Kirchliche Einrichtungen vom Hochwasser betroffen

Die katholische Bilanz

Nach und nach wird klar, welchen Schaden das Unwetter im Westen das Landes am Montagabend angerichtet hat. Auch mehrere Kirchen und Klöster sind nicht nur vom Hochwasser betroffen, sondern bieten unkompliziert Hilfe an.

Eine vom Unwetter umgerissene Darstellung von Jesus am Kreuz / © Boris Roessler (dpa)
Eine vom Unwetter umgerissene Darstellung von Jesus am Kreuz / © Boris Roessler ( dpa )

Kloster nimmt Unwetterflüchtlinge auf

Das Unwetter in Nordrhein-Westfalen hat am Montagabend auch den historischen Ortskern der Gemeinde Kornelimünster bei Aachen erreicht. Die historische Hochwassermarke von 1918 sei am Abend überschritten worden, berichtet der Abt des nahe gelegenen Benediktinerklosters Kornelimünster, Friedhelm Tissen, gegenüber DOMRADIO.DE.

Die Bewohner des Ortes wurden am Nachmittag aufgerufen ihre Häuser zu verlassen, und sich im höher liegenden Gymnasium einzufinden. Die Abtei Kornelimünster hat daraufhin kurz entschlossen ihre Türen für Hochwasserflüchtlinge geöffnet. Neun Personen seien gegen 22:30 Uhr im höher gelegenen Kloster eingetroffen und wurden in Gästezimmern untergebracht. Die Gäste seien „froh und dankbar“, dass sie im Kloster unterkommen konnten, und nicht ins Massenquartier mussten, so Abt Friedhelm. Der Abt geht davon aus, dass die Menschen auch die kommende Nacht im Kloster verbringen werden.

Gemeinde in Altena startet Gebetsaktion

Einer der ersten Orte, der am Montag in NRW vom Hochwasser erfasst wurde, ist die Gemeinde Altena im Märkischen Kreis. Sandra Schnell ist dort im Auftrag vom Bistum Essen Gemeindeleiterin, kann aber nur digital und per Telefon Kontakt zur Gemeinde aufnehmen, da sie in ihrem Wohnort Hagen selbst vom Hochwasser betroffen ist. 

Es sei gar nicht daran zu denken, in die Gemeinde zu fahren, da alle Straßen gesperrt und voller Geröll seien, sagt Schnell im DOMRADIO.DE-Interview: "Die Lage ist ziemlich dramatisch". Der kleine Fluss der Lenne, der im Tal durch den Ort fließt, sei am Abend zum reißenden Strom geworden. "Das Wasser kommt von den Bergen und sammelt sich im Tal."

Ursprünglich wollte die Gemeindeleiterin die Kirche der Gemeinde Sankt Matthäus in Altena öffnen, "für Menschen die evakuiert wurden, oder einen Moment der Ruhe suchen", da die Stadt Altena aber alle Einwohner dazu aufgerufen hat, in den Häusern zu bleiben, wurde die Idee wieder fallen gelassen. Stattdessen soll es am Abend eine Gebetsaktion geben. Um 19 Uhr sollen die Gemeindemitglieder eine Kerze ins Fenster stellen und das Vaterunser beten. "Als Zeichen der Solidarität - das hat in der Corona-Zeit ja auch gut geklappt."

Kinder flüchten in katholische Bildungsstätte

Im Kreis Euskirchen hat die Feuerwehr eine Jugendgruppe in die nahegelegene katholischen Bildungsstätte evakuiert, um Kindern und ihren Betreuen Zuflucht vor dem Unwetter zu bieten. Die Gruppe hatte auf dem Zeltplatz der Bildungsstätte Steinbachtalsperre ihre Zelte aufgeschlagen und war am Abend vom starken Regen und einem Stromausfall überrascht worden, so Einrichtungsleiter Tobias Kirchner gegenüber DOMRADIO.DE. Für die Sicherheit der Kinder sei das dabei zerstörte Türschloss "ein sehr überschaubares Opfer". Die Betreuer der Gruppe hätten schnell reagiert und seien sehr organisiert vorgegangen. Die Kinder seien trotz der unruhigen Nacht und des Stromausfalls inzwischen wieder "relativ munter". Verletzte habe es nicht gegeben.

Die Bildungsstätte Steinbachtalsperre liegt wenige hundert Meter von der Talsperre entfernt. Deren Damm drohe aufgrund des Unwetters zu brechen, meldet die Deutsche Presseagentur. "Der Stausee ist sehr voll mit Wasser", berichtet Kirchner, der die Nacht vor Ort verbracht hat. Für die Bildungsstätte bestehe aufgrund ihrer Lage neben dem Staudamm jedoch keine Gefahr. Den Ort Flamersheim könne es bei einem Dammbruch jedoch treffen. Zurzeit wird die Ortschaft unterhalb der Talsperre evakuiert, so der Kreis Euskirchen. Zur Beobachtung des Dammes seien das Technische Hilfswerk und die Polizei vor Ort.

Wasser im Altenberger Dom

Auch der Komplex der Jugendbildungsstätte im Erzbistum Köln - das Haus Altenberg - ist vom Hochwasser betroffen. Während das Wasser mit Sandsäcken zum größten Teil aus dem Dom herausgehalten werden konnte, stehen die Keller von Haus Altenberg komplett unter Wasser. Seit der Nacht wurde schon abgepumpt. Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp spricht im Interview von "Zeitweise dramatischen Zuständen". Ein Zeichnen der Hoffnung: Das Altenberger Licht, das jedes Jahr am 1. Mai von Jugendlichen entzündet wird und ein Zeichen für Frieden und Versöhnung ist, hat die Flut unbeschadet überstanden.

Katholisches Seniorenheim evakuiert

In Leverkusen kam es in der Nacht zu über 600 Feuerwehr-Einsätzen. Einer der Schwerpunkte war die Evakuierung des katholischen Seniorenheimes St. Elisabeth, wie die Stadt Leverkusen auf ihrer Facebook-Seite schreibt. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden in städtischen Unterkünften und Hotels untergebracht. Auch ein nahe gelegenes Krankenhaus musste evakuiert werden, Grund war hier ein Stromausfall.


Abt Friedhelm Tissen OSB (Abtei Kornelimünster)

Sandra Schnell / © Michael Schnell (privat)
Sandra Schnell / © Michael Schnell ( privat )

Diözesanjugendseelsorger Dr. Tobias Schwaderlapp / © Beatrice Tomasetti (DR)
Diözesanjugendseelsorger Dr. Tobias Schwaderlapp / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Überschwemmungen in Altenberg / © Tobias Schwaderlapp (privat)
Überschwemmungen in Altenberg / © Tobias Schwaderlapp ( privat )

Überschwemmungen in Altenberg / © Tobias Schwaderlapp (privat)
Überschwemmungen in Altenberg / © Tobias Schwaderlapp ( privat )

Hochwasser in Aachen / © Ralf Roeger (dpa)
Hochwasser in Aachen / © Ralf Roeger ( dpa )
Quelle:
DR