In Kindertagesstätten sind männliche Erzieher sehr begehrt

"Männer in Kitas tragen zur Harmonie bei"

Obwohl Männer in Kitas sehr gefragt sind, nehmen sie noch immer einen geringen Anteil ein. 2018 gab es bundesweit knapp 36.000 männliche Erzieher, das sind gut 6 Prozent. Die Kölner Kita St. Mariä Empfängnis lag weit über dem Durchschnitt. 

Immer mehr Männer in Kitas und Horts / © Peter Kneffel (dpa)
Immer mehr Männer in Kitas und Horts / © Peter Kneffel ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es herrscht großer Männermangel in deutschen Kitas und Sie hatten gleich fünf davon. Hat man Sie darum beneidet, in benachbarten Kitas, im Kollegenkreis?

Patricia Postir (Leiterin der Katholischen Kindertagesstätte St. Mariä Empfängnis in Köln): Schon, es ist ja auch etwas Besonderes. Wir hatten drei festangestellte Kollegen und zwei in der Ausbildung. Die beiden Azubis sind vielleicht nicht ganz zu zählen, aber drei Festangestellte in einer zweigruppigen Kita, das war schon viel. Darüber waren wir auch sehr glücklich. Und ja, manche Kolleginnen haben dann schon mal gefragt, ob wir nicht mal einen abgeben könnten.

DOMRADIO.DE: Es hatte verschiedene Gründe, warum die Männer dann zum Teil die Einrichtung wieder verlassen haben: Ruhestand, Umzug, Anerkennungsjahr vorbei. Aber hatten Sie bewusst nach Männern gesucht für Ihre Kita oder sind die Ihnen zugeflogen?

Postir: Die sind uns mehr oder weniger zugeflogen. Zwei waren schon da, als ich kam. Der eine ist in den Ruhestand gegangen, der andere ist leider umgezogen und der dritte ist uns über den Männerarbeitskreis zugeflogen, weil meine Männer Werbung gemacht hatten für unsere Kita, für die Leitung. Und die Auszubildenden kamen dann auch auf diese Weise, weil die sahen, dass wir anscheinend ein bisschen flexibler sind, was das angeht. Ich glaube, das zieht sich so mit.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie die Kolleginnen dann beneidet haben in den umliegenden Kitas, spricht das ja dafür, dass Männer sehr beliebt sind in den Kindertagesstätten. Warum halten Sie die für so wichtig?

Postir: Meine persönliche Erfahrung ist, dass Männer für Kinder natürlich wichtig sind, um eben auch männliche Bezugspersonen zu haben. Die tollen ganz anders herum mit den Kindern. Das können wir Frauen natürlich auch, aber die Männer zeigen uns, wie das auch gehen kann, immer ein bisschen wilder und sie gucken auch nicht immer so darauf, dass alles gut aussieht und alles nett ist. Ich glaube auch den Kolleginnen tut es gut, weil die Damen dann manchmal – vorsichtig gesagt – nicht ganz so zickig sind. Männer nehmen Dinge einfach trockener und nehmen Dinge anders hin und können das auch sehr gut auf die Kolleginnen übertragen. Man merkt, dass das zur Harmonie beiträgt.

DOMRADIO.DE: Gibt es eigentlich strengere Regelungen für Erzieher, zum Beispiel, dass ein Mann nicht alleine mit Kindern in einem Raum sein darf, sagen wir mal in einer Wickelsituation?

Postir: Wir haben die Männer bei uns genauso behandelt wie die Frauen. Für die Kinder sind sie auch gleich. Wir halten das bei uns sowieso so, dass wir Regelungen haben, wie etwa die Türen immer geöffnet zu lassen. Das heißt, die Türe im Raum ist beim Wickeln immer geöffnet, es sei denn, es ist eine fremde Person irgendwo im Haus. Es weiß immer jeder, wer, wo, wann, mit welchen Kindern bei uns im Haus ist. Von daher gibt es nie die Möglichkeit, unbeobachtet zu sein oder für irgendwelche Taten beschuldigt zu werden.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie jetzt Werbung machen müssten für den Beruf des Erziehers, würden Ihnen die Argumente beim Thema Bezahlung dann ausgehen oder finden Sie den Lohn inzwischen angemessen?

Postir: Ich glaube allgemein müsste das ein bisschen attraktiver gestaltet werden. Es fängt ja schon mit der Ausbildung an, dass die recht lang ist und nicht bezahlt wird. Ich glaube, das ist ausschlaggebend dafür, dass viele nicht mehr in den Beruf möchten, weil die einfach sehr lang ist. Die Bezahlung selbst wird von den Kollegen sehr unterschiedlich bewertet. Natürlich sagen alle, für den Job, den wir machen, müssten wir eigentlich mehr Geld bekommen.

Das stimmt, das finde ich auch gerechtfertigt. Aber viele, die schon im Beruf sind, kommen trotzdem gerne. Die wechseln auch nicht unbedingt, weil sie sagen, es macht einfach Spaß. Bei mir in der Kita sind alle gerne da und wir sind voll besetzt, wir haben volles Personal. Das heißt, dieses Problem haben wir zum Glück nicht und das genießen wir auch. Trotzdem wären alle dankbar dafür, für die Arbeit, die sie machen auch entsprechend entlohnt zu werden.

Das Gespräch führte Tobias Fricke. 


Quelle:
DR