Caritas Niedersachsen beklagt Mehrkosten durch Regulierungen

Mehrbelastung und "Misstrauenskultur"

Die Caritas in Niedersachsen beklagt zunehmende Kosten in der Behindertenhilfe durch immer mehr gesetzliche Regulierungen. Am Montag stellte sie dazu vor Journalisten eine wissenschaftliche Studie der Universität Vechta vor.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )

Danach sind die finanziellen Aufwendungen in den Einrichtungen etwa für Brandschutz, Verkehrswege- oder Medikamentensicherheit sowie Hygienemanagement erheblich gestiegen. Zwischen 2010 und 2017 habe es Steigerungen von oft weit über 100 Prozent gegeben. Die Caritas fordert einen Ausgleich der Kosten durch die Krankenkassen.

Caritas plädiert für mehr Vertrauen

Zugleich regt der katholische Wohlfahrtsverband eine Überprüfung der Sinnhaftigkeit mancher Regulierungen an. Oldenburgs Landes-Caritasdirektor Gerhard Tepe sprach von einer wachsenden "Misstrauenskultur". Es müsse die Frage gestellt werden, ob alle diese Anforderungen im Detail für alle Einrichtungen gleichermaßen gelten müssten. Auch sei den Mitarbeitern vor Ort mehr Vertrauen entgegenzubringen.

Als ein Beispiel für nicht sinnvolle Regulierungen nannte die Caritas die zwei Mal jährlich vorzunehmende Überprüfung der Führerscheine von Mitarbeitern. Schon am Tag danach könne ein Fahrer seine Fahrerlaubnis durch ein Verkehrsdelikt verlieren, so die Kritik. Überaus sinnvoll seien Vorschriften, wie die zur Prävention gegen sexuellen Missbrauch. Insgesamt listet die Caritas rund 40 Anforderungen auf, darunter Spielplatzkontrollen, die Prüfung elektrischer Anlagen und baurechtliche Regularien.

"Gefühlte Mehrbelastung" nun durch Studie belegt

Tepe, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Caritas-Einrichtungen der Behindertenhilfe in Niedersachsen ist, kündigte einen Brief zur Sache an die zuständigen Ministerien noch in dieser Woche an. Bisher habe es nur eine "gefühlte Mehrbelastung" durch nicht zum Kernbereich der Behindertenhilfe gehörende Arbeiten gegeben. Die wissenschaftliche Studie belege diese jetzt.

Die Studie der Universität Vechta unter Leitung des Betriebswirtschaftlers Gerald Eisenkopf hatte die Angaben von 13 niedersächsischen Einrichtungsträgern im Bereich Behindertenhilfe mit insgesamt rund 3.000 Mitarbeitern und 10.000 betreuten Personen erhoben und verglichen. Bei zehn Einrichtungen lagen die Kosten im Vergleichszeitraum über der allgemeinen Preis- und Lohnentwicklung. Mittelfristig werde diese Entwicklung "zur strategischen Herausforderung für die Einrichtungen".

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA