Bischof: Diskriminierung der christlicher Minderheit nimmt im Irak zu

"2037 keine Christen mehr"

Weiterhin kommen viele Flüchtlinge aus dem Irak nach Deutschland einige davon sind Christen. Doch fliehen eben diese nicht nur vor Terrormilizen, sondern auch vor der großen Diskriminierung, die sie erfahren müssen.

Zerstörte Kirche im irakischen Baschika / © Benno Schwinghammer (dpa)
Zerstörte Kirche im irakischen Baschika / © Benno Schwinghammer ( dpa )

Die noch im Irak lebenden Christen fordern international gesicherte Schutzzonen in ihrem Land. Diese Botschaft hat der kurhessische Bischof Martin Hein von seiner Reise mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in den Irak und die Autonome Region Kurdistan-Irak mitgebracht. Wenn es so weitergehe wie bisher, werde es in 20 Jahren keine Christen mehr in dem Land geben, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Freitag in Kassel. Die Zahl der Christen sei von 1,6 Millionen im Jahr 2003 auf nur noch 300.000 gesunken.

Es sei nun Aufgabe anderer Staaten sowie der Kirchen, den verbliebenen Christen im Land zu helfen, sagte Hein. Dies werde vielerorts auch schon getan. Der Besuch vom 20. bis 24. Januar habe den irakischen Christen zeigen sollen, dass sie nicht vergessen seien.

Auslöser für die Flucht der Christen aus dem Irak sei die militärische Invasion der Amerikaner im Jahr 2003 gewesen, sagte Hein. Die meisten Muslime hätten die Amerikaner mit dem Christentum verbunden und ihre Wut gegen die seit 1.800 Jahren im Land lebenden Christen gerichtet. "Die US-Invasion war ein Desaster", sagte Hein.

Diskriminierung durch Gestze und Milizen

Zwar finde im Irak keine organisierte Christenverfolgung statt, doch es gebe ständig Diskriminierungen. So habe die Regierung im Oktober ein Alkoholverbot erlassen. Das sähen besonders die orthodoxen Kirchen als Angriff auf die Religionsfreiheit, da sie zum Abendmahl traditionell Wein verwendeten. Im Kurdengebiet allerdings sei die Lage der Christen deutlich besser als in anderen Regionen, hier gebe es beispielsweise dieses Verbot nicht.

Die Delegation des Weltkirchenrates, der Hein als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland angehörte, war auch vom Staatspräsidenten, vom Ministerpräsidenten und vom Innenminister der Zentralregierung empfangen worden. Die Regierung bemühe sich zwar um Stabilität und Versöhnung, doch die Umsetzung sei schwierig, sagte Hein. So gebe es 66 bewaffnete Milizen im Lande, überall seien Checkpoints und bewaffnete Menschen zu sehen.

Mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" gebe es von keiner Seite Gespräche und Verhandlungen, so Hein weiter. "Der IS muss militärisch bekämpft werden", sagte der Bischof. Den Kämpfern des IS fehle jede "zivilisatorische Attitüde". Auch muslimische Vertreter hätten sich deutlich von der Terrorgruppe abgegrenzt. Die Mehrzahl der Flüchtlinge vor dem Terror des IS seien schließlich Muslime.


Quelle:
epd