Erzbischof warnt vor nationalem Egoismus bei Flüchtlingspolitik

Unversöhnliche Debatten

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat nationalen Egoismus in der Flüchtlingspolitik kritisiert. Der Blick auf lediglich die eigene Nation würde weltweit salonfähig, beklagte er in seiner Ansprache zum Liborifest.

Erzbischof Hans-Josef Becker (KNA)
Erzbischof Hans-Josef Becker / ( KNA )

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat nationalen Egoismus in der Flüchtlingspolitik kritisiert. Aktuell sei die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen hierzulande Gegenstand unversöhnlicher Debatten und politischer Macht, sagte Becker in seiner Festansprache zum Liborifest am Sonntag in Paderborn. Nationale Egoismen würden weltweit salonfähig und Staatsoberhäupter würden lediglich die eigene Nation sehen, beklagte Becker.

In einer solchen Zeit, in der die Bedeutung Europas immer wieder angefragt werde, sei beispielsweise die Verbindung zwischen dem Erzbistum Paderborn und dem französischen Partnerbistum von Le Mans wichtig. Das komme im Liborifest zum Ausdruck, das an die Ankunft der Reliquien des heiligen Liborius von Le Mans im Jahr 836 in Paderborn erinnert.

Warnung vor Ich-Besessenheit

Zuvor hatte Becker in seiner Predigt am Sonntagvormittag erklärt, dass zum Liborifest für den Frieden zwischen den Völkern gebetet werde. Unfriede gebe es auch im alltäglichen Leben, wenn sich Stärkere rücksichtslos auf Kosten der Schwachen durchsetzen wollten, kritisierte der Erzbischof im Pontifikalamt im Dom. Die Wurzel allen Unfriedens liege in der Entfernung von Gott, in der Nichtbeachtung seiner Weisungen und in einer Ich-Besessenheit. Grundlage des Friedens sei daher die Versöhnung mit Gott: "Je mehr wir uns an ihn halten, umso mehr können wir für den Frieden tun".

Das Liborifest, das als eines der ältesten Volksfeste Deutschlands gilt, steht in diesem Jahr unter dem Leitwort "behütet und bedacht". Auf dem Programm stehen neben weiteren Gottesdiensten und der traditionellen Kirmes auch Konzerte, Kabarett, Kleinkunst und Theater. Das Fest erinnert an den heiligen Liborius, den Schutzpatron des Domes, des Erzbistums und der Stadt. Den Abschluss der Festwoche bildet am 5. August ein "Tag der Familien".


Quelle:
epd