FDP-Abgeordneter Königshaus warnt vor wachsender Christenverfolgung

Entwicklungshilfe nur bei Religionsfreiheit

Vor einer zunehmenden Christenverfolgung in islamischen Ländern warnt der Sprecher des Gebetskreises der Bundestagsabgeordneten, Hellmut Königshaus Die Bedrohung von Christen sei vor allem in Iran, Irak, Indien und Indonesien auffällig. Königshaus mahnte außerdem an, die Entwicklungshilfe stärker an die Einhaltung von Menschenrechten zu koppeln. "Dazu zählt die religiöse Freiheit", so der Bundestagsabgeordnete im domradio-Interview.

 (DR)

domradio: Christen sagen Sie, sind die am meisten bedrohte Minderheit weltweit. Für welche Regionen gilt das besonders?
Königshaus: Das gilt insbesondere für Indien, dort beobachten wir das bedauerlicherweise seit vielen Jahren mit zunehmender Tendenz. Das gilt auch für Indonesien aber natürlich auch für den Bereich der arabischen Halbinsel, wo Menschen immer wieder verfolgt werden, auch wenn sie nur eine Bibel ins Land bringen. Nicht immer ist es sofort mit schweren Strafen belegt, wenn man seinen Glauben praktiziert, aber es gibt z.B. in Pakistan ein Blasphemiegesetz, welches es unter schwere Strafe stellt, den Propheten nicht anzuerkennen.

domradio: Und aktuell wird die islamische Bevölkerung auch aufgehetzt, so wie vom iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, der die UN aufforderte, Deutschland wegen der Ermordung einer Muslimin in Dresden zu verurteilen?
Königshaus: Ahmadinedschad ist natürlich ein besonderer Fall. Dem geht es in meinen Augen nicht um religiöse Auseinandersetzung, sondern darum, unserem Land zu schaden. Er will den Vorfall in Dresden ausnutzen. Er behauptet ja, die Bundesregierung hätte den Vorfall lange verschwiegen, was nun wirklich nicht stimmt. Und er behauptet sogar, dass die Bundesregierung die Tat veranlasst habe. Das ist so abstrus, dass man schon nicht mehr ernst nehmen kann. Der Mann ist offenbar nicht zurechnungsfähig.

domradio: Jetzt fordern sie, die Bundesregierung müsse sich des Themas stärker annehmen, weil es auch grundsätzlich um Menschenrechte in den betroffenen Ländern geht?
Königshaus: Wir glauben, dass überall dort, wo Glaubensfreiheit nicht gewährleistet ist, auch keine andere Freiheit garantiert ist. Denn wenn schon der Glaube die Obrigkeit stört, dann ist klar, dass auch alle anderen Rechte, genauso unterdrückt werden. Deshalb ist das auch für Nichtgläubige ein wichtiger Indikator für die Achtung von Grund- und Menschenrechten in diesen Ländern.

domradio: Sie fordern konkret, die  Einhaltung der Menschenrechte an die Zusagen von Entwicklungshilfe zu koppeln?
Königshaus: Eine gute Regierungsführung muss Vorraussetzung sein für Entwicklungshilfe. Dazu gehört in erster Linie die Achtung der Menschenrechte. Das müsste eigentlich selbstverständlich sein.

domradio: Hat denn die aktuelle Regierung aus CDU und SPD versagt in diesem Bereich?
Königshaus: Nein, das würden wir nicht sagen. Aber sie hat diesem Aspekt nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Offenbar standen andere Dinge im Vordergrund. Wir möchten, dass die künftige Regierung und Parlament dieser Frage mehr Aufmerksamkeit widmen. Und daraus wäre dann die logische Konsequenz, auch zu handeln.
Info: Die aus den USA stammende Einrichtung eines Gebetsfrühstücks besteht im Bundestag seit 1982. Dazu treffen sich während der Sitzungswochen bis zu 35 Abgeordnete aller Fraktionen regelmäßig freitagmorgens zum Gebet und persönlichen Gespräch.