Bundesbürger.



Auch bei den Eintritten und Wiederaufnahmen in die katholische Kirche gab es leichte Rückgänge: 3.217 Personen (2010: 3.576) traten in die katholische Kirche über, davon 2.742 Protestanten. 7.163 Personen wollten wieder in die katholische Kirche eintreten, im Vorjahr waren es 7.401.



Im vergangenen Jahr standen den 169.600 Taufen rund 247.762 Bestattungen gegenüber. Die Zahl der Taufen sank damit um rund 700, die Zahl der Beerdigungen ging um 5.200 zurück. Der Gottesdienstbesuch sank von 12,6 auf 12,3 Prozent: 2011 besuchten damit durchschnittlich rund 3 Millionen Katholiken die Sonntagsgottesdienste.



Ähnliche Zahlen im Erzbistum Köln

Im Erzbistum Köln kehrten im vergangenen Jahr 11.940 der Kirche den Rücken zu. 2010 waren es 15.163. Bei der Vorstellung der Statistik zeigte sich Generalvikar Stefan Heße erleichtert über den Rückgang. Gleichwohl sei "jeder Austritt einer zu viel". Viele Milieus würden von der Kirche nicht mehr erreicht, aber es gebe auch Chancen. Das Erzbistum bemühe sich, auf vielen Wegen mit den Menschen in Kontakt zu treten. Dazu zähle eine verbesserte Kommunikation.



"Wir müssen den Alltag der Menschen sehr sensibel und aufmerksam wahrnehmen, mit ihnen ins Gespräch kommen und dann Brücken schlagen in diesen Alltag", so Heße. Das gelinge am besten über Menschen, die ihren Glauben authentisch lebten. Auch dürfe die Kirche die Medien nicht vernachlässigen, um die Botschaft des Evangeliums zu den Menschen zu tragen, so der Generalvikar.



Laut der Statistik blieb die Zahl der Gottesdienste mit 1.534 (2010: 1.534) sowie der Gottesdienstbesuche mit 10,35 (10,47) Prozent annährend gleich. Die Zahl der Taufen nahm mit 14.392 (14.782) ebenso leicht ab wie die der Erstkommunion mit 17.015 (18.526). Das Durchschnittsalter der Katholiken im Erzbistum Köln beträgt laut Heße 44,5 Jahre. In die Kirche eingetreten sind im vergangenen Jahr 299 Personen (2010: 593). 877 Ausgetretene (915) wurden wieder ausfgenommen.