Seit 10 Jahren kämpft das Bonifatiuswerk für den echten Nikolaus

Rote Karte für den Weihnachtsmann

Sie betreiben eine Art von Markenschutz. Allerdings nicht für Waren und Dienstleistungen, sondern für einen Heiligen. Seit zehn Jahren kämpft das in Paderborn ansässige Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken mit der Aktion "weihnachtsmannfreie Zone" für den "echten" heiligen Nikolaus, dessen Fest die katholische Kirche am Donnerstag feiert.

 (DR)

"Nikolaus und Weihnachtsmann zu unterscheiden, fällt Kindern zunehmend schwerer, zu sehr ist der Weihnachtsmann mit Bommelmütze und rotem Bademantel in den Medien und auf der Straße präsent", sagt die Sängerin Maite Kelly, die sich für die Aktion seit Jahren engagiert und deshalb unlängst in Düsseldorf zum Jubiläum den weltweit größten Nikolaus-Spekulatius der Welt vorstellte. Der vom Düsseldorfer Bäcker Josef Hinkel gestiftete, zwei Quadratmeter große Spekulatius, ein traditionelles Nikolausgebäck, wurde zugunsten ambulanter Kinderhospizdienste in Ostdeutschland verteilt.

Mit Bischofsstab und Mitra
"Der Nikolaus trägt eben Bischofsstab und Mitra und ist mit seinen Legenden ein unschätzbar wertvolles Glaubensvorbild für die Kleinsten", begründet Kelly ihr Ziel, dem Weihnachtsmann die rote Karte zu zeigen. Der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, Georg Austen, zieht eine positive Bilanz der Aktion: Es sei gelungen, den heiligen Nikolaus als Freund der Kinder und Helfer von Menschen in Not wieder mehr ins Bewusstsein zu bringen. "Trotzdem dürfen wir nicht nachlassen." Im Gegensatz zum Weihnachtsmann verkörpere Nikolaus christliche Werte, die für die Gesellschaft grundlegende Bedeutung hätten, darunter Uneigennützigkeit, Nächstenliebe und selbstloses Handeln.

Für diesen Markenschutz hat sich das Bonifatiuswerk einiges einfallen lassen: Kirchengemeinden und Schulen verkaufen deutschlandweit auf Adventsmärkten Nikoläuse mit Mitra und Bischofsstab aus fair gehandelter Schokolade. Ortschaften erklären sich oder ihre Adventsmärkte für weihnachtsmannfrei. Katholische Jugendverbände in Rheinland-Pfalz und Hessen setzen sich mit Aktionen wie "Vorfahrt für den Nikolaus" oder "Den Weihnachtsmann gibt"s nicht" für den Heiligen ein.

  Auch der Malteser Hilfsdienst engagiert sich
Das Bonifatiuswerk ist mit einem Anliegen nicht allein: Auch der Malteser Hilfsdienst engagiert sich mittlerweile seit 15 Jahren unter dem Signet des beliebten Heiligen. Jeweils um den Nikolaustag besuchen ehrenamtliche Helfer alte und arme Menschen sowie Kinder und beschenken sie. In diesem Jahr beteiligen sich rund 2.500 ehrenamtliche Malteser in 150 Städten, um 50.000 Hilfebedürftige zu erreichen.

Nikolaus ist einer der am meisten verehrten Heiligen der Christenheit. In der katholischen Kirche wird er häufig als "Nothelfer" angerufen, die orthodoxen Christen bezeichnen ihn als "Wundertäter". Allerdings beruhen viele der über ihn berichteten Erzählungen auf Legenden. Von der historischen Person gilt nur als sicher, dass er im 4. Jahrhundert Bischof von Myra an der heute türkischen Mittelmeerküste war.

Nach einer Erzählung erweckte Nikolaus drei ermordete Schüler wieder zum Leben. Er ist deswegen auch Patron der Schüler. Einer anderen Legende nach schenkte er drei Mädchen heimlich Gold für die Aussteuer, um sie vor der Tempelprostitution zu retten. Im Mittelalter wählten Klosterschüler am Vorabend des Festes einen "Kinderbischof". Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder.

Schon seit Ende des 17. Jahrhunderts gibt es in Deutschland den Brauch, dass ein als Nikolaus verkleideter Mann die Familien besuchte. Die artigen Kinder wurden belohnt, unartige Jungen und Mädchen bestraft. Diese Aufgabe überließ der Nikolaus seinem Begleiter, dessen bloßer Anblick den Kindern bereits Angst und Schrecken einflößte. Je nach Region hieß er Pelzebock, Zwarte Piet, Hans Muff oder Hans Trapp. Der bekannteste Begleiter des Nikolaus im deutschsprachigen Gebiet ist Knecht Ruprecht, dem Theodor Storm im 19. Jahrhundert das bekannte Gedicht "Von drauß" vom Walde komm" ich her" widmete.


Quelle:
KNA