Kohlgraf will verschärftes Kirchenstrafrecht

"Das sind Verbrechen"

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf fordert angesichts Tausender Fälle von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester Veränderungen im kirchlichen Strafrecht.

Bischof Peter Kohlgraf vor dem Dom / © Tomasetti (DR)
Bischof Peter Kohlgraf vor dem Dom / © Tomasetti ( DR )

"Das sind Verbrechen", sagte Kohlgraf der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" angesichts des am vergangenen Dienstag in Fulda von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellten Untersuchungsberichts. "Wir stellen uns dem" bekräftigte Kohlgraf.

Der Kirche stehe nun ein schwieriger Weg bevor, sagte Kohlgraf, der vor gut einem Jahr als Nachfolger des inzwischen verstorbenen Kardinals Karl Lehmann in sein Amt eingeführt wurde. "Ich kann nicht versprechen, dass es Missbrauch nicht mehr geben wird", so der Bischof weiter. "Aber ich kann versprechen, dass ich alles Menschenmögliche tun werde, um Missbrauch zu verhindern." Am Mittwoch hatte Kohlgraf sich in einem Interview bereits offen für eine Debatte über die Abschaffung des Pflichtzölibats gezeigt.

Zu milde Strafen

Die gegen Priester verhängten Sanktionen, die des Missbrauchs überführt worden seien, seien bisher "überraschend bis skandalös milde" gewesen, kritisierte Kohlgraf. Oft seien sie lediglich an einen anderen Dienstort versetzt worden. "Wir müssen den Katalog der Kirchenstrafen überdenken und wir brauchen zudem einheitliche Standards", führte Kohlgraf weiter aus. Er forderte zudem, auch katholische Internate, Heime, Kitas, Ordensgemeinschaften und Chöre in den Blick zu nehmen, die für die aktuelle Missbrauchsstudie nicht untersucht wurden.

Ein Forschungskonsortium wissenschaftlicher Institute aus Mannheim, Heidelberg und Gießen hatte nach der Untersuchung von über
38.000 Personal- und Handakten aus der Zeit nach dem Zeiten Weltkrieg bis heute 3.677 Opfer sexueller Übergriffe durch 1.670 Kleriker genannt. Unter anderem bescheinigt der Bericht der katholischen Kirche "klerikale Machtstrukturen", die bis heute sexuellen Missbrauch begünstigten. Als Motiv für die Täter weisen die Wissenschaftler ein "komplexes Zusammenspiel" von sexueller Unreife und verleugneter homosexueller Neigungen in einer teils offen homophoben Umgebung aus.


Quelle:
epd