Wormser bauen neuen Altar aus Lehm für ihren Dom

Etwas Selbstgemachtes zum Jubiläum

Was schenkt man einem Dom zum 1000. Geburtstag? Diese Frage beschäftigt die Wormser seit geraumer Zeit. Nun wird es etwas "Selbstgemachtes" werden. Zum Weihejubiläum bekommt der Dom einen Altar, an dem fast jeder mitbauen kann.

Wormser Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Wormser Dom / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Dieser Altar ist kein gewöhnlicher, oder?

Sebastian Grom (Journalist): Nein, das ist er ganz und gar nicht. Zunächst möchte ich einmal von meiner Warte sagen, dass es auch absolut überfällig ist, dass der Wormser Dom einen neuen Altar bekommt. Denn was bisher dort im Gotteshaus stand, war ein Provisorium, das nach dem Krieg hingestellt worden ist.

Jetzt gibt es ein ganz besonderes Geschenk, denn die Gemeindemitglieder gestalten diesen Altar selbst. Er wird aus Lehm hergestellt. Die Gemeindemitglieder, die Messdiener, der Rentner oder die Pfarrsekretärin: Alle sind herzlich eingeladen mitzuarbeiten. Jeder darf ein Stückchen Lehm nehmen, in die neue Altar-Verschalung hineinbringen, hineintragen, feststampfen.

Ich finde, das ist eine ganz tolle und gelungene Aktion von der Wormser Domgemeinde. Die Gemeinde ist Teil dieser wunderbaren Herstellung.

DOMRADIO.DE: Stampflehm ist der Grundbestandteil, aus dem der Altar im Moment entsteht, aber auch Zeitzeugnisse werden darin verbaut, oder?

Grom: Ja, genauso ist es. Da haben sich sehr viele Leute sehr viele Gedanken gemacht. 1000 Jahre gibt es den Wormser Dom jetzt. Man möchte diese Zeit auch in diesem Altar widerspiegeln.

Aus diesem Grund wird eine Tonscherbe eingearbeitet, die bei Ausgrabungen gefunden worden ist. Diese Scherbe dürfte mehr als 1000 Jahre alt sein. Hinzu kommt ein kleines Stück von einer ehemaligen Domglocke, die während des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen werden musste. Und zu guter Letzt wird noch eine Jubiläumsmünze in diesen Altar hinein getan. Eine Jubiläumsmünze, die in diesem Jahr herausgegeben worden ist, eben für das tausendjährige Weihejubiläum vom Wormser Dom.

1000 Jahre Geschichte in solch einem Altar, gibt es, glaube ich, nicht so häufig.

DOMRADIO.DE: Wie kam es zu dieser Idee?

Grom: Man hat sich in Worms natürlich über dieses Jubiläum in Worms viele Gedanken gemacht. Dabei waren die Domglocken ein ganz besonderes Projekt und der Altar das zweite Projekt. Man hat einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben. Daraufhin haben sich zwei Künstler gemeldet, die die Idee hatten, einen Altar aus Lehm herzustellen, bei dem alle mitwirken. Die Idee stammt von einem Künstlerduo aus Süddeutschland: Martin Rauch (Vorarlberg) und Anna Heringer, Laufen (Bayern). Ihnen war auch das Gemeinschaftliche an diesem Projekt wichtig. Und dann ist die Entscheidung ganz schnell auf diesen Entwurf gefallen.

DOMRADIO.DE: Der Aufbau ist auch schon in vollem Gange. Wie sieht es denn im Moment aus in Worms?

Grom: Als ich in den Dom gegangen bin, dachte ich zuerst, ich sei auf einer Baustelle. Überall waren irgendwelche Absperrbänder. Mitten im Altarraum gab es eine große Holzverschalung, zwei mal zwei Meter und noch zwei Meter hoch. Das sah aus wie ein großer Swimmingpool, und die Künstler haben diese Verschalung festgeschraubt. Da wurde zentimeterweise geschoben, gemacht und getan, damit alles den richtigen Platz hat.

Jetzt wird gerade der Lehm vor dem Dom angerührt. Da sind große Säcke, Mischmaschinen und Wasserbottiche dabei, und der Lehm wird dann Stück für Stück von den Gemeindemitgliedern über Schubkarren und abgesperrte Wege in den Altarraum gebracht – dahin, wo der Altar später stehen wird. Es ist eine große Baustelle aktuell, aber man kann sich auf das freuen, was danach kommt, wenn die Baustelle abgebaut wird.

DOMRADIO.DE: Dieser Altar soll dann am 25. November vom Mainzer Bischof Peter Kohlgraf geweiht werden, das heißt, bis dahin muss alles fertig sein. Was findet denn aktuell um den Wormser Dom herum zum großen Jubiläumsjahr statt?

Grom: Zunächst einmal wird noch einige Tage an dem Altar herumgewerkelt. Die Lehmschichten sind ja heute nicht alle fertig. Das sieht wirklich aus wie eine riesige Wanne, in die Lehm hineingebracht werden muss, reingetragen werden muss. Das wird bestimmt eine Woche dauern.

Und dann wird der Altarraum auch etwas abgesperrt, weil dieser Altar trocknen muss. Während der Altar trocknet, gibt es viele Konzerte im Wormser Dom. Unter anderem ist der Speyrer Domchor zu Gast mit fast 500 Sängerinnen und Sängern. Es gibt eine Dauerausstellung. Und dann nähern wir uns so langsam dem großen Finale: dem großen Weihe-Gottesdienst mit Peter Kohlgraf, unserem Bischof vom Bistum Mainz.

Nach diesem Weihe-Gottesdienst wird es auf dem Domplatz ein großes Fest mit Umtrunk geben. Da haben die Wormser schon ordentlich Erfahrung gesammelt, und sie werden dann sicher bei diesem Finale noch einmal alles geben.

Das Interview führte Verena Tröster.


Menschen bauen am "Lehm"-Altar / © Sebastian Grom (DR)
Menschen bauen am "Lehm"-Altar / © Sebastian Grom ( DR )

Holzverschalung des Altars im Wormser Dom / © Sebastian Grom (DR)
Holzverschalung des Altars im Wormser Dom / © Sebastian Grom ( DR )

Eine Nonne schaufelt Erde in den Altar-Rohbau / © Sebastian Grom (DR)
Eine Nonne schaufelt Erde in den Altar-Rohbau / © Sebastian Grom ( DR )
Quelle:
DR
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