Wohlfahrtsverbände sehen Engpass beim Bundesfreiwilligendienst

Erfreulich eng

Der Bundesfreiwilligendienst erlebt einen überraschend starken Zulauf. "Es wird eng" sagt Thomas Möltgen über Stellen bei der Caritas im Erzbistum Köln. Im domradio.de-Interview erklärt der Beauftragte bei dem katholischen Verband die Hintergründe.

 (DR)

Der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Gerhard Timm, warnte am Dienstag (24.01.2012) in Berlin vor einem finanziellen Engpass. Wenn Sozialeinrichtungen Bewerber aus finanziellen Gründen ablehnen müssten, wäre dies bedauerlich. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagsausgabe) gibt es bei den großen Wohlfahrtsverbänden deutlich mehr Bewerber für den zum Juli 2011 eingeführten Freiwilligendienst als erwartet. Danach ist der Dienst nahezu ausgebucht: Schon jetzt sei mit 32.000 Verträgen das Kontingent von 35.000 Plätzen praktisch erfüllt. Bis Sommer sei mit 60.000 Interessenten zu rechnen.



Im Bundeshaushalt sind Ausgaben für 35.000 Plätze eingeplant. Für einen Bundesfreiwilligen zahlt der Staat rund 550 Euro pro Monat. An diesem Mittwoch will sich der Chef des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Jens Kreuter, in Berlin mit den wichtigsten Trägerverbänden zusammensetzen, um die Lage zu erörtern.



Fast 30.000 laufende BFD-Verträge

Ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums sagte auf Anfrage, sieben Monate nach dem Start gebe es 29.000 laufende BFD-Verträge. Dies sei ein "Riesenerfolg". Das Ministerium sei von Anfang an für 2012 von 35.000 Verträgen ausgegangen. Diese würden auch bezahlt. Damit stehe der Bund zu seiner Zusage. Möglichen Forderungen nach einer kurzfristigen Aufstockung der Mittel erteilte das Ministerium eine Absage.



Als Hauptgrund für den starken Zulauf zum Freiwilligendienst sehen die Wohlfahrtsverbände laut Timm, dass im Frühjahr in mehreren Bundesländern Doppeljahrgänge Abitur machen. Dabei handelt es sich um eine Folge der Verkürzung der Gymnasialzeit von 13 auf zwölf Jahre. Die Zahl der jugendlichen Bewerber für den Bundesfreiwilligendienst werde sich in der Zukunft vermutlich wieder auf einem niedrigeren Niveau einpendeln, glaubt Timm.



Der Bundesfreiwilligendienst hat den Zivildienst abgelöst, der mit der Aussetzung der Wehrpflicht im vergangenen Jahr ausgelaufen ist. Die letzten Zivildienstleistenden hatten ihre Arbeit im Dezember beendet. Anders als beim Zivildienst können sich für den Bundesfreiwilligendienst nicht nur junge Männer, sondern auch Frauen und Ältere bewerben. Er dauert in der Regel ein Jahr. Die Einsatzmöglichkeiten wurden erweitert und umfassen jetzt auch den Sport, den Kulturbereich und Integrationsprojekte.