Bischof von Kopenhagen zur Diaspora-Aktion

"Eine große Ermutigung"

In Europa leben Katholiken vor allem in Ostdeutschland, Skandinavien und im Baltikum als Minderheit. Für sie sammelt das Bonifatiuswerk mit der Diaspora-Aktion Geld. Was passiert mit dem Geld? Und wie lebt es sich als katholische Minderheit?

Katholiken sind beispielsweise in Norwegen nur eine Minderheit / © mikolajn (shutterstock)
Katholiken sind beispielsweise in Norwegen nur eine Minderheit / © mikolajn ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind gerade als Vorsitzender der Katholischen Nordischen Bischofskonferenz wiedergewählt worden. Was ist das für ein Gefühl, jetzt wieder eine Diaspora-Aktion mit zu eröffnen?

Czeslaw Kozon (Bischof von Kopenhagen und Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz): Es ist immer schön, auch weil man den Wohltätern begegnet und eine Gelegenheit bekommt, große Arbeit zu bewundern. Was da geleistet wird, das große Engagement, nicht nur von den angestellten Mitarbeitern, die täglich dabei sind, sondern auch von allen Vertretern der Diözesen – da kann man sehen, wie umfassend und engagiert die Arbeit des Bonifatiuswerks ist.

DOMRADIO.DE: In Dänemark erleben sie hautnah, was es heißt, eine kleine Minderheit zu sein. Was ist das für eine Kirche, die katholische Kirche im überwiegend lutherischen und immer stärker auch säkularen Dänemark?

Kozon: Nur 0,5 Prozent der Bevölkerung in Dänemark gehören der katholischen Kirche an. Es ist eine Kirche, die sich weitgehend aus Immigranten und deren Nachkommen zusammensetzt. Das heißt, wir sind eine sehr bunte Kirche. Manche sehen das als Problem. Ich glaube, die meisten sehen das als eine Bereicherung. Denn wir wachsen dadurch. Die Immigranten geben oft neue Impulse und haben schon Gemeinden vor der Schließung gerettet, wo das übliche katholische Leben schon fast erloschen war.

DOMRADIO.DE: Was sind das für Impulse, die Immigranten geben?

Kozon: Man erlebt einfach, dass es wieder Menschen gibt, dass es Familien gibt, die eine Begeisterung für den Glauben haben, die wir sonst nicht immer sehen. Das liegt vielleicht auch daran, weil viele dieser Menschen aus einer Verfolgungssituation kommen, wie die Vietnamesen, Tamilen oder die Menschen aus dem Nahen Osten. Für die ist Glaube etwas anderes. Wie man Glaube lebt, bewahrt und vermittelt, ist bei diesen Menschen sehr lebendig. Und das ist auch eine Inspiration für uns anderen.

DOMRADIO.DE: Wo und wozu zum Beispiel brauchen Sie da die Unterstützung der deutschen Katholiken?

Kozon: Wir sind nur sehr wenige, trotzdem brauchen wir eine ausgedehnte Struktur. Denn wir müssen das ganze Land abdecken. Wir stehen finanziell schwach da, weil wir vom Staat keine Unterstützung oder Vermittlung bekommen. Da ist die finanzielle Hilfe des Bonifatiuswerks sehr wichtig.

Zwar können wir durch Kollekte und Beiträge die laufenden Kosten bestreiten. Wenn es in den Gemeinden aber um die Besoldung der Priester, größere Renovierungsarbeiten, geschweige denn um Neubauten geht, dann sind wir auf die Hilfe von auswärts angewiesen.

Aber es geht nicht nur ums Geld. Wir fühlen uns auch moralisch und geistig vom Bonifatiuswerk unterstützt. Denn die Arbeit ist auch immer mit Glaubensimpulsen verbunden. Das ist für uns eine große Ermutigung.

DOMRADIO.DE: "Werde Glaubensstifter" ist das Leitwort der Diaspora. Was bedeutet das konkret?

Kozon: Das heißt, dass man den Glauben, den man hat, bewahrt, lebt und sich seiner bewusst macht. Auch wenn es herausfordernd ist, gläubig in einer Minderheit zu sein, soll man sich nicht entmutigen lassen. Die große Aufgabe ist, den Glauben zu vermitteln, besonders von Eltern zu Kindern, aber auch Räume und Gemeinschaften zu schaffen, wo der Glaube gelebt wird – wo man sieht, dass man nicht alleine ist.

Es bedeutet auch, dass die Messfeier ein Fest sein soll, damit man erlebt, dass Glauben etwas Freudiges ist, was einem Gott nahebringt.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Bischof Czeslaw Kozon / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Czeslaw Kozon / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR