Die Kirchen beim größten Rock-Festival in Deutschland

"Gott am Ring"

Kirche und Festival, passt das zusammen? Die katholische und evangelische Kirche finden Ja und bieten bei "Rock am Ring" den 90.000 feiernden Besuchern einen ruhigen Ort und hören den Menschen mit ihren Anliegen zu.

Autor/in:
Jann-Jakob Loos
Haupt- und Ehrenamtliche der evangelischen und katholischen Kirche sind da, um den Rockfans bei Bedarf seelsorgerischen Beistand zu leisten.  / © Moritz Dege (DR)
Haupt- und Ehrenamtliche der evangelischen und katholischen Kirche sind da, um den Rockfans bei Bedarf seelsorgerischen Beistand zu leisten. / © Moritz Dege ( DR )

Auf Deutschlands populärsten Open Air-Event wummert der Bass, die Rock-Musik hallt über das Gelände am Nürburgring. 90.000 Festivalbesucher feiern an diesem Wochenende zu lauter Rockmusik. Etwas fernab steht ein schwarzes Zelt auf dem Campingplatz. Louis aus dem Emsland sitzt dort mit einigen Freunden. Sie reden miteinander und haben hier etwas Ruhe gefunden. Auf dem Zelt steht in weißen Buchstaben "Gott am Ring". So heißt nämlich das ökumenische Angebot der katholischen und evangelischen Kirche. Besucher der Großveranstaltung sind eingeladen vorbeizuschauen.

"Die Kirchen müssen dahin, wo die Leute sind", sagt Gemeindereferentin Astrid Koster von der Pfarreiengemeinschaft Kelberg. Sie ist eine der Haupt- und Ehrenamtlichen, die rund um das Zelt im Einsatz sind, um den Rockfans bei Bedarf seelsorgerischen Beistand zu leisten. Die Besucher erkennen die Kirchenleute, an ihren T-Shirts, die die Aufschrift "Gott am Ring" tragen. Wer eine Auszeit brauche, ein Gespräch suche oder auch einfach einmal in vertrauensvoller Umgebung ausnüchtern möchte, der könne zum Kirchenzelt kommen. Schon letztes Jahr war "Gott am Ring"  mit dabei. Beim Gastspiel des Festivals auf dem Flugplatz in Mendig, sei das Angebot gut angekommen. So haben die Kirchen rund um den Nürburgring beschlossen weiterzumachen.

Lebensmittel- und Pfandspende für den guten Zweck

Neben den Besuchern des Festivals möchte das Team aber auch etwas für die Bedürftigen zu Hause tun. Deshalb haben sie sich überlegt, die Lebensmittel, die bei den Festivalbesuchern übrig bleiben, zu sammeln und für Bedürftige an die Tafeln weiterzugeben. Auch die Bierdosen der Festivalbesucher können einem guten Zweck dienen und als Pfand-Spende für die Jugendarbeit in einer eigenen Tonne landen.

Im Zelt gibt es für die Besucher vor Ort Kaffee, Tee, Limonade und Wasser. Das mitgebrachte Dosenbier darf auch mit hinein. Eingeladen ist jeder, betont Gemeindereferentin Koster. Die Bistumsfahnen sind von weitem zu sehen und große Banner werben für das Kirchenzelt. Der ökumenische Anlaufpunkt passt in das Bild auf dem Campingplatz.

Fürbitten und Wünsche

Auf einer Fürbitten-Wand im Zelt darf jeder seine Anliegen anbringen. "Liebe für alle", "Weltfrieden" und "gutes Wetter" steht auf den Zetteln, die Jugendliche an die Wand gepinnt haben. Vor dem Zelt können sich die Festivalbesucher ebenfalls verewigen. "Das möchte ich machen, bevor ich sterbe..." ist auf eine Wand gesprayt, auf die die Festivalbesucher mit Kreide ihre Wünsche und Lebenspläne schreiben. Besucher Louis aus dem Emsland ist überrascht vom lockeren Angebot der Kirchen. Mit einem Seelsorgeangebot habe er schon gerechnet, aber er finde die Form als "offener Treff" gut.


Jugendliche im Gespräch mit Gemeindereferentin Astrid Koster / © Moritz Dege (DR)
Jugendliche im Gespräch mit Gemeindereferentin Astrid Koster / © Moritz Dege ( DR )
Quelle:
DR