Die Katholische Akademie in Berlin wird 30 Jahre alt

"Der Standort ist Programm"

Berlins Katholische Akademie hat sich 30 Jahre nach ihrer Eröffnung in der Hauptstadt etabliert. Nach vielen Improvisationen der Gründungszeit ist sie ein gemeinsames Forum für Christen aus Ost und West geworden.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Die Katholische Akademie in Berlin / © Jannis Chavakis (KNA)
Die Katholische Akademie in Berlin / © Jannis Chavakis ( KNA )

Sie bot Raum für politische Diskussionen über Parteigrenzen hinweg und trug dazu bei, ostdeutsche Katholiken für die Demokratie fit zu machen: Vor 30 Jahren, am 27. Oktober 1990, wurde die Katholische Akademie in Berlin gegründet - die erste im Osten Deutschlands.

CDU-Politiker Werner Remmers war erster Direktor

Erster Direktor wurde der CDU-Politiker Werner Remmers. Er hatte bereits im Emsland das Ludwig-Windthorst-Haus, ebenfalls eine katholische Akademie, geleitet und war zuvor Landesminister in Niedersachsen. Kurz vor Gründung der Berliner Akademie hatte die von Gerhard Schröder geleitete SPD die Landtagswahl gewonnen und Remmers sein Ministeramt verloren.

Eine "Idealbesetzung" für die Akademiegründung, wie der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, den Gründungsdirektor bis heute sieht. Von Remmers' Kontakten profitierte die neue Einrichtung, die in Trägerschaft aller ostdeutscher Bistümer entstand und mit einer internationalen Tagung zum Thema "Kräfte zum Leben in Europa" begann.

Räume wurde am Anfang nach jeweiligem Bedarf gesucht

Am Anfang war vieles noch provisorisch, wie sich Georg Wichmann erinnert. "So mussten wir uns Räume nach dem jeweiligen Bedarf suchen", so der erste Verwaltungsleiter der Akademie. "Bei ganz großen Veranstaltungen haben wir auch das Auditorium maximum der Humboldt-Universität gefüllt."

Meist wurde jedoch ins bistumseigene Bernhard-Lichtenberg-Haus bei der Sankt-Hedwigs-Kathedrale eingeladen. Erst wenn es dort einen zu großen Andrang gab, ging es kurzfristig über den Boulevard Unter den Linden in die gegenüberliegende Universität. "Damals hatten wir wenige Mail-Adressen, maximal ein Fax, keine Handys", gibt Wichmann zu bedenken. Erst 1995 waren eigene Räume in der Hannoverschen Straße in Berlin-Mitte fertig.

Erste Impulse für Akademie scon in der DDR

Die Akademie war eine "Ost-Gründung", wie Hans Joachim Meyer, früher auch sächsischer Wissenschaftsminister, betont. Erste Impulse dafür hatte es schon in der DDR nach dem Dresdner Katholikentreffen 1987 gegeben. Die Initiative ging schließlich von der damaligen Berliner Bischofskonferenz der ostdeutschen Bistümer und dem neu gegründeten "Gemeinsamen Aktionsausschuss katholischer Christen in der DDR" aus: Mit der Vorbereitung beauftragten sie Karl-Heinz Ducke, den Leiter der Bischöflichen Studienstelle in Berlin. Als ein Moderator des Zentralen Runden Tisches der DDR hatte er sich 1989/90 über die Kirche hinaus einen Namen gemacht.

Die ostdeutschen Wurzeln der Akademie machten sich lange auch beim Publikum bemerkbar. "In den ersten Jahren kamen vor allem Leute aus den östlichen Gemeinden Berlins und aus Brandenburg", berichtet Wichmann. "Es gab damals viele West-Berliner, die grundsätzlich nicht in den Osten der Hauptstadt fahren wollten." Daran änderte sich zunächst wenig, obwohl auch prominente Katholiken aus dem Westen wie die CDU-Politikerin Hanna-Renate Laurien oft in der Akademie zu Gast waren.

Akademie gewann immer mehr an Bedeutung

Als Berlin immer stärker in seine bundespolitische Rolle hineinwuchs, gewann auch die katholische "Hauptstadt-Akademie" an Bedeutung. "Der Standort ist Programm", gab Remmers als Leitspruch vor. Als der Untersuchungsausschuss zur Parteispendenaffäre im Jahr 2000 in der Akademie tagte und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dort 2011 mit Papst Benedikt XVI. bei dessen Deutschlandbesuch zusammentraf, förderte dies auch die Bedeutung der Akademie im politischen Berlin.

Heute ist sie "eine katholische Stimme in Berlin: ein Ort der Reflexion über Gott und die Welt in der politischen Metropole", wie der heutige ZdK-Präsident Thomas Sternberg zum 30-jährigen Bestehen lobte. Eine große Feier wie zu früheren Gründungsjubiläen wird es in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie aber nicht geben. Stattdessen schaltet die Akademie am Dienstag extra zum Jubiläum eine besondere Internetseite frei. Dort sind unter anderem zwei Interviews zur Gründungsgeschichte und mehr als 30 Beiträge von Prominenten aus Politik, Religion und Kultur abrufbar. So trägt auch die Pandemie dazu bei, dass die Akademie sich mit ihrem heutigen Direktor Joachim Hake verstärkt den Sozialen Medien öffnet.


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