Das Forum Deutscher Katholiken wird 20 Jahre alt

"Die Verwirrung ist größer geworden"

Ein "lockerer Verband für papst- und kirchentreue Katholiken" ist nach eigener Darstellung das "Forum Deutscher Katholiken". Diesen Mittwoch wird der Verein 20 Jahre alt. Anlass für ein Gespräch mit Gründer und Leiter Hubert Gindert.

Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken 2017 / © Bert Bostelmann (KNA)
Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken 2017 / © Bert Bostelmann ( KNA )

KNA: Was hat die Gründung des Forums für die katholische Kirche in Deutschland bewirkt?

Hubert Gindert (Gründer und Leiter des "Forums Deutscher Katholiken"): Dass Katholiken auf kirchliche und gesellschaftliche Fragen, die kontrovers diskutiert werden, Antworten bekommen, die dem Glauben und der Sozialbotschaft der Kirche entsprechen. Deswegen kommen zu unseren jährlichen "Freude am Glauben"-Kongressen Teilnehmer von Rostock bis Südtirol. Denn sie wissen, dass wir kompetente und glaubenstreue Referenten einladen.

KNA: Warum braucht es das Forum heute noch?

Gindert: Weil die Verwirrung und Verunsicherung unter Katholiken in der deutschen Ortskirche größer als bei der Gründung des "Forums Deutscher Katholiken" geworden ist. Selbst Kirchgänger fragen heute: Was gilt eigentlich noch? Für unmissverständliche Antworten braucht es das Forum und andere klar sprechende Institutionen wie Radio Horeb, kath.net und "Die Tagespost".

KNA: Das Forum hat zeit seines Bestehens nie mit deutlicher Kritik an Andersmeinenden gespart. Sind Sie da im Rückblick auch mal übers Ziel hinausgeschossen?

Gindert: Unsere Kritik richtet sich nicht an irgendwelche "Andersmeinenden", sondern an solche, die im Namen und Auftrag der katholischen Lehre verkünden und lehren, etwa als Religionslehrer, Theologieprofessoren und auch Bischöfe. Sie haben bei ihrer Beauftragung zum Teil in feierlicher Form gelobt, die katholische Lehre zu vertreten und zu schützen. Wenn sie aber ihre persönliche, von der Lehre der Kirche abweichende Meinung vortragen, dann ist das Etikettenschwindel! Vielleicht meinen sie, am Wort Jesu und an der Lehre der Kirche so lange herumdrehen zu müssen, bis sie damit nicht mehr anecken.

KNA: Bis vor ein paar Jahren gab es noch päpstliche Grußworte für den jährlichen Forumskongress. Warum inzwischen nicht mehr?

Gindert: Mittlerweile bitten wir um Grußworte des Apostolischen Nuntius. Es ist uns klar geworden, dass der Papstbotschafter der Vertreter des Heiligen Vaters hierzulande ist.

KNA: Beim ersten Kongress hieß es, man wolle das Sprechen über den Glauben stärken. Zuletzt wurde indes eine Resolution verabschiedet, die eine "Keule der 'political correctness'" im öffentlichen Umgang konstatierte. Auch war die Rede vom "zwangsfinanzierten Staatsfunk" und angeblichen Sanktionen für Regierungskritiker. Was hat das mit Jesu Froher Botschaft zu tun?

Gindert: Auf allen unseren Kongressen wird über den Glauben gesprochen. Zum Glauben gehört für Katholiken auch die Sozialbotschaft der Kirche. Deswegen greifen wir immer auch gesellschaftspolitische Probleme auf - zum Beispiel Genderideologie, das Recht auf Leben, Frühsexualisierung der Kinder in Pflichtschulen, aktive Sterbehilfe. Die Feststellungen der Resolution "Gefährdung der Rechtsstaatlichkeit und unserer Freiheit", die 2019 in Ingolstadt verabschiedet wurde, lassen sich gut belegen. Die Kritik in den Medien daran fand darum nicht in der Sache, sondern nur pauschal statt.

KNA: Früher kamen zu dem Kongress bis zu 1.600 Teilnehmer - 2019 nicht mal mehr halb so viele. Welche Erklärung haben Sie dafür, und wie wollen Sie gegensteuern?

Gindert: Bis zu 1.600 Teilnehmer waren auch früher die Ausnahme und nicht die Regel. Beim ersten Kongress hatten wir zirka 650 Teilnehmer. Die Teilnehmerzahl hängt stark von der Attraktivität der Referenten ab. So hatten wir 2002 in Fulda bei der Anwesenheit von Kurienkardinal Joseph Ratzinger eine hohe Teilnehmerzahl. Diese hängt auch davon ab, ob die Pfarrer und religiösen Gemeinschaften vor Ort für den Kongress werben. Auf dem nächsten Kongress 2021 erwarten wir wieder einen starken Zuspruch. Im Übrigen gilt, was uns der damalige Kardinal Ratzinger einmal in Rom auf den Weg gab: "In der Kirche Gottes zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität."

KNA: Gegründet hat sich das Forum einst zum Zweck der Neuevangelisierung, also der Suche nach Wegen der Verkündigung der Botschaft Gottes in der modernen Gesellschaft. Dieses Ziel verfolgen heute auch junge Menschen mit Formaten wie der Augsburger "Mehr"-Konferenz. Warum gibt es zwischen dem Forum und solchen missionarischen Jugendaufbrüchen keine merkliche Kooperation?

Gindert: Unser Gründungszweck gilt heute wie vor 20 Jahren! Nun ist aber die Botschaft Gottes nicht diffus und nur emotional, sondern sehr konkret. Uns fehlen bei der "Mehr"-Konferenz zwei wesentliche Punkte, die konstitutionell für Katholiken sind: die Gesamtzahl der sieben Sakramente und die Muttergottesverehrung. Außerdem kommt uns der Weltauftrag der Katholiken zu kurz. So fehlt uns beispielsweise ein Aufruf: "In XY findet der Marsch für das Leben statt." Da gehören auch wir hin!

KNA: Jüngst erklärten Sie: "Die Corona-Pandemie ist auch eine Chance zur Umkehr." Umkehr wohin?

Gindert: Umkehr zu Gott und zum Nachdenken, was Gott uns mit der Corona-Pandemie sagen will. Sollten wir nicht zum Beispiel unseren Lebensstil überdenken? Denn, wenn Gott etwas mit dem realen Leben zu tun hat, woran ich glaube, kann ihm die Pandemie, die großes Leid über Menschen bringt, nicht gleichgültig sein. Wenn der allmächtige Gott die Pandemie zulässt, will er uns damit etwas sagen.

KNA: Sie feiern bald Ihren 87. Geburtstag. Machen Sie sich bereits Gedanken über Ihre Nachfolge an der Forumsspitze?

Gindert: Ich weiß schon, wann mein Geburtstag ist. Unabhängig davon, dass der Hinweis auf das Alter kein sachliches Kriterium ist, kann ich Sie beruhigen. Das Führungsteam wird derzeit umgebaut. Das wird voraussichtlich in einem Jahr abgeschlossen sein. Ob wir bis dahin auch einen neuen Sprecher haben - alle Mitglieder sind aufgerufen, sich dazu umzusehen -, werden wir sehen.

Das Interview führte Christopher Beschnitt.

 

Hubert Gindert / © Christopher Beschnitt (KNA)
Hubert Gindert / © Christopher Beschnitt ( KNA )
Quelle:
KNA
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