Erzbischof Becker wirbt für Solidarität in Krisenzeiten

Kein Abschied vom Kirchenverständnis

Der Erzbischof von Paderborn hat in seiner Messe an Pfingsten über das Zweite Vatikanische Konzil gesprochen. Dabei betonte er, dass sich mit diesem Reformprozess das Kirchenverständnis nicht erledigt habe. Man müsse sich von vertrauten Formen verabschieden.

Hans-Josef Becker, Paderborner Erzbischof / © Harald Oppitz (KNA)
Hans-Josef Becker, Paderborner Erzbischof / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat zu Pfingsten zu Zusammenhalt und Verständnis aufgerufen. "Nur Liebe schafft Einheit in der Verschiedenheit, nur Liebe überführt Schuld in Versöhnung, nur Liebe wagt den Schritt vom Gestern ins Morgen", sagte Becker am Sonntag im Paderborner Dom. So sollten Christen ihr Getauft-Sein als "Dauersakrament" verstehen, die frohe Botschaft Jesu zu verkünden, zu feiern und zu leben. Aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen waren den Angaben zufolge nur rund 100 Gottesdienstbesucher im Dom zugelassen, weitere konnten durch eine Live-Übertragung im Internet dabei sein.

"Schon lange müssen wir uns von manchen Inhalten und vertrauten Formen des Glaubenslebens und Kirche-Seins verabschieden", sagte Becker laut Predigttext. Persönliche Ansichten und gesellschaftliche Lebensstile hätten sich verändert und würden das auch weiter tun. Ebenso unterliege die katholische Kirche einem steten Wandel und Veränderungsprozess.

"Strukturen ändern sich"

Es sei wohl kein Zufall, dass sie sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil als "Volk Gottes" verstehe, erklärte der Paderborner Erzbischof. Mit dem damaligen Reformprozess habe sich die katholische Kirche keineswegs von ihrem Kirchenverständnis verabschiedet. Vielmehr ergänze sich beides. "Strukturen ändern sich. Auftrag und Verantwortung für das uns anvertraute Evangelium bleiben", unterstrich Becker.

Das Zweite Vatikanische Konzil, das von 1962 bis 1965 dauerte, steht für Erneuerung in der katholischen Kirche. Während der kirchlichen Versammlung berieten rund 2.800 Konzilsväter aus aller Welt in Rom über Reformvorhaben. Beschlossen wurden etwa eine Öffnung zur Ökumene und eine Liturgiereform. Erstmals in der Kirchengeschichte waren zu den Beratungen auch Beobachter aus orthodoxen und protestantischen Kirchen eingeladen. Im zweiten Jahr nahmen auch Laien teil. Ab 1964 durften erstmals Frauen zuhören. Das Zweite Vatikanische Konzil ist das bislang letzte Konzil, das von einem Papst einberufen wurde.


Quelle:
epd