Entführte orthodoxe Bischöfe in Syrien wieder frei

Unklarheit über Täter und ihre Motive

Die zwei in Syrien entführten orthodoxen Bischöfe sind wieder frei. Der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Juhanna Ibrahim, und sein griechisch-orthodoxer Amtsbruder Bulos al Jasidschi sind sicher in Aleppo eingetroffen.

Erzbischof Gregorios Yohanna Ibrahim (KNA)
Erzbischof Gregorios Yohanna Ibrahim / ( KNA )

Erzbischof Ibrahim und sein griechisch-orthodoxer Kollege Bulos al Jasidschi waren während einer humanitären Mission in dem Dorf Kfar Dael bei Aleppo am Montagabend von Unbekannten entführt worden. Die beiden Männer waren offenbar mit einem weiteren christlichen Geistlichen und einem Fahrer in der Nähe der türkischen Grenze unterwegs, als Bewaffnete das Feuer auf die Gruppe eröffneten und den Fahrer töteten. Die beiden Bischöfe blieben offenbar unverletzt.

Die Bischöfe sind die ranghöchsten Kirchenvertreter, die bisher in den Bürgerkrieg verwickelt wurden. Über die Täter und ihre Motive herrscht Unklarheit. Staatliche syrische Medien berichteten laut Al Dschasira, Aufständische hätten die Bischöfe gekidnappt. Dagegen bezichtigte die syrische Opposition das Regime, hinter der Entführung zu stecken.

Der ökumenische Weltkirchenrat und der Vatikan hatten die Tat scharf verurteilt. Zugleich hatten sie zu Gebeten für die Entführungsopfer und die Christen in Syrien aufgerufen. Dies sei eine "abscheuliche Verletzung der Menschenrechte", so der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK). Solche Gewaltakte stellten eine Bedrohung für alle Religionsgemeinschaften in dem Bürgerkriegsland dar.

Notlage größten Ausmaßes

Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, die Verschleppung der beiden Metropoliten zeige die "tragische Situation der Bevölkerung und der christlichen Gemeinschaften Syrien". Die Entführung sei Teil der wachsenden Gewalt im Rahmen einer humanitären "Notlage größten Ausmaßes", sagte Lombardi. Papst Franziskus verfolge die jüngsten Ereignisse "mit großer Sorge".

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in dem seit mehr als zwei Jahren andauernden blutigen Konflikt zwischen der Regierung von Präsident Baschar al Assad und der bewaffneten Opposition bislang etwa 70.000 Menschen getötet. Mehr als eine Million Menschen flohen aus ihrer Heimat.

Die syrische Bevölkerung ist sehr heterogen. Christen machen etwa zehn Prozent aus. Die Mehrheit der 23 Millionen Syrier sind sunnitische Muslime. Doch die Regierung wird von Alawiten und Christen dominiert. In den vergangenen Monaten gehen zunehmend radikale Islamisten gegen Christen und Alawiten vor.


Quelle:
epd