Unternehmerbund-Chef sieht Kirche als attraktiven Arbeitgeber 

"Meine Arbeit ist sinnvoll"

Nach den Worten des Vorsitzenden des Bundes Katholischer Unternehmer, Ulrich Hemel, ist die Kirche nach wie vor ein attraktiver Arbeitgeber. Bei manchen Punkten sieht er aber auch noch Luft nach oben.

Menschen bei der Arbeit / © Kanghophoto (shutterstock)

"Die Sinnfrage, die sich in allen Unternehmen immer dringender stellt, ist in der Kirche grundsätzlich eigentlich gut zu beantworten. Wenn man in der Kirche arbeitet, arbeitet man in einem Umfeld, in dem es in der Regel nicht schwer fällt zu sagen: Meine Arbeit ist sinnvoll", sagte Hemel am Dienstag im Interview des Portals katholisch.de.

Forderung nach besserer Personalarbeit

Die Kirche habe auf diesem Gebiet ein Pfund, "mit dem sie noch gar nicht richtig gewuchert hat". Auch seien kirchliche Arbeitsplätze in der Regel bisher eher sicher gewesen - "auch wenn sich das mit Blick auf schrumpfende Kirchensteuereinnahmen in den kommenden Jahren etwas relativieren wird", so Hemel.

Auf die Frage, ob es eventuell auch eine bessere Personalarbeit brauche, sagte Hemel:"Das hat die Kirche tatsächlich lange vernachlässigt. Sie war sich immer gewiss, auf der 'guten Seite' zu stehen. Das hat sich natürlich mit den diversen Krisen und Skandalen der letzten Zeit relativiert." Dennoch tue die Kirche "so viel Gutes, aber sie muss das Ganze auch nach außen transportieren und darüber reden. Da bräuchte es eine Art Marketing- und Kommunikationskonzept."

Chance der Kirche in der Krise

Hemel zeigte sich überzeugt davon, "dass eine so große Krise, wie sie die Kirche jetzt gerade erlebt, eine fantastische Chance ist, sich auf den eigentlichen Kern zurückzubesinnen: eine Botschaft von einer unglaublichen Menschenfreundlichkeit und Strahlkraft." Es sei Aufgabe der Kirche, dies rüberzubringen. "Ich sehe sehr wohl, dass es nach wie vor viele Menschen guten Willens gibt, die bereit sind, sich für diese Kirche einzusetzen."

Und es gebe Menschen, die sich nicht nur ab-, sondern auch zuwenden, betonte Hemel. "Und sie tun das, wenn sie gute Erfahrungen machen. Die Kirche hat den Menschen immer noch viel zu sagen - vor allem wenn sie lernt, den Menschen erst einmal zuzuhören."

Defizite in der Leistungskultur

Mit Blick auf innerkirchliche Strukturen sagte Hemel, er sehe noch "viel Luft nach oben" beim Thema Führungsverständnis oder -handeln. "Auch in Sachen Leistungskultur sehe ich noch einige Defizite." Hemel erklärte: "Der Wert einer guten Leistungskultur mit einer Förderung echter Leistungsfreude ist noch nicht überall verstanden worden." Dazu gehöre auch ein kritisches Feedback und ein punktuelles Eingreifen.

Hemel ergänzte: "Grundsätzlich muss die Kirche in ihrem Verwaltungshandeln noch stärker als bisher auf Professionalisierung und Qualifikation achten." Die Kirche müsse sich einer "nachholenden Modernisierung" unterziehen.


Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel (privat)
Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel / ( privat )
Quelle:
KNA
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