Über die Rolle der Medien beim Thema Limburg

Showdown im Vatikan?

domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen über die Rolle der Medien in der Diskussion um den Limburger Bischof und die Folgen.

Die Medien und der Limburger Bischof (DR)
Die Medien und der Limburger Bischof / ( DR )

Wenn man die Schlagzeilen in den Medien vom vergangen Wochenende und Wochenanfang auf sich wirken lässt, stellt man schnell fest, der Bischof von Limburg hält sich immer noch ganz oben. Eine ganze Titelseite im Spiegel für "Gottes teuren Diener“, der in den Boulevardmedien nur noch "Protz-Bischof“ heißt. Die Spiegel-Fotomontage zeigt Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst mit Mozetta im Lila eines 500-Euroscheins.  Ein einzelner, einfacher,  kleiner Ortsbischof auf Deutschlands Nachrichten-Magazin Nr.1, der sich beim SPIEGEL auch graphisch völlig aus dem Rahmen betet, hat es das überhaupt schon einmal gegeben? Katholische Kirche immer wieder ganz oben in der Tageschau oder im Heute-Journal, und das, obwohl diesmal kein Papst zurückgetreten ist.

Alles zum Downloaden

Der Medienspirale dreht sich immer schneller und der mediale Wirbelsturm hat wenig von seiner Kraft der letzten Woche verloren, weil immer neue Details ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Offensichtlich sprudeln die Informanten jetzt nur so heraus und die sonst so verschwiegenen Kirchenkreise sind löchriger als der berühmte Schweizer Käse. Detaillierte Baupläne und die chronologische Baugeschichte kann man in der FAZ nachlesen oder im Internet downloaden. Die ganze Republik weiß inzwischen, wo und wie der Bischof von Limburg heiß baden kann. Erhitzte Gemüter Land auf Land ab diskutieren die Frage, wie denn im neuen Domizil des Bischofs oben auf dem Berg der Adventskranz aufgehängt werden könnte. Schon vor Wochen hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx in der Wochenzeitung "Die ZEIT“ festgestellt, dass "alle Medienaktivitäten ins Leere laufen, wenn da nichts ist“.

Spott und Hohn für Ego Limburg

Bei Bild.de konnte man schon in der letzten Woche abstimmen, jetzt kann man auch bei NTV anrufen und abstimmen, ob Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zurücktreten soll, für 50 Cent die Minute. Spott und Hohn wird gleich kübelweise im Netz ausgeschüttet. Es gibt inzwischen schon Internetseiten, die die besten bischöflichen Cartoons und Sprüche zusammenstellen. Twitter meldet im Sekundentakt, ob der Bischof gerade fliegt oder landet und bei Facebook macht eine nette Fotomontage "EGO Limburg“ die Runde, bei der man sich aus Legosteinen selber eine bischöfliche Residenz bauen kann. Der Express titelt heute “Luxus Bischof: Mit dem Billigflieger zur Beichte beim Papst“. Kommt es jetzt in Rom zum großen "Showdown“, wie in vielen, auch seriösen Medien spekuliert wird? Wer die verschieden Meldungen studiert, könnte meinen, es geht jetzt nur noch darum, ob der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zolltisch oder der Limburger Bischof zuerst beim Papst aufläuft. Vermutlich gibt es schon Fernsehsender die überlegen, wie sie wo in Rom am besten live dabei sein können… Wenn selbst bei Günther Jauch in der ARD Vorzeige-Talksendung am Sonntagabend  gleich alle fünf geladenen Gäste (fast) einer Meinung sind, wundert einen eigentlich gar nichts mehr.

Klarheit und Wahrheit im Medienzeitalter

Einige Medien überziehen, andere Medien haben offensichtlich längst jedes Maß verloren. Aber man muss auch festhalten – ohne die Medien und ihren Druck wäre die Welt des Bischofs von Limburg vermutlich nicht nur morgens um sieben Uhr noch in allerbester Ordnung. Dass einzelne Medienkollegen kirchliche Begriffe und Entscheidungswege durcheinanderbringen und sich schon mal mit den Begriffen vertun, spricht nicht grundsätzlich gegen sie. Eher schon muss die katholische Kirche auch selbstkritisch mit dem Limburger Bischof zugeben, dass die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit nicht immer optimal läuft. Wo kann man schon genau nachlesen, wer wo wann welche Finanzen verantwortet und entscheidet? Wer da zweifelt, der gebe in die Suchmaske des Bistums Limburg mal "Vermögensverwaltungsrat“ ein. Keine Erklärung ist in diesem Fall auch eine Erklärung. Hier wird sich die Kirche zukünftig sicher noch stärker bemühen müssen,  zumal die Begriffe auch im innerkirchlichen Raum von Nord nach Süd ganz unterschiedlich gebraucht werden und die Finanzströme auch ganz unterschiedlich verantwortet werden. Klarheit und Wahrheit und sind da die geforderten Wegweiser. 

Missverständnisse befürchtet

Und wenn selbst Papst Franziskus in Rom die hauseigene Bank in Frage stellt, wird niemand in Deutschland darauf setzen können, dass in Rom nach einer hoffentlich schnellen Entscheidung in Sachen Limburg sich alles schon wieder beruhigen wird und die kirchlichen Finanz- und Machtstrukturen nicht auf dem Prüfstand gehören. Der Generalvikar des Erzbistums München und Freising hat noch im August in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung Transparenz versprochen, was die Finanzen anbetrifft. Genaue Zahlen wollte er wegen gefürchteter Missverständnisse damals nicht nennen. Bis man wisse, wie groß das Vermögen der Kirche genau sei, könne es noch 2-3 Jahre dauern. Der Fall des Bischofs von Limburg und die mediale Behandlung zeigen jedoch, dass lange herausgeschobene Erklärungen im schnelllebigen Medienzeitalter bisweilen leider viel zu spät kommen.

Ingo Brüggenjürgen


Quelle:
DR