Bischof Wilmer wirft Vorvorgänger Versagen vor

"Das ist eine Katastrophe"

Klartext von höchster Bistumsstelle: Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer wirft seinem Vorvorgänger Josef Homeyer und der damaligen Bistumsleitung Versagen und Vertuschung in Sachen Missbrauch vor und spricht von einer "Katastrophe".

Bischof Heiner Wilmer / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Bischof Heiner Wilmer / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )

"Ich kann nur sagen: Im Zusammenhang mit der Causa Peter R. hat der damalige Bischof Josef Homeyer mit seiner Bistumsleitung nicht nur versagt, sondern sie haben fürchterliche Dinge zugedeckt, und das ist eine Katastrophe", sagt Wilmer am Mittwochabend im NDR. Der 2010 gestorbene Homeyer war von 1983 bis 2004 Bischof von Hildesheim.

Beschuldigter lebt als Ruheständler in Berlin

Nach einem Bericht der Hildesheimer "KirchenZeitung" bezieht Wilmer sich auf ein Gespräch mit einem Mitarbeiter seines Bistums. Dieser habe ihm versichert, die damalige Bistumsleitung über das Verhalten von Peter R. informiert zu haben. Außerdem habe es finanzielle Unregelmäßigkeiten gegeben, so die Zeitung. Die Bistumsleitung hat dem Mitarbeiter demnach mit einer Abmahnung gedroht, falls dieser nicht schweige.

Wilmer reagierte mit seinen Äußerungen auch auf neue Berichte über den Fall Peter R.. Der Jesuitenpater gilt als einer der Haupttäter im Missbrauchsskandal am Berliner Canisiuskolleg und war später bis 2003 unter anderem als Pfarrer im Bistum Hildesheim tätig. Der Beschuldigte lebt jetzt als Ruheständler in Berlin, wo sich das Kirchengericht des Erzbistums Berlin mit neuen Missbrauchsvorwürfen gegen ihn beschäftigt.

Am Dienstag sagte der Sprecher des Erzbistums, Stefan Förner, dass sich zusätzlich zu den bekannten Anschuldigungen weitere Betroffene äußern wollten. Das Bistum Hildesheim will laut Sprecher Volker Bauerfeld Kontakt zu bekannt gewordenen weiteren Opfern aus Chile aufnehmen.

Hilmer will von außen aufklären lassen

Die Äußerungen beziehen sich auf einen ARD-Bericht, der am Montagabend unter dem Titel "Meine Täter, die Priester" ausgestrahlt wurde. Dafür war der Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, Anfang des Jahres in Chile unterwegs auf den Spuren der Jesuitenpatres Peter R. und Wolfgang S., der beiden Hauptbeschuldigten vom Canisiuskolleg. An der Jesuitenschule waren Katsch und zahlreiche andere Schüler in den 1970er und 1980er Jahren missbraucht worden.

Für den Film besuchte Katsch unter anderem ein katholisches Sozialzentrum, das von Peter R. seit Jahrzehnten finanziell unterstützt wird und wo er auch häufig zu Gast war. Zudem hatten immer wieder Jugendliche von dort Peter R. in Deutschland besucht. Mehrere von ihnen berichten in dem Film von Übergriffen.

Bischof Wilmer kündigte im NDR darüber hinaus an, Missbrauchsfälle in seinem Bistum mit Hilfe von außen aufklären zu wollen: Dies sei notwendig, "um Betroffene zu finden, um hier auch adäquat vorzugehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir brauchen externen Sachverstand. Es ist unmöglich, dass Kirche hier nur eine Binnenkultur pflegt." (KNA) 

Bistum Hildesheim

Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar (KNA)
Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar ( KNA )

Zur Diözese Hildesheim zählen rund 538.000 Katholiken im östlichen Niedersachsen und im Norden Bremens. Das rund 30.000 Quadratkilometer große Bistum reicht von der Nordseeküste bis zu den südlichen Ausläufern des Harzes bei Göttingen und Duderstadt. Die Katholiken bilden im Bistum in fast allen Regionen der Diözese eine Minderheit (Diaspora).

Es zählt 119 Kirchengemeinden in 17 Dekanaten. Heiner Wilmer ist der 71. Bischof des Bistums. Er folgt auf Bischof Norbert Trelle, dessen altersbedingten Rücktritt Papst Franziskus am 9. September 2017 annahm.

Quelle:
KNA