Vor 80 Jahren: Nazis ermorden Erich Klausener

"Brandgefährlicher Katholik"

In den Augen der Nazis galt er als "brandgefährlich", weil er die Eigenständigkeit der Kirche gegen die Gleichschaltungsversuche des Regimes verteidigte. Am 30. Juni 1934 wurde Erich Klausener in Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch von der SS ermordet.

Erich Klausener (KNA)
Erich Klausener / ( KNA )

Erich Klausener war eine der herausragenden Persönlichkeiten des politischen Katholizismus in der Weimarer Republik. Als Leiter der Laienbewegung "Katholische Aktion" im 1930 gegründeten Bistum Berlin hatte er auch in der Kirche großen Einfluss. In den Augen der Nazis galt er als "brandgefährlich", weil er die Eigenständigkeit der Kirche gegen die Gleichschaltungsversuche des Regimes verteidigte. Am 30. Juni 1934 wurde er in zeitlichem Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch von der SS ermordet. Er ist einer der bekanntesten christlichen Gegner der Nationalsozialisten und wird heute als erster "christlicher Blutzeuge" der Nazizeit bezeichnet.

Katholiken auf der NS-Todesliste

Hitlers Mordaktion fielen nicht nur hunderte Führungskräfte seiner Partei-Miliz SA zum Opfer, die immer lauter mehr Einfluss im "Dritten Reich" verlangt hatten. Die nationalsozialistischen Todesschwadronen hatten auch eine Reihe katholischer Gegner auf ihren Listen. Unter ihnen waren der Sekretär von Vizekanzler Franz von Papen, Edgar Jung, der Reichsführer des Sportverbands Deutsche Jugendkraft, Adalbert Probst, und der Chefredakteur der christlichen Wochenschrift "Der Gerade Weg", Fritz Gerlich.

Das Ziel Klauseners: Die Abschiebung Hitlers

Als Bedrohung sahen die Nazis aber vor allem den aus rheinischem Großbürgertum stammenden ehemaligen Landrat der Eifelstadt Adenau Erich Klausener. Als Ministerialdirigent war er von 1926 bis 1933 Chef der preußischen Polizei. In dieser Zeit hatte der Spitzenbeamte nicht nur einen tiefen Einblick in Strukturen und Verbrechen der NSDAP erhalten, sondern auch - vergeblich - eine Abschiebung Hitlers aus Deutschland angestrebt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, versuchten sie, den Juristen kaltzustellen, indem sie ihn ins Reichsverkehrsministerium versetzten.

Mutig gegen das Regime

Mundtot konnten sie Klausener damit nicht machen. Verstärkt nutzte der talentierte Redner vor allem die jährlichen märkischen Katholikentage, um die Eigenständigkeit der Kirche zu verteidigen und sie vor einer Unterordnung in das NS-System zu warnen. So schärfte der 49-Jährige seinen rund 60.000 Zuhörern am 24. Juni 1934 auf der Galopprennbahn Hoppegarten bei Berlin ein, der Gegner habe mehr Achtung vor dem, der mutig für seine Sache eintrete, als vor dem Feigling, der sie verleugne.

Gefährlicher Konkurrent für die Nazis

"Treu stehe der Katholik zu Volk und Vaterland", sagte der Weltkriegsoffizier nach Angaben des "Katholischen Kirchenblatts für das Bistum Berlin" weiter in einer frei gehaltenen Ansprache. Wegen seiner zeittypisch-markigen Rhetorik und der Fähigkeit, Massen zu begeistern, sahen die Nazis in dem Laienführer einen gefährlichen Konkurrenten. Nach Aussage von Zeitzeugen kritisierte er überdies ihre Rassenpolitik. Sechs Tage später kam ein SS-Offizier in Klauseners Dienstzimmer im Verkehrsministerium und schoss ihm hinterrücks in den Kopf. Die Versuche der Nazis, Klauseners Tod als Selbstmord auszugeben, misslangen. In der Berliner Gedenkkirche Maria Regina Martyrum für die Opfer der Nationalsozialisten steht ein Mahnmal für ihn, mehrere Städte in Deutschland haben Straßen, Plätze oder Schulen nach Klausener benannt. Die Deutsche Bundespost ehrte ihn 1984 mit einer Briefmarke.


Quelle:
DR , KNA