Vor 450 Jahren starb Albrecht von Preußen - Großmeister und Hohenzollernprinz

Urvater Preußens

Ein Dekret seiner Familie verhinderte zunächst weltliche Herrschaft, doch auch als Großmeister des Deutschen Ordens machte der Hohenzollerprinz Albrecht Politik. Mit einem Bekenntniswechsel wurde er zum Urvater Preußens.

 (DR)

Mit nur 20 Jahren schon Großmeister eines einflussreichen Ritterordens? Kein Problem, wenn man den richtigen Familiennamen trägt. Der Hohenzollernprinz Albrecht von Preußen wurde so im Jahr 1510 zum Vorsteher des Deutschen Ordens gewählt. Im Folgejahr trat er sein Amt als 37. Großmeister an. Ihm sollte niemand nachfolgen. Dass Albrecht der letzte Ordensmeister war, hatte er mit seiner Politik selbst zu verantworten.

Die Säkularisierung seiner Bruderschaft war die Geburtsstunde des Staates Preußen. Albrecht wurde 1490 im fränkischen Ansbach als Spross der Familie der Hohenzollern geboren. Die Familie Albrechts von Preußen, wie er später genannt wurde, sah für ihn eine geistliche Laufbahn vor.

Geistliche Laufbahn mangels weltlicher Karrieren

Der Grund: Eine Urkunde aus dem Jahr 1473 regelte die Erbangelegenheiten der Dynastie detailliert. Nach der sogenannten "Dispositio Achillea" wurden die familieneigenen Gebiete beim Tod eines Fürsten nicht unter seinen Söhnen stark zergliedert, sondern gewissermaßen am Stück vererbt.

Unter den 16 Geschwistern Albrechts waren zwei ältere Brüder, die als Markgrafen eingesetzt wurden. Somit war der weltliche Besitz verteilt, sodass Albrecht nur die kirchliche Laufbahn blieb. Als Großmeister des Deutschen Ordens war er faktisch aber ebenfalls Landesherr über ein weitläufiges Territorium. Zwar hatte der Deutschordensstaat an Land eingebüßt, Albrecht konnte aber immerhin noch über Ostpreußen gebieten.

Westpreußen und das Fürstbistum Ermland gehörten seit 1466 dem polnischen König Sigismund I. Nach einem 13-jährigen Krieg hatte der Orden dem Regenten außerdem einen Treueeid leisten müssen. Diesen erneuerte der neue Großmeister nicht.

Verweigerter Treueeid provozierte Unabhängigkeitskrieg

Dieser Affront war geplant und Voraussetzung für Albrechts Wahl. Von einem Mitglied der mächtigen Hohenzollern-Familie erhofften sich die Deutschordensritter das nötige politische Gewicht. Aus dem Deutschen Reich wurden Albrechts Ambitionen, den Orden zu alter Stärke zurückzuführen, allerdings nicht unterstützt.

Sowohl Kaiser Maximilian I. als auch sein Nachfolger Karl V. sahen Sigismund im Recht. Auch der Papst schlug sich auf die Seite des polnischen Königs. Als Albrecht den Treueeid weiterhin verweigerte, schickte Sigismund seine Soldaten gegen den Orden ins Feld. Der Deutsche Orden zog in den Unabhängigkeitskrieg.

Der sogenannte Reiterkrieg brachte ab 1519 zwar viel Unheil über die Region, fand aber keinen eindeutigen Sieger. Der Papst vermittelte zwei Jahre später einen vierjährigen Waffenstillstand. Auch in dieser Zeit konnte der Orden keinen neuen Unterstützer gewinnen.

Konversion zum Protestantismus schütze Königsfamilie

Der nächste Schritt Albrechts kam dennoch für viele überraschend: 1525 trat der Großmeister zum Protestantismus über. Der Deutsche Orden wurde damit säkularisiert. Im Frieden von Krakau wurde der Ordensstaat in ein erbliches Lehen der polnischen Krone umgewandelt. Albrecht wurde der erste Herzog des Herzogtums Preußen.

Der Reformator Martin Luther spielte bei dieser Entscheidung eine wichtige Rolle: In öffentlichen Reden und Briefen drängte Luther den Hohenzollern zum Bekenntniswechsel. Zwar blieb das polnische Königshaus katholisch, die neue protestantische Religion stand im Königreich allerdings unter einem gewissen Schutz.

Albrecht hatte bei seinem radikalen Schritt also nichts von seinem alten und neuen Lehensherren zu befürchten. In den Herrschaftsgebieten der Hohenzollern im Brandenburgischen wurde die Reformation allerdings vorsichtiger eingeführt. Die Familie wollte den habsburgischen, katholischen Kaiser nicht unnötig verärgern.

Politischer Machtwechsel aus Mangel an Erben

Albrecht erwies sich zunächst als geschickter Politiker, der sein junges Herzogtum beschützen und lange Zeit unabhängig halten konnte. Hofintrigen gegen die Ständevertreter in seinem Herrschaftsbereich riefen allerdings den polnischen König auf den Plan. Dieser ernannte neue, ihm loyale Hofräte für Albrecht, um diesen zu kontrollieren.

Der ehemalige Großmeister musste sich nun von den Ratgebern Sigismunds seine Politik diktieren lassen. 1568 erkrankten der verbitterte Herzog und seine zweite Ehefrau Anna Maria an der Pest. Am 20. März 1568 starb Albrecht von Preußen.

Etwa 50 Jahre später starb seine fränkisch-preußische Linie der Hohenzollern aus. Damit herrschten die Brandenburger Hohenzollern nun auch als Herzöge über Preußen - ab der Mitte des 17. Jahrhunderts sogar ohnen Lehenseid gegenüber dem polnischen König. Unter der Doppelherrschaft der Familie entwickelten sich die beiden Landesteile langsam zu einem einheitlichen Staat: Dieser wurde später als Preußen bekannt.

Christoph Koitka


Quelle:
KNA