Ein Trauerseminar im Erzbistum Köln

Leben heißt Malen ohne Radiergummi

Den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten kann ein langwieriger und schmerzhafter Prozess sein. Die Hilflosigkeit von Freunden und Verwandten, das Richtige zu sagen, ist oft groß. Ein Seminar im Erzbistum Köln will dabei helfen, Trauer zu verarbeiten.

 (DR)

Gertrud Ganser hat das Seminar entwickelt. Im domradio-Interview spricht sie über Ziele, Inhalte und Methoden.

"Das Trauerseminar richtet sich an alleinerziehenden Frauen und Männer, deren Partner oder Partnerin verstorben sind. Zeit zum Erzählen, sich dem Schmerz öffnen und stellen: oft haben Trauernde in ihrem Alltagsgeschehen diesen  Raum nicht."

Doch Trauern wirkt auch heilend, so Gertrud Ganser. In der Trauer stecke Lebensenergie und großes Potential zur Wandlung und Reifung. "Veränderungsarbeit braucht freigesetzte Energie, die durch verschiedene Methoden verwirklicht werden können."

"So werden sie abgeholt, wo sie stehen"
Teilnehmer bestimmen die Rahmenbedingungen des Seminars selbst. "So werden sie abgeholt, wo sie stehen. Es wird ein Ort gestaltet, an dem sie in ihrer besonderen Lebenssituation gesehen und wahrgenommen werden. Wertschätzende Blicke zurück kombiniert mit einem zaghaftem Blick nach vorne - alles hat dort seinen Platz in einem geschützten Rahmen", so Gertrud Ganser.

Methoden der Trauerbewältigung seien das Malen oder Gespräche. "Eine Mischung aus Austausch und bei sich selber sein. Während bei Erwachsenen die Trauer im Vordergrund steht, hilft es Kindern zu wissen: anderen fehlt auch ein Elternteil, ich bin nicht alleine."

Die Kinderbetreuung des Seminars bietet freizeitpädagogische Möglichkeiten, damit auch die Kleinen ihren großen Kummer überwinden können. "Trauernde kennen den Schmerz, den sie ertragen und verarbeiten müssen, es besteht ein Verständnis gegenüber dem anderen. Bei dem intensiven Wochenendseminar wird lösungsorientierte Energie spürbar, die zeigt, dass ein gutes Weiterleben möglich ist." Gertrud Ganser erlebt nur selten, dass sich Trauernde "in der Not verlieren".

Veranstaltet wird das Seminar im Haus "Maria in der Aue" in Wermelskirchen vom Referat Ehe- und Familienpastoral im Erzbistum Köln.

"Vor meinem Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr,
Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt, den eignen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod des andern muss man leben."
(Mascha Kaléko, Memento)